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(file: @@FD-4-2011.pdf@@)Freidenker-Vereinigung der Schweiz «Freiheit ist alles – aber stell dir vor, keiner geht hin. Sind wir vielleicht doch nicht so frei, wie wir glauben? Und wenn doch, wie hoch ist der Preis der Freiheit?» Vince Ebert Seite 14 4 I 2011 Foto Kim Ludvigsen Impressionen einer Premiere: Denkfest Konfessionslose in den Nationalrat Gerichtssache Kruzifix! Evolutionstheorie und NS-Ideologie IHEU: Humanismus und Frieden Papst und Kirche in der Kritik Seite 10 Seite 4 Seite 5 Seite 8 Seite 12 Seite 13 2 I Inhalt Neues Material für Standaktionen ..................... 2 Kurs «Weltliche Rituale» ..................................... 3 Reta Caspar Säkulare Diskussionen ........................................ 3 Schweiz Jungliberale nehmen die Kirchensteuerpflicht juristischer Personen ins Visier .......................... 4 Schweiz Wahlen 2011 ....................................................... 4 Kanton Tessin Kruzifix kommt vor das Verwaltungsgericht .... 5 Kanton Wallis Entlassung von Valentin Abgottspon kommt vor das Verwaltungsgericht .................. 5 Spendenaufruf .................................................... 5 Prix Courage 2011 Nomination von Valentin Abgottspon .............. 5 Thomas Junker Trug die Evolutionstheorie zur NS-Ideologie bei? ......................................... 6 Impressionen vom Denkfest Zürich ................... 8 Roset Bild der Wissenschaft ....................................... 11 IHEU-Kongress 2011 Humanismus und Frieden ................................ 12 International Kirche in der Kritik ........................................... 13 Lesen ................................................................. 14 Agenda ............................................................. 15 Adressen ........................................................... 16 Postkarten zum Kirchenaustritt Auf der Rückseite können allgemeine oder spezielle Informationen angefordert werden. frei denken. Denken befreit. Frei Denkende sind Menschen, die sich von Dogmen und tradierten Autoritäten gelöst haben Neues Material für Standaktionen konfessionsfrei und sich in dieser Freiheit für ein menschen- und umweltfreundliches Miteinander auf dieser Welt einsetzen. Roll-up-Display 80x200 cm mit dem Sujet der FVS-Broschüre humanistisch Freiheit bedeutet auch Verantwortung, anderen dieselbe Freiheit zuzugestehen und von ihnen ebenfalls Verantwortung zu fordern. tolerant Freidenker-Vereinigung der Schweiz Seit 1908 die Interessenvertretung der Konfessionsfreien in der Schweiz www.frei-denken.ch Wahrscheinlich gibt es keinen Gott Impressum Herausgeberin: Freidenker-Vereinigung der Schweiz Geschäftsstelle Postfach 3001 Bern 031 371 65 67 www.frei-denken.ch Postkonto 84-4452-6 IBAN: CH7909000000840044526 Erscheinungsweise: vierteljährlich Redaktionsschluss: 10. des Vormonats Auflage: 2200 Redaktion: Reta Caspar redaktion@frei-denken.ch Jahresabonnement: Schweiz: Fr. 30.–, Ausland: Fr. 35.– (B-Post) Zweitabonnement für Mitglieder aus der Romandie und dem Tessin: Fr. 10.– Probeabonnement: 2 Nummern gratis Korrektorat: Petra Meyer www.korrektorium.ch Druck und Spedition: Printoset Flurstrasse 93 8047 Zürich www.printoset.ch ISSN 1662-9043 96. Jahrgang Namentlich gekennzeichnete Beiträge können, aber müssen nicht mit der Ansicht der Redaktion übereinstimmen. Eine Sammlung von 20 Postkarten mit Schlagzeilen zu einem bewegenden Thema. Farbe: Blau/Grün auf Weiss, Fr. 20.– (inkl. Porto), zu bestellen bei der FVS-Geschäftsstelle. frei denken. 