Kein «weiter so» im Missbrauch-Skandal: Der katholischen Kirche den Geldhahn zudrehen

Der am Dienstag erschienene und erschreckende Bericht zum systematischen Missbrauch in der römisch-katholischen Kirche der Schweiz muss Konsequenzen haben. Die Freidenker-Vereinigung der Schweiz fordert, dass die Behörden ihrer Verantwortung nun nachkommen und alle Zahlungen zugunsten der Kirche möglichst stoppen. Es braucht aber nun zwingend auch tiefgreifendere Reformen.

Missbrauch

Die Enthüllungen durch die Uni Zürich zum sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche zeigen in erschreckender Weise auf, wie gross, widerlich und systematisch die Verfehlungen sind. Gemäss Autorinnen sind die über 1000 Missbrauchsfälle nur die «Spitze des Eisbergs». Neben der strafrechtlichen Verfolgung der Täter braucht es aber weitere, einschneidende Schritte. Denn die Kirche schützte Täter, leugnete schlimmste Verbrechen, vertuschte, bagatellisierte, liess Akten verschwinden. Dies muss zwingend Konsequenzen haben.

Die Freidenker-Vereinigung ruft alle Behörden, die öffentliche Gelder zugunsten der Kirche sprechen, auf, die Geldflüsse zu stoppen. Insgesamt erhält die Kirche (gemäss Blick) über 100 Millionen Franken an Steuergeldern, mit denen unter anderem auch die Gehälter von Priestern – und möglichen Tätern – bezahlt werden. Hinzu kommen unter anderem über 170 Millionen Franken, für die Unternehmen zur Zahlung per Gesetz gezwungen werden. Diese ohnehin unhaltbaren Zustände werden durch die Erkenntnisse vom Dienstag noch viel schlimmer. Der Staat muss nun unbedingt seine Verantwortung wahrnehmen. Was braucht es noch, damit der Staat die Kirche und deren sogenannten Würdenträger endlich nicht mehr mit Samthandschuhen anfasst?

Im Kanton Bern, der der katholischen Kirche einen Blankocheck über jährlich 12 Millionen Franken ausstellt, hat Grossrat Tobias Vögeli bereits die Initiative ergriffen. Er fordert das einzig richtige: Den sofortigen Stopp dieser Zahlungen. Die Freidenker-Vereinigung der Schweiz ihrerseits fordert sämtliche Verteterinnen und Vertreter der Kantone auf, diesem Vorbild zu folgen.

Neben dieser Sofortmassnahmen braucht es – selbstredend – zusätzliche Schritte: Der Staat muss die katholische Kirche nun zwingen, Tabula rasa zu machen und sie die Pflicht nehmen, ihre systematischen Verfehlungen tiefgreifend aufzuarbeiten und ihr System zu reformieren. Die FVS fordert die politischen Mandatsträgerinnen und -träger auf, die Widerwärtigkeiten zum Anlass zu nehmen, der Sonderbehandlung der Kirchen endlich ein Ende zu setzen und von ihr – wie anderen Gemeinschaften auch – verbindliche Leistungsverträge zu verlangen. Die rechtliche Sonderstellung als Landeskirche gehört abgeschafft.