Science Slam – was ist das?

Science Slam – Freidenkerpreis-Gewinner Martin Moder war Europameister, Benedikt Meyer hat unter anderem den Science Slam in Basel gewonnen. Doch was ist das eigentlich genau? Und weshalb braucht es Science Slams? Jana Tischer und Marc Creus geben uns Einblick in die unterhaltsame Version der Wissenschaftskommunikation, von der wir an der Freidenkerpreis-Verleihung am Samstag eine Kostprobe geniessen dürfen.

Science Slam Basel 5

Die Aussicht auf kurze wissenschaftliche Vorträge lockte am 14. Oktober 2022 über 400 interessierte Personen in den grossen Saal des Pathé Küchlin in Basel. Beim dortigen Science Slam traten acht Slammerinnen und Slammer aus Basel und Zürich, die in den Bereichen Astrophysik, Biowissenschaften, Immunologie, Medizin, biomedizinische Ethik, Psychologie, Geschichte und Rechtswissenschaften studieren oder forschen, gegeneinander an. In acht Minuten haben sie mit verschiedenen kreativen Ideen entweder auf Englisch oder auf Deutsch ihr Thema vorgestellt. Dabei wurden die Zuschauenden nicht nur unterhalten, sie haben unter anderem auch gelernt, warum Bioinformatiker Helden im Kampf gegen Krebs sind, was bei der Pflege von alten Menschen in der Zukunft wichtig ist und was wir von Fruchtfliegen über Menschen lernen können.

Am Ende des Abends wählte das Publikum den Historiker Benedikt Meyer zum Gewinner, der in seinem Slam «Du und Sam und der erste August» mit Fakten und viel Humor erklärte, warum der 1. August in der Schweiz als Nationalfeiertag gefeiert wird. Mit nur wenigen Stimmen Unterschied wurde Doktorandin Anna Weber von der ETH Zürich Zweite mit «Welcome to the T-Cell Police» und Master Student der Rechtswissenschaften Jan Ruflin mit «Was Kühe mit Strafrecht zu tun haben» Dritter.

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Durch den Abend führte Jennifer Cain Birkmose, Mitbegründerin eines Gesundheitstechnologie-Unternehmens und TEDx Rednerin. Ausserhalb des Wettbewerbs ist der Gewinner des Science Slams 2019, Polymer-Chemiker Jens Gaitzsch, mit seinem Slam «Kampf dem Tiefkühlschrank! (für mRNA Impfstoffe)» aufgetreten. Zudem sorgte das Improvisations-Theater «Boutique Theatre Basel» für Unterhaltung und Physikerin Natascha Hedrich inspirierte als Gast-Rednerin das Publikum zum Thema Wissenschaftskommunikation.

Der Science Slam Club Basel
Die Idee des Science Slams wurde von Poetry Slams inspiriert und fand erstmals 2006 in Darmstadt in Deutschland statt. In der Schweiz fanden die ersten Science Slams Ende 2010 in Zürich und Bern statt. Mitglieder des Departements Chemie der Universität Basel holten im April 2011 den Science Slam nach Basel. Gastgeber des Abends des ersten Science Slams Basel war der Chemieprofessor und designierte Vizerektor für Forschung, Prof. Ed Constable und Gewinner war Oren Knopfmacher vom Swiss Nanoscience Institute. Die ersten Science Slams in Basel 2011 und 2012 wurden offiziell von der Universität Basel und der Fachhochschule Nordwestschweiz im Theater Basel organisiert.

Science Slam Basel 1

Im Jahr 2013 wurde der Science Slam Club der Universität Basel gegründet, um weiterhin jährliche Science Slams zu organisieren. Patric Bauman, der seine Doktorarbeit in Nanowissenschaften an der Uni Basel geschrieben hat, war der erste Präsident des Studentenclubs, gefolgt von mehreren anderen engagierten Doktorierenden. Seit 2013 lädt der Science Slam Club einmal jährlich alle interessierten Baslerinnen und Basler zu spannenden und unterhaltsamen Wissenschaftsvorträgen aus allen Disziplinen ein.