4 I 2011 Editorial I 3 Säkulare Diskussionen Nach fast einem Jahr Vorbereitungszeit ist anfangs September das Denkfest in Zürich über die Bühne gegangen. Für die FVS war dies der erste Anlass in dieser Grössenordnung. Die Reaktionen des Publikums waren spontan enthusiastisch und Andreas Kyriacou und der FVS wurde grosser Respekt für die tadellose Organisation gezollt. Das Bedürfnis nach Veranstaltungen, an denen säkulare SkeptikerInnen, interessierte BürgerInnen mit WissenschaftlerInnen zusammentreffen, ist manifest geworden. Eine gründliche Analyse braucht jedoch Zeit. Deshalb drucken wir in dieser Nummer lediglich Impressionen ab für jene, die nicht dabei sein konnten. Dem Grossen Vorstand soll im November eine Bilanz vorgelegt werden. In Deutschland gibt derweil der Papstbesuch zu reden – insbesondere seine Rede vor dem Parlament. Davon profitieren auch die Säkularen in der Schweiz, weil das Verhältnis Staat– Kirche auf allen deutschen TV-Kanälen diskutiert wird und überall auch prominente säkulare VertreterInnen zu Wort kommen. Diese Debatten können für die Konfessionslosen im Kanton Zürich, die mit einer eigenen Nationalratsliste einen Farbtupfer in die Wahllandschaft gesetzt haben, das fehlende Wahlbudget wenigstens ein Stück weit wettmachen, weil über deren Kernthema, die Trennung von Staat und Kirche, debattiert wird. Auch die Initiativen der Jungfreisinnigen zur Abschaffung der Kirchensteuerpflicht für juristische Personen bringt eines der Kernthemen der FVS auf die politische Bühne. Der Wegfall dieser Steuern wäre für die Kirchen ein entscheidender Einschnitt. Das hat sich im Kanton Neuenburg deutlich gezeigt: Wo die Kirchen ihre Gelder ohne staatlichen Zwang und ohne staatliche Unterstützung eintreiben müssen, gehen die Einnahmen dramatisch zurück. Wo Freiheit besteht, wird sie auch genutzt. Daneben schaffen verschiedene Prozesse im Wallis und im Tessin Öffentlichkeit über Missstände im Verhältnis Staat–Kirchen und bringen Forderungen der FVS in die Medien. Porträts von FVS-Mitgliedern in verschiedenen Medien ergänzen das öffentliche Bild der FVS als einer Gruppierung von Menschen wie du und ich, die – unaufgeregt, aber konsequent – beim Thema Staat–Kirche sehr genau hinschaut und Missstände kritisiert. Medienberichte über Ergebnisse der Religionssoziologie, welche die Säkularisierung in der Schweiz als Trend bestätigen und aufzeigen, dass die grosse Mehrheit der Bevölkerung der Schweiz der Religion distanziert gegenübersteht, dass in den nächsten Jahren die Hälfte der reformierten Kirchen in der Stadt Zürich nicht mehr benötigt wird etc., stützen die Forderung der Freidenker-Vereinigung der Schweiz nach weiterer Säkularisierung: Die Säkularen sind salonfähig geworden. Reta Caspar Weltliche Rituale Sonntag, 27. November 2011 9:30–16:00 Uhr in Olten Immer mehr Menschen halten Ausschau nach weltlichen Ritualen. Sie in einer besonderen Lebenssituation zu begleiten, ist eine schöne Aufgabe. In allen Sektionen werden weitere RitualbegleiterInnen gebraucht. Der Kurs bietet eine Einführung, die den Einstieg in die Tätigkeit ermöglicht. Zusätzlich wird auf Wunsch eine Begleitung durch eine erfahrene Person angeboten. Die Vertiefung erfolgt in jährlichen Weiterbildungsangeboten. Kursleitung: Reta Caspar, Ritualbegleiterin seit 2001 Kurskosten: Fr. 150.– (inkl. Kursunterlagen und Kaffee/Gipfeli/Mineral. Lunch bringt jede/r selber mit.) Anmeldung: Einzahlung des Kursgeldes auf das Konto der FVS: PC 84-4452-6, Vermerk «Ritualkurs» Auskünfte: Geschäftsstelle FVS 031 371 65 67 (zeitweise Beantworter) www.frei-denken.ch «Veranstaltungen» frei denken. 4 I 2011 4 I Schweiz Jungliberale nehmen die Kirchensteuerpflicht juristischer Personen ins Visier In mehreren Kantonen fordern die Jungliberalen die Abschaffung der Zwangs-Kirchensteuer für juristische Personen. Kt. FR: Volksmotion Die Freiburger Jungfreisinnigen haben am 21. Juli beim Kantonsparlament eine Volksmotion mit 351 Unterschriften eingereicht mit dem Ziel, die Kirchensteuer für juristische Personen als freiwillig zu erklären. 