«Wieviel Trennung von Staat und Kirche braucht es im Kanton Bern?»

Die Freidenker-Vereinigung der Schweiz (FVS) setzt sich seit 1908 für die Trennung von Staat und Kirche ein. Wir beteiligen uns am politischen Diskurs, legen die Privilegien der Kirchen offen und engagieren uns dafür, dass auch Menschen ohne Religionszugehörigkeit Gehör finden.

Podium 2

Die Trennung von Staat und Kirche bedeutet unter anderem den Verzicht auf die finanzielle Unterstützung der Kirchen mit staatlichen Geldern und auf die staatliche Erhebung der Kirchensteuern. Im Kanton Bern erhalten die Landeskirchen nämlich nicht nur die vom Staat für sie eingetriebenen Kirchensteuern. 60 bis 80 Millionen Franken kommen jedes Jahr zusätzlich aus allgemeinen Steuergeldern dazu – ganz zu schweigen von  weiteren versteckten Quersubventionen

Gleichzeitig tritt die Bevölkerung in rekordhohen Zahlen aus den Kirchen aus: 1910 gehörten laut Bundesamt für Statistik (BFS) noch fast 99% der Schweizer Bevölkerung einer Landeskirche an. Heute deklariert sich rund ein Drittel der Menschen im Land ohne Religionszugehörigkeit!  Und ein Grossteil derer, die noch nicht ausgetreten sind, praktizieren ihre Religion kaum.Die Privilegien der Kirchen, zu Beginn des 20. Jahrhunderts vielleicht noch gerechtfertigt, lassen sich spätestens heute durch nichts mehr begründen. Dieser Wandel in der Gesellschaft muss sich endlich auch in der Politik spiegeln. Aus Sicht der Freidenkenden müssen sich auch religiöse Gruppen ohne staatliche Privilegierung dem freien Wettbewerb der Weltanschauungen und Meinungen stellen. Was im Kanton Genf schon relativ gut funktioniert, hat im Kanton Bern noch viel Potenzial.

Wie weit die Trennung von Kirche und Staat aus Sicht der politischen Parteien fortgeschritten ist und ob die Sonderstellung der Landeskirche im kantonalen Recht noch angebracht ist, diskutiert die FVS am 27. Mai in der Cinématte am Polit-Podium mit renommierten Gästen aus der kantonalen und nationalen Politik sowie aus der Wissenschaft: Professor Stöckli von der Universität Freiburg, Politologe und Historiker Claude Longchamp, SP-Grossrätin und Nationalratskandidatin Meret Schindler, FDP-Grossrätin Claudine Esseiva und EVP-Nationalrat Marc Jost.

Die Sektion Bern der Freidenker-Vereinigung organisiert diese Veranstaltungen gemeinsam mit dem Dachverband FVS. Sie profitiert von neuer Stärke, fusionierte sie doch zu ihrem 100-Jahr-Jubiläum im vergangenen März mit der Sektion Solothurn-Grenchen zur neu zweitgrössten Sektion der FVS. Historikerin und Mitglied Eliane Schmid erzählt aus den alten Protokolleinträgen von «Chikanen», die «Gesinnungsfreunde» in der Anfangszeit nach 1923 etwa von Arbeitgebern erlebten, oder vom Vorschlag eines Mitglieds 1927, «wöchentlich einmal ein Inserat: ‘Denken befreit’ erscheinen zu lassen» - ein Slogan, der bis heute Gültigkeit hat.


Termin: Samstag, 27. Mai 2023 15.45 - 18 Uhr, Kinosaal Cinématte, Bern

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