Neben den Science Slams ist der Verein seit vielen Jahren am FameLab-Wettbewerb beteiligt, indem er unter anderem jährliche Basler Halbfinals sowie 2017 das Schweizer Finale in der Markthalle organisierte. FameLab ist ein internationaler Wissenschaftskommunikationswettbewerb, bei dem Studierende und Nachwuchsforschende drei Minuten Zeit haben, einem breiten Publikum ein wissenschaftliches Thema zu erklären. Der ETH-Masterstudent und Vereinsmitglied Oskari Vinko gewann 2015 das Internationale Famelab Finale am berühmten Cheltenham Science Festival.

Fame Lab 1

Darüber hinaus hat der Science Slam Club auch andere Veranstaltungen zur Wissenschaftskommunikation organisiert, etwa im Rahmen der 555-Jahr-Feier der Universität Basel, der Fantasy Basel oder einen Science Slam auf der internationalen Konferenz über Molecular Systems Engineering, die von NCCR der Universität Basel organisiert wurde.

Förderung der Wissenschaftskommunikation
Der Verein organisiert neben Events für ein breites Publikum auch «Talking Science»-Workshops, in denen Studierende ihre Präsentationsfähigkeiten verbessern und lernen, wie sie wichtige Botschaften vermitteln können, wenn sie vor Publikum über Wissenschaft sprechen. Bei mehreren Gelegenheiten hat der Science Slam Club mit Freiwilligen des Toastmasters Club der Universität Basel zusammengearbeitet, um Workshops für Science Slam und Famelab Teilnehmende anzubieten. Alles in allem hat der Science Slam Basel Dutzende Male dazu beigetragen, Forschung «live» an die breite Öffentlichkeit zu vermitteln und Hunderte von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in der Kunst des öffentlichen Redens auszubilden. «Exzellente Wissenschaftsvorträge zu halten ist keine Zauberei, sondern Übung.»

Erklärtes Ziel des Science Slam Club Basels ist es, die Kommunikation der Wissenschaften an die Öffentlichkeit zu verbessern. Doch nicht nur die Forschenden, die bei Science Slams auftreten, und die Zuschauenden von profitieren von den unterhaltsamen Veranstaltungen. Sie sind auch eine gute Gelegenheit für den Austausch von Forschenden in der ganzen Schweiz sowie international. Für die Organisation der FameLab Halbfinals und des Finals kooperieren zum Beispiel die Universitäten in Basel, Zürich und Lausanne, Lifesciences Zurich, CERN, der British Council und weitere Organisationen. Und auch für Science Slams reisen regelmässig Teilnehmende aus anderen Städten an. In Basel ist zudem einige Male die Wissenschafts-Improtheater-Gruppe «The Catalyst» aus Lausanne aufgetreten. Damit kreieren solche Events wertvolle Netzwerke und fördern zukünftige Kollaborationen und innovative Ideen.

Leitung des Science Slam Clubs
Mit dem Science Slam 2022 im Pathé Küchlin führt der Science Slam Club Basel die Tradition des jährlichen Science Slams in Basel fort, welche nur in den Pandemie-Jahren 2020 und 2021 unterbrochen wurde. Präsidentin vom Verein ist Jana Tischer, die seit 2019 Mitglied ist und 2022 die Leitung übernommen hat. Jana ist Doktorandin an der Universität Basel am Departement Umweltwissenschaften, wo sie den mikrobiellen Stickstoffkreislauf in Seen untersucht. Fasziniert von der Umwelt und gleichzeitig entsetzt über die negativen Einflüsse des Menschen auf die Erde, war sie schon zu Schulzeiten. Daher studierte sie Biogeowissenschaften an der Friedrich-Schiller-Universität Jena in Deutschland.

Science Slam Basel 3

Ihre Leidenschaft für Wissenschaftskommunikation entdeckte sie während ihrer Doktorarbeit in Basel. «Die Umwelt ist in einem zunehmend schlechten Zustand. Neben Klimawandel und Biodiversitätskrise bedrohen viele weitere vom Menschen gemachte Umweltprobleme die Erde, denen immer noch zu wenig Beachtung geschenkt wird. Als Wissenschaftlerin möchte ich dazu beitragen, darüber aufzuklären und das Umweltbewusstsein der Menschen zu erhöhen.», sagt sie. Förderlich für ihre Liebe zur Wissenschaftskommunikation war auch, dass diese in der Schweiz durch verschiedene Stellen unterstützt wird. Das Graduate Center der Uni Basel bietet zum Beispiel einige Kurse an, in denen man lernen kann, wie Medienarbeit abläuft, wie man Infographiken erstellt, wie man Präsentationen gibt oder filmt und Videos macht. So kam es auch, dass sie seit 2020 die Teilnehmenden der FameLab Halbfinals in Basel und seit 2019 die Teilnehmenden der Science Slams filmt und anschliessend Videos über ihre Vorträge erstellt. Selbst am FameLab Halbfinale mitgemacht hat sie auch 2019. Und auch ausserhalb des Science Slam Clubs setzt sich Jana für Wissenschaftskommunikation ein, so schreibt sie wissenschaftliche Artikel für das Magazin 4-TEENS, für das Online-Magazin Nahaufnahmen und für ihren eigenen Blog über Umweltwissenschaften «Colors of Science».