2005 belief sich dieser Steuerertrag auf insgesamt 88 Millionen Franken. Kt. GR: Initiative Die Bündner Jungfreisinnigen haben am 1. September mit der Unterschriftensammlung für ihre Initiative «Weniger Steuern fürs Gewerbe» begonnen und innert 14 Tagen schon 1000 von 4000 Unterschriften beisammen. Für die Kirchen stehen im Kanton Graubünden rund 10 Millionen Franken auf dem Spiel. Kt. ZH: Initiative Die Zürcher Jungfreisinnigen haben die Lancierung einer kantonalen Volksinitiative zur Abschaffung der Kirchensteuerpflicht für Firmen (juristische Personen) beschlossen und wollen damit das Gewerbe um durchschnittlich 100 Millionen Franken pro Jahr entlasten. Der Sammelstart war auf Ende August 2011 vorgesehen. Zürcher Freidenker begrüssten die Initiative der Jungfreisinnigen, plädieren aber für mehrheitsfähige Variante Die Zürcher Freidenker gratulierten den Jungfreisinnigen zu ihrem Ansinnen, die Kirchensteuerpflicht für juristische Personen abzuschaffen. Unternehmerische Zwangsabgaben an Religionsgemeinschaften sind ein rechtsstaatliches Ärgernis, welches beseitigt gehört. Die Freidenker hoffen, dass ein Zürcherisches Ja schweizweit Signalwirkung haben wird. Umso wichtiger ist es aus ihrer Sicht, dass ein mehrheitsfähiger Initiativtext zur Abstimmung gebracht wird. Nach Einschätzung der Zürcher Freidenker dürfte eine reine Abschaffungsinitiative, welche links der religiösen Mitte mehrheitlich primär als Steuersenkungsvorlage eingestuft werden dürfte, an der Urne wenig Chancen haben. Was nötig ist, ist eine Vorlage, die den Staat mit den nötigen Mitteln alimentiert, um zurzeit an die Kirchen delegierte soziale Aufgaben selbst übernehmen zu können oder auszuschreiben. Es gilt nur einen vergleichsweise kleinen Teil der Beiträge zu kompensieren, die heute zwangsweise an die Kirchen umgeteilt werden, denn die Kirchen arbeiten als soziale Dienstleister höchst ineffizient – gemäss Nationalfondsstudie von Marti et al. (2010) macht soziales Engagement nur rund ein Drittel der kirchlichen Dienstleistungen aus. Dieser Anteil soll aber sichergestellt werden. Ein von Marc Wäckerlin (Piratenpartei Winterthur) eingebrachter Vorschlag zielt in die richtige Richtung: Er schlägt eine über zehn Jahre gestaffelte Reduktion der Kirchensteuer für juristische Personen bei gleichzeitiger sanfter Erhöhung der Staatssteuer vor. Während dieser Übergangszeit soll die Staatssteuer für juristische Personen jährlich um die Hälfte (oder als Variante: ein Drittel) des bei der Kirchensteuer eingesparten Betrags angehoben werden. Nach zehn Jahren wäre die Kirchensteuer für juristische Personen abgeschafft, die Staatssteuer wäre um die Hälfte bzw. ein Drittel dieses Betrags erhöht. Die Unternehmer würden von der Vorlage finanziell profitieren, aber weiterhin einen Beitrag an sozial sinnvolle oder notwendige Dienstleistungen entrichten. So wäre ein Modell geschaffen, welches unternehmensfreundlich und gerecht zugleich ist – und an der Urne beste Chancen auf Mehrheiten links und rechts der religiösen Mitte hätte. Die Freidenker appellieren an die Jungfreisinnigen, die Initiative nicht als blosses Wahlkampfinstrument zu nutzen, sondern sie wirklich mit dem Ziel, die Kirchensteuer via Volksabstimmung zu beerdigen, zu lancieren. Wahlen 2011 Am 23. Oktober 2011 sind Nationalratswahlen: Wählen Sie KandidatInnen, die sich für die Laizität einsetzen werden! Auch auf nationaler Ebene ist die Laizität in der Schweiz nicht vollständig verwirklicht. Neben der Präambel der Verfassung finden wir auch im sogenannten «Schweizer Psalm» noch Anrufungen des christlichen Gottes und auch auf dem Fünfliber wird im 21. Jahrhundert der Name eines Gottes