Das Engagement für ein wissenschaftlich plausibles Weltbild ist für die Freidenkenden zentral. Die Impfkampagne mit dem Slogan „Klar lasse ich mich impfen - aus Vernunft und Verantwortung“ ist unser humanistischer und rationaler Beitrag dafür, dass wir alle möglichst rasch auf die Einschränkungen, die die Pandemie mit sich gebracht hat, verzichten können.

Nein. Wir sehen die Impfung definitiv als Teil der Lösung - aber sicher nicht als Wundermittel. Da sich andere Länder für einen ehrgeizigeren Zeitplan als die Schweiz entschieden haben, lassen sich die Chancen und Risiken recht gut einschätzen, da längst grosse Datenmengen von grossflächigen Impfaktionen zur Verfügung stehen, und nicht nur die Ergebnisse der Vorstudien.

Es zeichnet sich ab, dass bei Geimpften kaum mehr schwere Verläufe vorkommen und dass Geimpfte auch kaum ansteckend sind. Das ist eine sehr erfreuliche Ausgangslage, denn bei übertragbaren Krankheiten bedeutet impfen ja im Idealfall Eigen- und Fremdschutz zugleich. Auch wenn nicht gesichert ist, dass die Impfstoffe gegen alle aktuellen und künftigen Mutationen gleichermassen wirken, dürfen wir im Moment darauf hoffen, dass wenn sich möglichst viele impfen lassen, wir schneller wieder all das tun können, worauf wir heute noch verzichten müssen.

Wir sehen in unserer Runde keine Wissenschaftsgläubigkeit, im Gegenteil: Thema des nächsten Denkfests ist „Muss die Wissenschaft repariert werden?“ Es gibt etliche Probleme im Wissenschaftsbetrieb, die eine fundierte Debatte benötigen: die Replikationskrise in Disziplinen wie der Psychologie, die problematischen Anreizsysteme im Publikationsbetrieb, Betrug und anderes mehr. Auf einen weiteren Aspekt, der seit der Forschung zu Sara-CoV-2 an Bedeutung gewonnen hat, geht die Virologin Emma Hodcroft im ersten Denkfest-Short-Video ein:

Wie lässt sich sicherstellen, dass Daten möglichst rasch mit anderen Forschenden geteilt werden, ohne dass die Wissenschaftlerinnen, die die Daten erheben, um eigene Veröffentlichungsgelegenheiten geprellt werden?

Wir erachten es klar als unsere Aufgabe, dass wir auch den Wissenschaftsbetrieb kritisch beäugen. Aber wir dürfen uns auch freuen, wenn die Wissenschaft hilft, akute Probleme zu mindern. Das Impfen gehört dazu. Es ist eine unserer erfolgreichsten Kulturtechniken, auch wenn sie weder ein Allheilmittel ist noch frei von Rückschlägen.

Wir positionieren uns zu dieser Frage bewusst nicht. Im Gegenteil: Wir haben in der Sommerausgabe 2020 (PDF) des frei denken in der Rubrik „pro & kontra“ eine befürwortende und eine ablehnende Stellungnahme abgedruckt. Zum freien Denken gehört unserer Auffassung nach auch, über unterschiedliche Perspektiven und Argumente zu reflektieren und sich dann eine sachkundige eigene Meinung zu bilden. 

Die Covid-Impfstoffe durchlaufen in der Schweiz alle das geregelte Zulassungsverfahren von Swissmedic. Die Behörde stützt sich auf die Daten, welche die Impfstoffhersteller im Rahmen ihrer Voruntersuchungen sammelten. Haupt- und Nebenwirkungen wurden also nach anerkannten Methoden untersucht. Die Impfstoffe kamen deutlich schneller auf den Markt, als dies für Medikamente und Impfstoffe für gewöhnlich der Fall ist. Gründe dafür gibt es viele. Dieser Guardian-Artikel fasst die wichtigsten gut zusammen.

Nebenwirkungen sind nicht ausgeschlossen, allerdings fallen diese in aller Regel harmlos aus: So kann es zu Schmerzen an der Einstichstelle, Müdigkeit, Kopf- und Muskelschmerzen kommen. Dieser higgs-Artikel liefert eine gute Übersicht über allfällige zu erwartende Nebenwirkungen. 

Beim BAG gibt's Infos zu allen Kantonen.