Nemo mit Dornenkrone - so what?

In seiner letzten Kolumne auf nau.ch empörte sich Sam Urech über Nemos Dornenkrone. Das können die Freidenkenden nicht so stehen lassen.

Jesus hätte applaudiert: Nemo stand für Minderheiten und Unterdrückte ein! Hätte Jesus sich wegen der Dornenkrone geärgert? Hätte er für diese Symbolik das Exklusivrecht beansprucht? Wohl kaum.

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Es ist offensichtlich, dass Nemo die Symbolik wohl kaum beabsichtigte. Es sind die Christen, die sich darüber empören wollen.

 

Eine dunkle Hexe, ein teuflisches Wesen, eine Dornenkrone – ob das Kunst oder schlechter Geschmack ist, sei dahingestellt. Darin eine «dämonische Performance» zu sehen und nicht einfach so etwas wie Fasnacht, finde ich erstaunlich.

 

«Unserer Gesellschaft ist offenbar nichts mehr heilig» schreibt Sam. Gut möglich, dass das so ist. Und das ist auch gut so! Religionen – die Glaubenssätze und heiligen Bücher – sollen und dürfen uns nicht heilig sein.

Christen und Muslime nehmen selbstverständlich für sich in Anspruch, dass ihre jeweilige Religion heilig ist. Daran haben wir uns gewöhnt. Aber was ist mit dem Glauben an schamanische Krafttiere? Und was mit dem Elefantengott Ganesha im Hinduismus?

Für mich als Atheistin sind alle Religionen gleichermassen absurd. In einer aufgeklärten Gesellschaft mit Meinungsfreiheit muss es möglich sein, kritisch über Religionen zu reden und auch über sie zu spotten.

Sam schreibt, dass Jesus allen Menschen Hoffnung gibt. Viele Menschen schöpfen durch den Humanismus und die Verwirklichung der Menschenrechte Hoffnung. Dafür setzen wir Freidenkenden uns ein. Wir brauchen keinen Umweg über Jesus oder einen anderen Heilsbringer.

Sam ist an unserem Freidenker-Stammtisch in Zürich herzlich willkommen – wir sind nicht empört, wenn er unsere Ansichten verspottet, sondern hoffen auf eine spannende Diskussion!

Weblinks:
https://www.nau.ch/news/stimmen-der-schweiz/nemo-mit-dornenkrone-hoffentlich-wusste-er-nicht-was-er-tut-66761501

https://www.nau.ch/news/stimmen-der-schweiz/nemo-mit-dornenkrone-so-what-66765566

Zur Autorin:

Sonja Stocker ist 44-jährig, hat einen Mann und drei Kinder und lebt in Zürich. Sie ist im Zentralvorstand der Freidenker-Vereinigung der Schweiz. Beruflich widmet sich Sonja dem Gebäudeschutz vor Hochwasser.