eingeprägt. Nachdem die Verfassung von 1991 mit einigen alten Zöpfen aufgeräumt hatte, hat sich mit dem Minarettverbot eine neue religionsspezifische Bestimmung eingeschlichen. Des Weiteren verlangen Motionen den verfassungsmässigen Schutz des Kruzifixes etc. pp. Wenn auch die für die Praxis relevanten Bestimmungen zum Verhältnis Staat–Religion in den kantonalen Erlassen zu ändern sind, ist die FVS doch daran interessiert, auch auf nationaler Ebene KandidatInnen zur Wahl zu empfehlen, die in Bern klare Ansagen gegen reaktionäre klerikale, oder fundamentalistisch christliche Bestrebungen machen werden. Parteien Die Piratenpartei tritt in den Kantonen AG, BS, BE, FR, GE, VD und ZH an. Sie hat 2010 die Laizität mit klaren Forderungen ins Parteiprogramm aufgenommen. Im Kanton Zürich gibt es vor allem die neue Liste der Konfessionslosen, die das Anliegen in den Nationalrat tragen will. Auf dieser Liste steht eine grosse Anzahl von FVS-Mitgliedern. Sie setzen sich ein für die Trennung von Staat und Kirche, für ein liberales Recht in Sachen Sterbehilfe, Abtreibung, Präimplantationsdiagnostik und Adoption durch gleichgeschlechtliche Paare sowie für einen Philosophie- und Ethikunterricht an den Volksschulen. Im Parteiprogramm der SP steht seit 2010: «Seit der Aufklärung bilden die Menschenrechte die Grundlage unserer Gesellschaft. Die SP setzt Irrationalismus und religiösem Fundamentalismus das Modell einer pluralistischen Gesellschaft im laizistischen Staat entgegen, das von der Würde und Freiheit des Individuums ausgeht und dieses zur Achtung der Menschenrechte verpflichtet. Staat und öffentliches Bildungswesen sollen gegenüber allen Religionen strikte Neutralität wahren, auf Vorgaben zum ‹richtigen› Glauben verzichten und in öffentlichen Gebäuden und Schulen das Zurschaustellen religiöser Symbole unterbinden.» Dies dürfte allerdings kaum Auswirkung auf die landeskirchenfreundliche Haltung ihrer VertreterInnen im Parlament haben. Empfehlungen Mitglieder, die für den Nationalrat kandidieren, soweit bis Redaktionsschluss bekannt: Kanton Basel-Stadt Meury Cedric Kanton Bern Brönnimann Thomas Köpfli Michael Kanton Freiburg Schwarz Urs Kanton Graubünden Casutt Simon Kanton Zürich Kyriacou Andreas u. a. Wäckerlin Marc Piraten Grünliberale Grünliberale parteifrei.ch Grünliberale Konfessionsfreie Piraten Liste 2 Liste 24 Liste 24 Liste 11 Liste 9 Liste 21 Liste 10 Die Liste der KandidatInnen auf der FVS-Webseite wird laufend ergänzt! frei denken. 4 I 2011 Kruzifix! Kanton Tessin Schweiz I 5 Spendenaufruf Verwaltungsgericht Die Sektion Tessin der FVS unterstützt den Rekurs jenes Lehrers, der 2010 – 20 Jahre nach dem Urteil des Bundesgerichts gegen das Kruzifix im Schulzimmer der Gemeinde Cadro – beim Staatsrat des Kantons Tessin Beschwerde eingelegt hat gegen das erneute Anbringen des Kruzifixes – diesmal im Gang des Schulhauses von Cadro. Der Staatsrat hat die Beschwerde mit drei zu zwei Stimmen abgewiesen. Der Rekurs wird beim Verwaltungsgericht Tessin eingereicht. Pressemitteilung der ASLP-Ticino (Kurzfassung): Die Tessiner Freidenker äussern grosse Besorgnis darüber, dass das Neutralitätsgebot politischem Kalkül geopfert wurde. Der Staatsrat hat sich mit seiner Entscheidung gegen ein Bundesgerichtsurteil gestellt, das seinerzeit gegen die gleiche Gemeinde ausgesprochen worden war. Er stützt somit das Vorgehen der Schulbehörde, die ihrerseits auf Druck des Kirchenrates das Kreuz wieder in der Dorfschule hat aufhängen lassen. Bedenklich mutet zudem an, dass man vordergründig die «christlichen Wurzeln des Abendlandes» verteidigt, tatsächlich jedoch grundlegende Werte unserer Gesellschaft wie die Selbstbestimmung des Einzelnen, die Freiheit des Gewissens und der Weltanschauung, aufs Spiel setzt. Diese Haltung