Religionsfreiheit im Lichte des Mehrheitsarguments

Der überwiegende Teil all jener, die sich in Österreich als Demokraten ausgeben – allen voran die Christdemokraten –, vertreten die Meinung, dass der kirchlich bzw. religiös geprägte Einfluss wie jeder andere zu akzeptieren sei. In einer Demokratie gelte doch das Mehrheitsprinzip, wonach eben diese Mehrheit den Ton angibt und zeigt, wo es lang geht. Folgt man dieser Logik, muss also in einer Demokratie jede Mehrheitsmeinung akzeptiert werden, vor allem wenn diese mit Religion zu tun hat. Eine Analyse von Philippe Lorre.

Merkwürdige unterschiedliche Interpretationen der Religionsfreiheit im Lichte des Mehrheitsarguments

In der Türkei ist die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung muslimisch; nach offiziellen Statistiken sind es sogar beinahe 99 %. Entgegen der in der Türkei nach Artikel 24 der türkischen Verfassung geltenden Religionsfreiheit gibt es zahlreiche Beeinträchtigungen, so das staatliche Verbot, Pfarrer und Religionslehrer auszubilden und Behinderungen beim Bau von christlichen Kirchen. Die Christen Europas – an erster Stelle die Katholiken bzw. deren offizielles Organ der Vatikan – sprechen von inakzeptablen Diskriminierungen und unerträglicher Christophobie. So immer wieder auch in Österreich: Schönborn, Spindelegger und Konsorten tun besonders gerne ihre Empörung kund.

Es sind aber ebendiese Christen – Katholiken, Protestanten usw. –, die stets gebetsmühlenartig wiederholen, dass Demokratie auf dem Mehrheitsprinzip basiert. Die Christen dürften sich also darüber weder aufregen noch beschweren, dass man ihnen in der Türkei in verschiedenen Bereichen nicht die gleichen Rechte gewährt wie den Muslimen.

In der Schweiz – aber auch in Österreich – funktioniert es umgekehrt: Man verhindert den Bau von Moscheen und Minaretten, weil die Mehrheit der Bevölkerung christlich ist.

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