Extrem: Wie erklär ich’s meinem Kind

«Extreme» ist das Thema des diesjährigen Camp Quest, dem Sommercamps für 10- bis 15-Jährige, das vom 23. bis 29. Juli im Berner Oberland stattfindet. Da drängt sich die Frage auf: Was ist eigentlich extrem? Versuch einer Erklärung für die Kids.

Von Vera Bueller

Chamäleon

Extremismus ist wie ein Chamäleon, das verschiedene Farben annehmen kann. Mal politisch, mal religiös, aber immer stets radikal. Und gerade weil die Welt im Moment ziemlich verrückt ist, mit ihren politischen Grabenkämpfen und religiösen Streitereien, ist Extremismus für viele total in.

Beim religiösen Extremismus geht es darum, dass Menschen ihre Religion so ernst nehmen, dass sie andere Glaubensrichtungen total blöd finden. Es gibt zum Beispiel die Hardcore-Fans der heiligen Schriften, die auch vor Gewalt nicht zurückschrecken, um ihre Ziele durchzusetzen. Mit politischem Extremismus hingegen sind Menschen gemeint, die das politische System und die Gesellschaft komplett umkrempeln wollen.

Das Overton-Fenster
Jetzt fragst du dich bestimmt: Was ist normal und was ist extrem? Hier kommt das Overton-Fenster ins Spiel. Das ist ein ziemlich cleveres Konzept des amerikanischen Politikprofessors Joseph P. Overton. Es zeigt uns, welche Meinungen gerade in sind und welche als extrem gelten. Aber wie jede Mode ändert sich auch das Overton-Fenster mit der Zeit. Ein Beispiel? Früher waren Umweltschutz und Klimawandel für viele Menschen total abgefahren, heute ist das absolut gesellschaftsfähig. Oder denk mal an LGBTQ+-Rechte: Heute sind gleichgeschlechtliche Ehen, Adoptionsrechte und vieles mehr völlig normal – früher undenkbar.

Echokammern und Filterblasen
Extremismus beginnt dort, wo Toleranz und Respekt vor der Meinungsfreiheit anderer aufhören. Was als extrem gilt, ist von Land zu Land und von Kultur zu Kultur verschieden.

Und was kann man gegen Extremismus tun? Die besten Waffen sind Bildung, Medien und Bürgerbeteiligung. Sie helfen uns, kritisches Denken zu entwickeln, und bieten eine Plattform für Diskussionen. Aber Vorsicht: Wenn Medien nur noch eine Meinung vertreten, führt das zu Radikalisierung, weil sich manche Menschen nicht mehr repräsentiert fühlen. Es können sogenannte Echokammern und Filterblasen entstehen, die die Polarisierung und das Aufkommen extremistischer Positionen verstärken.

Manchmal können extreme Positionen auch positive Veränderungen an- stossen, indem sie auf Missstände oder notwendige Veränderungen hinweisen. Aber auch hier ist Vorsicht geboten: Die möglichen positiven Effekte rechtfertigen in der Regel nicht die Gefahren und Probleme, die extremistische Positionen und Meinungen mit sich bringen können.

Wo ist die Grenze zu ziehen?
Die Frage, wo Extremismus beginnt, ist nicht einfach zu beantworten. Wie in der Mode kommen und gehen Trends. Wichtig ist, dass wir immer wachsam bleiben und uns fragen: Wie weit darf Meinungsfreiheit gehen, ohne demokratische Grundwerte und die Freiheit anderer zu gefährden?

Wir alle können dazu beitragen, den Extremismus einzudämmen. Bildung und Austausch sind dabei das A und O. Je mehr wir voneinander lernen und miteinander reden, desto besser können wir uns in andere hineinversetzen. Das hilft uns, offen für neue Ideen zu sein, ohne unsere eigenen Überzeugungen zu verlieren.

Lernen, mit Medien umzugehen
Auch die Medien spielen eine wichtige Rolle bei der Meinungsbildung. Wenn sie fair und ausgewogen berichten, können sie dazu beitragen, extremistischen Tendenzen vorzubeugen. Gleichzeitig müssen wir lernen, kritisch mit den Medien umzugehen und uns nicht von Schlagzeilen blenden zu lassen. Extremismus ist ein sensibles Thema, das uns alle angeht. Auch wenn es manchmal schwierig ist, die Grenze zwischen normal und extrem zu zie- hen, dürfen wir die Augen nicht davor verschliessen. Nur wenn wir uns aktiv damit auseinandersetzen und zusam- menarbeiten, können wir eine offene und tolerante Gesellschaft schaffen, in der extremistische Positionen keinen Platz haben. 

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