zeigen auch die Mehrheitsverhältnisse in der Regierung: haben sich doch die zwei Vertreter der Lega und jener der CVP für das Kruzifix ausgesprochen. Die ASLP Ticino stellt sich voll hinter den Lehrer, dessen Beschwerde eben abgelehnt wurde, und wird ihm auch auf dem künftigen Weg durch die Instanzen beistehen. Gegen das Urteil des Staatsrates wurde bereits Rekurs eingelegt. Die ASLP wird auch alle weiteren politischen Bestrebungen unterstützen, um die Kreuze, die immer noch zahlreich in öffentlichen Räumen hängen, endgültig ins Private zu verbannen. ga Kanton Wallis Prozesskosten Die Walliser Regierung hat die Beschwerde gegen die fristlose Kündigung des Walliser Lehrers Valentin Abgottspon abgewiesen. Nun muss der Fall vor das Walliser Verwaltungsgericht, allenfalls sogar vor Bundesgericht. Die Prozesskosten belaufen sich bereits auf mehrere Tausend Franken, und die Garantie der Rechtsschutzversicherung ist mittlerweile aufgebraucht. Die FVS unterstützt diesen Prozess und bittet deshalb um Spenden. Mittlerweile ist im Wallis ein weiterer Rechtsstreit über die Rückerstattung der Kultussteuer an Konfessionsfreie hängig und im Tessin muss erneut gegen ein Kruzifix im Schulhaus in Cadro prozessiert werden. Diese Prozesse sind von grundsätzlicher Bedeutung und werden von der FVS finanziell mitgetragen. Wir bitten deshalb auch unsere Mitglieder um Unterstützung und einen Beitrag auf das Postkonto 84-4452-6 IBAN CH7909000000840044526 Vermerk: Prozesskosten Herzlichen Dank! Der Zentralvorstand Spendenstand 15.9.2011: CHF 3’885.– Beobachter: Prix Courage 2011 Valentin Abgottspon nominiert! Zusammen mit anderen mutigen Menschen wurde Valentin Abgottspon für den Prix Courage 2011 nominiert. Dass er schliesslich weder den Jury- noch den Publikumspreis erhielt, dürfte verschiedene Ursachen haben. Allein, die Nominierung war eine Ehre und Genugtuung: Sie ist eine Anerkennung für seinen Mut, sich – ungeachtet der absehbaren, gravierenden persönlichen Nachteile – für die Laizität einzusetzen. Chapeau, Valentin! rc Verwaltungsgericht Der Walliser Staatsrat hat die Beschwerde von Valentin Abgottspon gegen seine fristlose Kündigung abgewiesen. Gegen diesen Entscheid wird Beschwerde ans Verwaltungsgericht eingereicht. Valentin Abgottspon hat im August seine neue Stelle an der Orientierungsschule in Mörel (VS) angetreten. In einem weiteren Fall wurde gegen die intransparente Rückerstattung der Kultussteuer durch die Gemeinde ebenfalls Beschwerde an das Verwaltungsgericht eingereicht. rc Freidenker in den Medien 4.8.2011 Beobachter Prix Courage – der Beobachterpreis für mutige Taten Kandidatur Nr. 6: Valentin Abgottspon 18.8.2011 SF1 Schweiz aktuell Lehrerstelle trotz Kruzifix-Kritik Valentin Abgottspon 25.8.2011 ZEIT Der Gottlose Porträt von Andreas Kyriacou 6.9.2011 Migros Magazin Leben ohne Glauben Porträt des Freidenker-Paars Lamanda/Buchmann 7.9.2011 Tagblatt Stadt Zürich Andreas Kyriacou: «Ich betrachte Gott als literarische Figur» Interview zum Denkfest 16.9.2011 St. Galler Tagblatt «Wer austreten will, wird schikaniert» Interview mit Daniel Stricker zum Kirchenaustrittsfest frei denken. 4 I 2011 6 I Debatte Trug die Evolutionstheorie zur NS-Ideologie bei? Auf der Evolutionstheorie liegt ein Schatten: Die biologische Unterteilung der Menschen in Rassen und die darwinschen Ideen über Selektion und den Kampf ums Dasein hätten Hitler und seinen Gefolgsleuten entscheidende Stichworte geliefert. In einem längeren Artikel geht Thomas Junker der Frage nach, wie berechtigt diese Vorhaltungen sind. Eine Zusammenfassung seiner Befunde: Das Thema Evolutionstheorie ist ein zentraler und unverzichtbarer Bestandteil des naturalistischen Weltbildes. Wenn die Behauptung der NS-Ideologie zutreffen würde, dass es ohne einen