"Im Namen Gottes des Allmächtigen" - Freidenker Replik

Im Walliser Boten werden regelmässig unter der Rubrik "Kirche und Welt" die Positionen der Kirche zu aktuellen Tagesthemen publiziert. In Ermangelung einer solchen medialen Plattform können wir der Stimme der Konfessionsfreien lediglich in Form von kleinen Leserbriefen Ausdruck verleihen. Dennoch wollen wir es nicht unterlassen, die Aussagen der Kirche zu qualifizieren und im Verhältnis zu einer weltoffenen Wertehaltung zu setzen.

So erschien am 19. Januar 2019 unter dem Titel "Im Namen Gottes des Allmächtigen"  im Walliser Boten ein Artikel aus der Feder von "KID/pm", den wir nicht unkommentiert lassen konnten. Weil wir noch nicht wissen, ob unsere Replik den Platz eines Leserbriefes sprengen wird, veröffentlichen wir unsere Gedanken vorab online:

Verallgemeinerung

Die Freidenker möchten klarstellen, dass unter den gut 10% Konfessionsfreien im Wallis nicht alle Personen davon überzeugt sind, dass alles an "Gottes Segen gelegen" ist, auch wenn die Kirche dies suggeriert indem sie das wort "wir" verwendet und damit vielen von der Kantonsverfassung betroffenen Andersdenkenden diese Worte in den Mund legt.

Humanistische Pflicht

Wir denken ebenfalls, dass ein wettkampfartiges Auflisten von Verbrechen in der Vergangenheit einem sinnstiftenden Dialog im Weg steht. Jedoch sehen wir es - als unfreiwillige Mitfinanciers der Kirche - als unsere humanistische Pflicht an, an die Kirche zu appellieren, dass sie ihre internen Mechanismen zur Vertuschung von Fehlverhalten von Geistlichen sucht und ändert. Wir übernehmen Verantwortung für die Zukunft und wollen deshalb sicherstellen, dass unser hart verdientes Geld nicht dafür genutzt wird, weitere Verbrecher zu schützen.

Aufruf zur Rückbesinnung

Unter diese Pflicht fällt auch unsere Kritik an der Kirche dafür, dass sie sich auf der weltlichen Gesetzgebung ausruht und  von Anders- und Nichtgläubigen in unserem Kanton Geld einzieht, statt sich auf das Kanonische Recht zu besinnen, welches dem Bischof von Sitten lediglich erlaubt, Geld von Christen zu verlangen. Tatsächlich fänden wir eine Rückbesinnung in dieser Hinsicht sehr willkommen: aber bevor die Politik sich zurückbesinnt, soll doch die Kirche mit gutem Beispiel voran gehen.

Für weltanschauliche Gleichberechtigung

Dass weltanschauliche Gleichberechtigung als Tyrannei der "falschdenkenden" Minderheit betrachtet wird, sehen wir mit grossem Sorgen, denn so werden Minoritäten kategorisch mundtot gemacht von einer Insitution, die Angst davor hat mit anderen Weltanschauungen auf Augenhöhe konfrontiert zu werden.

 

Addendum vom 26.2.2019: Dieser Leserbrief wurde mittlerweile publiziert.