«Was Mai Thi Nguyen-Kim und Martin Moder leisten, ist grandios!»

Ein wohlverdienter Sieg des Science Slam in Basel, den der gebürtige Basler Benedikt Meyer letztes Wochenende erzielte. Seinen Slam zur Geschichte des 1.August dürfen wir nun an der Freidenkerpreis-Verleihung im Theater Fauteuil in Basel geniessen. Er bildet die perfekte Verbindung zwischen Mai Thi Nguyen-Kim und Martin Moder, die wir mit dem Freidenkerpreis ehren: zwei internationalen Stars der Wissenschaftskommunikation und Benedikt Meyer, eine Grösse aus der Schweizer Szene. Wir durften ihm vorab ein paar Fragen stellen.

Benedikt Meyer 2

Freidenker-Vereinigung Schweiz: Herzliche Gratulation zu deinem Sieg am Science Slam in Basel! Was bedeutet dir dieser Titel?
Natürlich ist es schön zu gewinnen, aber darum geht’s bei Science Slams nicht. Es geht um den Spass an der Wissenschaft und den hatten wir: das Publikum, ich und die anderen Slammenden. Zudem war’s schön im Saal des Küchlin aufzutreten. In diesem Kino habe ich schon Star Wars und viele andere pädagogisch und künstlerisch wertvolle Filme gesehen…

Welche Beziehung hast du zur Science Slam Szene in der Schweiz? Und wie siehst Du die internationale Szene.
In der Schweiz sind wir ein überschaubarer Haufen sehr feiner Leute. Ich mag alle super gut. International habe ich keine Ahnung. Das ist ja das Schöne: Es gibt von Mexiko bis Südkorea engagierte Leute und tolle Events - aber wir sind nicht Fussball. Es gibt keine WM, keinen Wettbewerb, kein standardisiertes Produkt. Wenn ich mal woanders bin, kann ich mir da etwas anschauen und sehe, ah, die machen das so, interessant.

Was bedeutet es dir, mit Mai Thi Nguyen-Kim und Martin Moder auf der Bühne zu stehen?
Mir bedeutet es ja unter uns gesagt noch mehr, hinter der Bühne mit ihnen zu quatschen! Aber es ist schon cool. Was die beiden leisten, ist grandios! Es ist so wichtig, solche Leute zu haben, die einem breiten Publikum zeigen, dass kritisches Denken nicht weh tut, sondern einen weiterbringt. Dass Wissenschaft interessant ist, hilft, Spass macht und zu einem schönen Teint verhilft.

Ein schöner Teint?
Naja, das Workout beim Bühnenauftritt hält fit :-) Und Gehirn-Jogging bei der Vorbereitung mache ich gerne unter freiem Himmel. Meine Erfahrung ist, dass Wissenschaftskommunikation gerade in so lebhafter Form in überraschend vielen Lebensbereichen zur Qualitätsverbesserung beiträgt, als man oft denkt

Du kannst ja noch viel tausend andere Dinge, wie sieht dein Portfolio aktuell aus?
Ich trete mit meinem Historischen Kabarett auf, mache literarische Projekte, schreibe historische Auftragsarbeiten und mache Wissenschaftsjournalismus. Und manchmal sitze ich auch einfach nur da und schau auf den Rhein.

Und worauf freust du dich am meisten?
Nach dem Auftritt am Freidenkerpreis freue ich mich ganz besonders auf den Kabarett-Abend in der Berner La Cappella am 15. November.

Wo steht die Wissenschaftskommunikation in der Schweiz heute?
Ich habe da keinen umfassenden Überblick, aber mir scheint, dass extrem viele Leute extrem gute Arbeit leisten. Die Frage ist, ob sie auch ausserhalb der sowieso schon wissenschaftsaffinen Kreise ankommt. Ich hatte das Privileg, Michael Hengartner bei seiner Kolumne im Sonntagsblick zu unterstützen. Das war fantastisch, weil wir da Leute erreicht haben, die nicht per se wissenschaftsfreundlich eingestellt sind.

Können wir als Freidenker-Vereinigung dazu etwas beitragen?
Natürlich! Es können alle etwas beitragen. Und ihr habt das mit Eurem Engagement bei den Freiheitsimpflern ja auch schon sehr gut gemacht – merci dafür. Aber hey, es ist 2022! Jeder kann sich gegen Fake News und anderen Quatsch engagieren. Es ist genug Bullshit für alle da!

Wie meinst du das mit dem Bullshit?
Es gibt soviel Quatsch, der verbreitet wird! Verschwörungstheorien, QAnon, Autoritarismus, Rassismus, Antisemitismus, etc. Es gibt unglaublich viel zu tun und wir dürfen uns alle da zur Verbreitung von Wissenschaft und Fakten engagieren, wo wir wirklich Kompetenzen haben.

Was würde die Wissenschaft und die neuen Erkenntnisse, die täglich gewonnen werden, aus deiner Sicht am meisten unterstützen?
Psychotherapien für die Minderwertigkeitskomplexe von Leuten, die denken, Akademikerinnen und Akademiker wären eine Elite. Das sind wir nicht. Wir sind Fachleute. Wir haben von bestimmten Themen viel Ahnung und von allem anderen nicht. Und wir haben genauso Zahnschmerzen, Ärger mit der Swisscom und schwierige Kinder wie alle andern auch.

Mich ärgert unsere wissenschaftsskeptische Grundstimmung. Diese Abneigung gegen «die Gstudierten». Dass man laut herausposaunt, wenn man ein KMU hat, aber einen Doktortitel verschweigt. Beides sind tolle Leistungen und ich persönlich mag Leute, die wissen was sie tun – ob das nun Chemiker oder Strassenbauer sind, ist mir egal: die haben beide interessantes zu erzählen.

Wir reden in der Schweiz ja immer gern über Kosten und Wissenschaft ist nicht umsonst. Aber warum wir als Gesellschaft so viel in Bildung investieren, bloss um dann am Schluss die hart erarbeiteten Erkenntnisse der Experten zu ignorieren, verstehe ich beim besten Willen nicht.

Was wünschst du dir von der Freidenker-Vereinigung in Zukunft?
Dass sie sich einbringt und Verantwortung übernimmt.

Wo sehen wir dich demnächst?
Im Fauteuil, dänk! Die Frage ist, wo sehe ich Euch?

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