erbarmungslosen Kampf ums Dasein zwischen Völkern und «Rassen» zu einer unaufhaltsamen Degeneration der Menschheit kommen muss, dann wäre dies ein fatales Ergebnis für die humanistische Weltanschauung: Man stünde vor dem Dilemma, entweder die Werte des Humanismus aufrechtzuerhalten und dabei einen allmählichen, aber unaufhaltsamen geistigen und körperlichen Verfall in Kauf zu nehmen, oder sich von seinen Überzeugungen zu verabschieden. Letztlich würde dies bedeuten, dass die humanistische Weltanschauung an der Realität scheitern muss. 1) Beruht die NS-Ideologie der Eugenik auf der Biologie? Die Eugenik («Rassenhygiene») ist aus der Evolutionstheorie und der Genetik entstanden und stellt den Versuch dar, die evolutionäre Zukunft der Menschheit (oder einzelner Populationen) zu kontrollieren. Die Vertreter der Eugenik verband eine wissenschafts- und technologiefreundliche Grundüberzeugung, die sich auch auf die menschliche Fortpflanzung erstreckte. Die Frontstellung pro und contra Eugenik verlief in erster Linie entlang der Einstellung zum technischen Modernismus. An den Konzepten der Eugenik wurde von Anfang an Kritik geübt. In Deutschland bestritt z. B. der Biologe Oscar Hertwig (1918) die Durchführbarkeit der eugenischen Ideen, da der dafür benötigte «Züchtungsstaat» aus verschiedenen Gründen nicht realisierbar sei: Gesetze zur Einschränkung des Selbstbestimmungsrechts und der Eheschliessung würden am Widerstand der Betroffenen scheitern; zudem könne die Verantwortung für die Folgen der eugenischen Programme wegen der mangelnden Kenntnis der biologischen Grundlagen nicht übernommen werden. In den 1970er-Jahren kam es dann zu einer Abwendung von der Eugenik. Ein wichtiger Grund war die Verbindung zwischen Eugenik und Rassismus im Dritten Reich sowie Zwangssterilisationen in vielen Ländern (auch in der Schweiz, Anm. der Red.). Zu nennen ist auch die wissenschaftliche Weiterentwicklung von Genetik und Evolutionstheorie. So wurde der weit reichende genetische Determinismus kaum mehr vertreten und man betonte eher den Einfluss der Umwelt. Einige eugenische Massnahmen (Zwangssterilisation, Internierung) werden heute weithin abgelehnt. Andere, wie etwa der medizinisch indizierte Schwangerschaftsabbruch, sind in vielen Ländern akzeptiert, und im Bereich Strahlenschutz sind Massnahmen sogar gesetzlich vorgeschrieben. Die Verbindung von Eugenik und Rassismus ist – speziell in seiner antisemitischen Variante – ein historischer Sonderfall. Inhaltlich sind beide Konzepte nur unter bestimmten Voraussetzungen vereinbar, etwa wenn man annimmt, dass einige menschliche Populationen («Rassen») schlechtere Gene aufweisen als andere. 2) Menschenrassen Der Begriff «Rasse» ist in der Biologie bis heute gebräuchlich. Er steht für die durch lokale Abweichungen der Umwelt bedingten, nahe verwandten Populationen einer Art, zwischen denen eher geringfügige genetische Unterschiede bestehen. Der biologische Begriff der Rasse ist also gerade nicht wertend. Wie jeder andere beobachtbare Unterschied kann er aber sekundär diskriminierend verwendet werden. Wenn ein Autor schreibt, dass es Populationen («Rassen») beim Menschen gibt, dann muss dies ebenso wenig mit Rassismus zu tun haben, wie aus der Tatsache, dass es Frauen und Männer gibt, notwendigerweise Sexismus und die Diskriminierung eines Geschlechts folgt. 3) Rassenmischungen Für die von der NS-Ideologie behauptete Schädlichkeit von Mischungen zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen (Populationen, Rassen) gab und gibt es nicht nur keine wissenschaftlichen Belege, sondern sie widersprach den schon damals bekannten biologischen Tatsachen. Weder bei Menschen noch bei anderen Tieren gibt es einen «Trieb zur Rassenreinheit» oder eine «scharfe Abgrenzung der einzelnen Rassen». 