Die Freidenkenden Nordwestschweiz erheben energisch Einspruch gegen die Umbenennung des angesehenen "Matthäusplatz" in "Matthäuskirchplatz"

Matthäusplatz Basel

Die Freidenker-Vereinigung Nordwestschweiz erhebt energisch Einspruch gegen die Umbenennung des angesehenen "Matthäusplatz" in "Matthäuskirchplatz" und fordert nachdrücklich die Rückgängigmachung dieser Änderung.

 

Mit Bedauern haben die Freidenkenden Nordwestschweiz aus den Medien von der Namensänderung im Matthäus Quartier Basel erfahren und schliessen sich dem 1977 gegründeten Quartierverein "Matthäusplatz - Unser Platz" an. Warum soll der Bevölkerung ein Name aufgedrängt werden, den sie weder verwendet noch akzeptiert?

 

Die meisten Bewohner Basels würden eher verwirrt sein, wenn sie sich am "Seibi" treffen, denn nur Baslerinnen und Basler wissen, dass es sich um den "Barfüsserplatz" handelt. Es gibt einen guten Grund, Dinge beim richtigen Namen zu nennen, der für die Mehrheit verständlich und in Gebrauch ist. Das gilt auch für den Matthäusplatz – dieser Name ist weit verbreitet und fest etabliert. Wenn die Nomenklaturkommission ihre Zeit damit verschwendet, sich grundlos auf einen seit Jahrzehnten korrekt verwendeten Platznamen zu stürzen, könnte man sogar darüber nachdenken, die Kommission zu verkleinern – nur um die Dinge beim Namen zu nennen.

 

Selbst die Kirchgemeinde Kleinbasel bezeichnet den Platz auf ihrer Website als "Matthäusplatz". Wer, wenn nicht die Kirche, predigt besser wie der Platz vor ihrem Gebäude genannt wird? Nicht nur der Quartierverein nennt den Platz korrekt, sondern auch andere Beispiele zeigen, dass, wenn man nach dem Spielplatz googelt, dieser als "Spielplatz Matthäusplatz" bezeichnet wird. Es ist beinahe ironisch, dass selbst der Basler Grossrat den Namen besser kennt als der Regierungsrat. Ein Dokument im Staatsarchiv von 1981 lautet auf den "Ratschlag Neugestaltung des Matthäusplatzes", was verdeutlicht, wie der Platz traditionell bekannt ist. Zur Beschreibung wird der Grossrat sogar ausführlich und explizit: »Der Matthäusplatz liegt an der Mülheimerstrasse, welche die Grünflächen im unteren Kleinbasel untereinander und indirekt auch mit dem Claraplatz verbindet.»

 

Die Schwierigkeiten der Nomenklaturkommission bei der Benennung von Plätzen wurden auch bei der Einweihung des Herman-Hesse-Platzes im Jahr 2021 offensichtlich. Dem bekannten Freidenker aus Deutschland, der seinen ersten Erfolgsroman in Basel veröffentlichte, wurde weniger ein Platz als vielmehr eine Nische zwischen Gebäuden gewidmet, die hauptsächlich als Parkplatz für Mofas und Fahrräder dient. Wenn die Nomenklatur darauf abzielt, Orte so zu benennen, wie es auf der Regierungswebsite heisst – "Wichtige Kriterien sind ihre Eignung zur Orientierung im öffentlichen Raum, die Unverwechselbarkeit und ihr identitätsstiftender Beitrag für die Öffentlichkeit" – dann müsste der Herman-Hesse-Platz einfach "Parkplatz" heissen, denn Herman Hesse übernachtete damals im fast 200 Meter entfernten Hotel Krafft und nicht (auf einer der für einen Platz fehlenden Sitzbänke) in dieser dunklen Nische.

 

Es ist unlogisch, dass ein modernes Quartier aus dem 19. Jahrhundert im 21. Jahrhundert einen mittelalterlich anmutenden "Kirchplatz" erhalten soll. Entsprechend diesem Schema müssten wir den Namen unserer Stadt auch in "Basilia" ändern – dem ersten urkundlich erwähnten Namen Basels. Da dies jedoch eine Vielzahl von Änderungen nach sich ziehen würde und im Ausland für Aufsehen sorgen könnte, sollten wir beim Namen "Basel" bleiben, der sich eingebürgert hat und allgemein gebräuchlich ist – genauso wie der Name "Matthäusplatz". Es wäre unzumutbar, dass die Einwohner von Basel sich an einen neuen Namen gewöhnen müssen, alteingesessene Vereine plötzlich ihren Namen ändern müssen und der samstägliche Matthäusmarkt plötzlich an einem anderen Ort stattfindet.

Die Tatsache, dass Basel in den letzten 50 Jahren fast 120.000 Mitglieder der römisch-katholischen und evangelisch-reformierten Kirche verloren hat und Konfessionsfreie laut Bundesamt für Statistik seit diesem Jahr schweizweit die Mehrheit bilden, ist der Nomenklaturkommission nicht entgangen, und offensichtlich versucht sie dagegen zu steuern. Der Zeitpunkt für die Namensänderung eines Platzes, der seit über 130 Jahren friedlich besteht und dem Quartier bis heute grosse Freude bereitet, ist äusserst fragwürdig.

 

Fehler können immer vorkommen und sind nicht unbedingt problematisch, solange sie korrigiert werden. Als konstruktive Kritik schlagen wir vor, dass die Nomenklaturkommission künftige Änderungen im Voraus veröffentlicht, damit die Bevölkerung, Quartiervereine und Interessengruppen entsprechend eingebunden werden können.

 

Die Freidenker Nordwestschweiz fordern, dass die Vorsteherin des Justiz- und Sicherheitsdepartements, Stephanie Eymann, zusammen mit der Nomenklaturkommission, ihrer Verantwortung gerecht wird und diese willkürliche Änderung rückgängig macht. Der Platz sollte weiterhin den Namen tragen, den alle kennen: Matthäusplatz.