Von Lesezirkeln und Redeverbot

Zwischen zwei Wolkenbrüchen, aber doch ohne Regen, traf sich eine Schar von Interessierten am 19. September abends auf dem Brupbacherplatz in Zürich. Dieser Platz erinnert an das Ärzte-Ehepaar Paulette Brupbacher-Raygrodski (1880 – 1967) und Fritz Brupbacher (1874 – 1945).

Fritz und Paulette Brupbacher
Fritz Brupbacher und Paulette Brupbacher-Raygrodski

Thomas Schenker und Sonja Stocker, beide aktive Mitglieder der Zürcher Regionalgruppe, skizzierten die Mosaiksteine des Lebens dieser beiden aussergewöhnlichen Menschen. Paulette kämpfte für die Anliegen der Frauen resp. der Familien, für Kindergeld, Kinderkrippen sowie Mutterschaftsurlaub, und sie forderte die Legalisierung und Finanzierung von Verhütungsmitteln und Abtreibung. 1936 erhielt sie vom Kanton Solothurn Redeverbot (vom Bundesgericht bestätigt). Fritz widmete sich neben seiner ärztlichen Tätigkeit im damaligen Arbeiterquartier Aussersihl dem freiheitlichen Sozialismus. Von 1900 – 1904 sass Fritz Brupbacher im Zürcher Gemeinderat. Er gründete Lesezirkel, hielt Referate und war beteiligt an der Herausgabe verschiedener revolutionärer und reformistischer Zeitschriften.

Thomas Schenker

Thomas Schenker 

Vor allem kämpfte er mit den Gewerkschaften für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen des Proletariats. Auch war er ein entschiedener Antimilitarist und Anarchist, was letztendlich zu seinem Ausschluss sowohl aus der SP als auch aus der KP führte. Anschliessend an die gelungene Veranstaltung wurde von der Regionalgruppe Zürich ein leckeres Gelato offeriert.