4) Menschenzüchtung Menschen haben innerhalb weniger zehntausend Jahre aus Wölfen die unterschiedlichsten Hunderassen gezüchtet: gutmütige Bernhardiner, winzige Schosshündchen und aggressive Kampfhunde. Warum sollte Menschen in dieser Hinsicht eine Sonderstellung zukommen? Die Frage ist nicht, ob man Menschen züchten kann, sondern ob man es sollte, wer die Ziele festlegt und ob die erforderlichen Methoden akzeptabel sind. Evolutionärer Fortschritt im Sinne der Verbesserung einzelner Merkmale ist technisch möglich, sonst wäre es nie zur Entstehung von Menschen aus äffischen Vorfahren gekommen. Hitlers Behauptung, dass es eine besonders fähige Rasse gibt, die sich rein züchten lässt, ist aber ein reines Phantasieprodukt, das dem biologischen Wissen fundamental widerspricht. 5) Judenfeindschaft Die These, dass «Arier» und «Juden» zwei gegensätzliche Rassen sind, die sich in ihren sozialen und kulturellen Fähigkeiten fundamental unterscheiden, ist biologischem Denken so fern, dass sich hier nicht einmal oberflächliche Anknüpfungspunkte finden. Weder bei Darwin noch bei seinen deutschen Anhängern spielte der Antisemitismus eine Rolle. Bei Ernst Haeckel etwa stellten die Juden den am höchsten entwickelten Zweig der hamosemitischen Gruppe dar. Auch sonst ist mir keine ernstzunehmende evolutionstheoretische Schrift bekannt, in der versucht worden wäre, den hier postulierten Gegensatz und angebliche Unterschiede in den sozialen Fähigkeiten wissenschaftlich zu begründen. 6) Sozialdarwinismus: Der Kampf ums Dasein Der (biologische) Kampf ums Dasein kommt bei Hitler in zwei Varianten vor: zum einen als Auseinandersetzung der Individuen mit der Umwelt (den «Unbilden des Daseins»), zum anderen als Kampf der «Rassen», vor allem der «Arier» gegen die «Juden». frei denken. 4 I 2011 Debatte I 7 Austin Dacey Darwin betonte immer, dass der Ausdruck in einem weiten und metaphorischen Sinn gemeint sei. Auch eine Pflanze, die Jahr für Jahr Tausende von Samen produziere, von denen nur wenige überleben, kämpfe indirekt gegen andere Pflanzen. Die Konkurrenz der Pflanzen um Licht und Lebensraum ist auf den ersten Blick für uns Menschen weniger deutlich erkennbar, aber ist sie deshalb weniger ernst? Wohl kaum, und so sollte man die dunkle Seite der Natur nicht aus dem Auge verlieren, denn letztlich beruhe die Evolution der Lebewesen auf dem «Krieg der Natur, auf Hunger und Tod» (Darwin 1859: 62–63, 490). Von «Sozialdarwinismus» im engeren Sinn spricht man, wenn der kriegerische (Vernichtungs-)Kampf zwischen Menschengruppen, zwischen Völkern, Rassen oder sozialen Klassen als Mittel zur Verbesserung der Menschheit propagiert wird. Diese Programme werden nicht nur aus moralischen Gründen zu Recht kritisiert, sondern sie sind auch aus evolutionsbiologischer Sicht höchst problematisch. Die Evolution der Menschen wurde auch von mörderischen Auseinandersetzungen zwischen Gruppen vorangetrieben, aber eben nicht nur. So ging schon Darwin davon aus, dass viele der Eigenschaften, die wir an Menschen besonders schätzen, durch die Partnerwahl entstanden sind. Denn dies ist ihr eigentlicher Zweck: Wenn Männer fürsorglich und sinnlich oder Frauen schön und anmutig sind, dann wollen sie ja gerade gefallen. Was kann man aus der Geschichte lernen? Was hat die Evolutionstheorie zur NS-Ideologie beigetragen? Erstaunlich wenig. Der gegenteilige Eindruck entstand, weil Hitler und seine Anhänger die Biologie benutzten, verfälschten und missbrauchten, um ihren aus anderen Quellen stammenden Ideen einen wissenschaftlichen Anschein zu geben. Wenn man sich auf Darwins Ideen berief, um den Krieg als notwendiges und wichtiges Mittel zur biologischen und sozialen Verbesserung zu preisen, dann wurden nur die bereits existierenden, traditionellen