Die Verfassung und die Kirche

Am 25. November 2018 wählte die Walliser Stimmbevölkerung 130 Personen, um die Verfassung des Kantons zu erneuern. Mit Christian Schnidrig, Matthias Hurni und Melanie Hartmann stellten sich drei Personen aus der Freidenker-Vereinigung im Oberwallis für die Liste Nr. 4 "Zukunft Wallis" zu Wahl, im Unterwallis der Präsident der Freidenkersektion der französischsprachigen Schweiz, Thierry Dewier, auf der Liste des "Appel Citoyen".

Vor, während und nach diesen Wahlen fand ein starker Austausch und ein öffentlicher Diskurs über das Verhältnis von Kirche und Staat im Wallis statt. Alle Kandidaten aus den Reihen der Freidenkenden erhielten beachtlich viele Stimmen; das stimmt uns zuversichtlich! Für die Wahl in den Verfassungsrat reichte es zwar keinem von uns, doch der öffentliche Diskurs über das Verhältnis von Kirche und Staat im Wallis hat neue Fahrt aufgenommen.

Uns scheint es wichtig, zum einen den Organisatorinnen und Organisatoren der Liste "Zukunft Wallis" für ihren Mut sowie die enorme organisatorische und finanzielle Unterstützung unseren Dank auszusprechen, und zum anderen Wege aufzuzeigen, wie eine Trennung von Staat und Kirche aussehen könnte. Aus diesem Grund hat unser Vorstand folgende Mitteilung im Walliser Boten veröffentlichen lassen (Der letzte Absatz mit der Danksagung wurde leider in der Publikation gekürzt):

Kirche und Verfassung

Debatten über das Verhältnis von Kirche und Staat im Wallis treffen stets einen Nerv. Lediglich die Liste "Zukunft Wallis" wagte es, diesem Thema mit Modernisierungswillen zu begegnen; selbst wenn dies Wählerstimmen kostete. Umso mehr weiss die Walliser Sektion der Freidenkervereinigung es zu schätzen, dass die Kandidaten der Liste Nr. 4 das Ideal der weltanschaulichen Gleichberechtigung verteidigen. Wir sind uns bewusst, dass die Diskussionen über das Verhältnis von Kirche und Staat hitzig ausfallen werden und dass die Verfassung auch mehrheitsfähig sein muss.

Die Präambel der neuen Verfassung könnte auch «Im Namen des Volkes» und «auf der Grundlage unserer gemeinsamen Werte» lauten, doch die Probleme in unserem Kanton in Bezug auf das Verhältnis von Staat und Kirche sind derart schwerwiegend, dass die Präambel letzten Endes vernachlässigbar ist: Wenn die Gemeinden das Recht erhalten würden, um selber entscheiden zu dürfen, ob sie die Defizitgarantie und die Löhne für die ortsansässigen Pfarreien übernehmen wollen, wäre bereits ein grosser Schritt getan, damit das Bistum Sitten in Zusammenarbeit mit seinen Pfarreien eine transparentere und solidarischere Lösung für die Finanzierung durch die Kirchenmitglieder finden könnte.

Wir bedanken uns bei den Organisatoren der Liste "Zukunft Wallis", dass sie allen politstrategischen Überlegungen zum Trotz das Verhältnis von Kirche und Staat nicht einfach ausgeklammert haben und wir wünschen den gewählten Kandidatinnen und Kandidaten viel Erfolg!