Selbst kennt Jana Science Slams aus Deutschland: «Besonders im Gedächtnis geblieben ist mir der Slam eines singenden Informatikers in Göttingen, der darüber geslamt hat, dass Programmierer für ein besseres Ergebnis zusammen mit den Usern arbeiten sollen.» Für den Science Slam 2022 in Basel war sie es, die die Initiative ergriffen hat, um den Science Slam in Basel wiederzubeleben. Denn viele Mitglieder hatten den Verein seit dem letzten Science Slam 2019 verlassen, zudem war die Aktivität 2020 und 2021 eingeschränkt gewesen, vor allem aufgrund der fehlenden Planungssicherheit für Veranstaltungen. Sie erzählt: «Ein Science Slam ist so eine tolle und beliebte Sache, daher habe 2022 wieder Leben in den Verein gebracht um die Tradition am Leben zu erhalten. Ausser, dass es viel Spass macht einen Science Slam zu organisieren und Leuten aus der Wissenschaft eine Möglichkeit gibt, ihr Thema vorzustellen, ist es für mich persönlich eine wertvolle Erfahrung eine so grosse Veranstaltung zu organisieren.»

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Lieblingsthemen für Science Slams hat sie dabei nicht, denn jedes noch so abstrakte oder «langweilige» Thema kann mit einer kreativen Idee zum packenden Vortrag werden. «Das Schöne am Science Slam ist, dass er für alle Fachrichtungen offen ist. Dieses Jahr hat man beim Science Slam in Basel gesehen, dass Geschichte, Biologie und Rechtswissenschaften das Publikum gleichermassen begeistern können.» Trotzdem fand sie es schade, dass in diesem Jahr niemand aus den Umweltwissenschaften dabei war. «Leider konnte ich niemanden meiner Kolleginnen und Kollegen von der Uni überzeugen mitzumachen. Gleichzeitig gibt mir dies Lust nächstes Mal selber teilzunehmen und meine Forschung vorzustellen.»

Science Slam Basel 2022 und in Zukunft
Der Saal 1 des Pathé Küchlin war eine beeindruckende Kulisse für einen Science Slam, der sonst immer auf der Kleinen Bühne des Theater Basel stattfand. Doch es war kein Kinderspiel, den Science Slam im Pathé Küchlin zu organisieren. Die Idee wurde eher aus der Not heraus geboren, da das Theater Basel 2022 keine Kapazitäten für den Science Slam hatte. Nach einiger Suche nach einem Ersatzort hat der Verein im Sommer schliesslich die Zusage vom Pathé erhalten. Danach war nicht mehr viel Zeit um Sponsoren zu gewinnen, Teilnehmende und eine Person für die Moderation finden, ein Event-Poster zu machen, Tickets zu verkaufen, optimale Bedingungen im Saal für einen Science Slam zu schaffen und vieles weitere. All das wäre nicht möglich gewesen ohne ein engagiertes Team aus Doktorierenden, Forschenden und Studierenden aus Basel, die sich freiwillig für die Organisation des Events eingesetzt haben.

Auch in den nächsten Jahren plant der Science Slam Club spannende Veranstaltungen. Neue Mitglieder sind dabei jederzeit willkommen. Sowohl Studierende und Forschende der Uni Basel als auch alle anderen Interessierten können mitmachen und mitorganisieren. Da traditionell der Gewinner oder die Gewinnerin des Vorjahrs eingeladen wird, können sich die Zuschauenden für nächstes Mal schon darauf freuen, dass der Gewinner 2022 Benedikt Meyer wieder Spannendes über die Geschichte der Schweiz zu berichten hat.

Zur Website des Science Slam Basel geht es hier.

Die Bilder wurden von den AutorInnen zur Verfügung gestellt.