Das Momentum aus Luzern nutzen

Das von uns Freidenkern initiierte Referendum gegen den Beitrag des Kantons Luzern an den Neubau der Kaserne im Vatikan war ein voller Erfolg: 71,5 Prozent der Stimmenden lehnten die Subventionszahlung ab. Das Ergebnis vom 25. September gibt uns Rückenwind. Wir müssen ihn nutzen und noch mehr zustande bringen!

Von Andreas Kyriacou

VatikanReferendum

Dass die Zeichen für die Abstimmung gut stehen, war seit dem erfolgreichen Referendum klar: In nur 30 Tagen hatten wir im März 7500 Unterschriften gegen den Beschluss des Luzerner Kantonsrats gesammelt, den Kasernenbau im Vatikan mit 400 000 Franken zu unterstützen. Am Abstimmungssonntag zeigte sich dann: Selbst unter den stimmberechtigten Mitgliedern der katholischen Kirche war die Finanzspritze an den Vatikan kaum mehrheitsfähig. (57 Prozent der Luzernerinnen und Luzerner sind noch katholisch.)

Politanalysten zeigten sich überrascht: Ausgerechnet Luzern mit seiner katholischen Tradition und seiner engen Verquickung mit der Schweizergarde sagte Nein. Für uns hingegen ist klar: Würden andere Kantone zu ihrer Vatikansubvention eine Volksabstimmung ermöglichen, wären ebenso klare Nein-Mehrheiten zu erwarten. Denn Statistiken zeigen, dass auch unter Kirchenmitgliedern die Verbundenheit mit der Institution und die Religiosität abnehmen. Nur noch gut die Hälfte der Katholiken und Katholikinnen glaubt sicher oder eher an ein Leben nach dem Tod. Und selbst die Frage, ob man an Gott glaube, beantwortet nur jeder zweite Katholik klar mit Ja.

Mediales Interesse gestiegen

Die Luzerner Abstimmung legte diese religiöse Distanzierung auch unter Kirchenmitgliedern offen. Und sie führte dazu, dass sich die Medien vermehrt für diesen Wandel und unsere Anliegen interessieren. Ich wurde zum Beispiel von der «NZZ am Sonntag» und der «Luzerner Zeitung» gebeten, das Abstimmungsergebnis zu deuten und zu veranschaulichen, wieso es nötig ist, dass der Staat säkularer auftritt und weshalb wir ihn und die Kirchen entflechten müssen. Ein offensichtliches Beispiel ist die Seelsorge. In Schweizer Spitälern und Heimen gibt es noch immer keine niederschwelligen Anlaufstellen für nichtgläubige Personen.

Das Luzerner Abstimmungsergebnis ermutigte den Kantonsrat Samuel Zbinden (Junge Grüne), zusammen mit weiteren jungen Ratsmitgliedern aus SP, GLP, FDP und SVP eine Motion einzureichen, um den Gottesbezug in der Präambel zur Luzerner Verfassung zu streichen (siehe «Aufgefallen» auf Seite 6). Auch dieser Vorstoss wurde medial ausgiebig besprochen. Das Interesse an säkularen Themen hält also an. Nutzen wir das Momentum!

Wallis-Petition «Die Million vors Volk»

Wir lancieren im Wallis – dem Kanton, der den Kasernenbau besonders grosszügig sponsern will – eine Petition «Die Million vors Volk» und bitten alle Kantonsregierungen, die Lotteriefonds plünderten, um die Kaserne im Vatikan mitzufinanzieren, mit einem Schreiben, auf ihre Entscheide zurückzukommen.

Aber wir müssen noch mehr tun. Das schaffen wir jedoch nur vereint. Meldet euch bei eurer Sektion oder der Geschäftsstelle, wenn ihr von einem für uns wichtigen politischen Vorstoss wisst oder Ideen habt, was wir anpacken sollten. Oder noch besser: Helft aktiv mit, in den Sektionen oder auf nationaler Ebene, beispielsweise bei der säkularen Flüchtlingshilfe, bei unseren Veranstaltungen – 2023 wollen wir den Tag der Apostasie nachholen und endlich wieder ein «Denkfest» durchführen – oder gleich im Vorstand. Wir brauchen Verstärkung!


Dieser Beitrag erschien mit der Analyse von Claude Longchamp in unserem Magazin. Hier findest du weitere Inhalte: 

Beitrag Claude Longchamp

 

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