Argumente für den Krieg pseudowissenschaftlich untermauert. Und wenn man der Judenfeindschaft ein biologisches Mäntelchen umhängte, dann wollte man mittelalterlichen und religiösen Vorurteilen einen modernen Anstrich geben. Diese Strategie konnte aber nur Erfolg haben, wenn einige allgemein bekannte Prinzipien des Darwinismus auch richtig wiedergegeben wurden. Andernfalls wären den zeitgenössischen Lesern die Widersprüche eher aufgefallen und einige wären auf den naheliegenden Gedanken gekommen, dass vom Rest auch nichts zu halten ist. In der Tat hat Hitler einige grundlegende evolutionsbiologische Prinzipien, wie das Selektionsprinzip, die vor allem im Zusammenhang mit der medizinischen Problematik der Erbkrankheiten (Eugenik) zutreffen, rezipiert. Auf der anderen Seite haben seine Rassenideen, abgesehen von der sehr allgemeinen Aussage, dass es auch bei Menschen unterschiedliche Populationen («Rassen») gibt, nur wenig mit den Erkenntnissen der Biologie gemein. An entscheidenden Punkten stehen sie sogar im völligen Widerspruch zu diesen, wie bei der Behauptung der angeblichen Schädlichkeit von Rassenmischungen und der Überlegenheit «reiner» Rassen. Für Hitlers Überzeugung, dass die Menschheitsgeschichte auf einen Endkampf zwischen einer «arischen» und einer «jüdischen» Rasse zusteuert, gibt es überhaupt keine Anknüpfungspunkte zu biologischen Theorien. Diese Wahnidee hat andere Quellen, historische, biografische, religiöse. Alles in allem ist Hitlers Weltanschauung eine Karikatur und Verzerrung biologischer Prinzipien. Nichtsdestoweniger hat die Tatsache, dass sich die NS-Ideologen auf die Wissenschaft, vor allem auf die Biologie beriefen, zu ihrer Überzeugungskraft bei zeitgenössischen Lesern beigetragen. Was also sollte man tun? Wenn meine Analyse zutrifft, dann ist die vielleicht wichtigste Lehre, dass es höchst unklug ist, seinen politischen Gegnern das Deutungsmonopol über eine Wissenschaft, vor allem über eine so wichtige Wissenschaft wie die Biologie, zu überlassen. frei denken. 4 I 2011 UNO bekräftigt das Recht auf Blasphemie IHEU-Repräsentant bei der UNO Nach etlichen Resolutionen des Menschenrechtsrats und der Generalversammlung zur Bekämpfung der «Diffamierung der Religion» veröffentlichte die UNO kürzlich eine höchst erfreuliche Stellungnahme zur freien Meinungsäusserung. Sie besagt, dass Gesetze, welche die Blasphemie einschränken, grundsätzlich mit den allgemeinen Menschenrechtsstandards inkompatibel sind. Die Stellungnahme wurde verfasst vom Menschenrechtskomitee, einem Gremium aus achtzehn unabhängigen Experten, die damit beauftragt wurden, Beschwerden hinsichtlich des Internationalen Pakts über Bürgerliche und Politische Rechte (ICCPR von1966) zu beurteilen. Anders als jene Resolutionen, die vom Menschenrechtsrat und der Generalversammlung verabschiedet werden, sind die Vorschriften des ICCPR für seine über 165 Mitglieder juristisch bindend. Die detaillierte Stellungnahme (General Comment No. 34) umfasst 52 Paragraphen und ist das Ergebnis von zwei Jahre dauernden intensiven Debatten unter den Repräsentanten der Regierungen und Bürgerrechtsorganisationen. Sie legt dar, dass das Recht auf freie Meinungsäusserung Grundlage einer freien und demokratischen Gesellschaft ist, und bezieht sich explizit auf die Gewissensfreiheit und Gleichberechtigung vor dem Gesetz. Die Botschaft des Kommentars ist nicht nur eine klare Verurteilung der Blasphemiegesetze in Ländern wie Pakistan, welches trotz der Ratifizierung des ICCPR 2008 weiterhin für Blasphemie und das «Beschmutzen» des Namens des Propheten Mohammed die Todesstrafe verhängt. Der Kommentar weist ebenfalls die Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte in Strassburg zurück, welches österreichische, britische und türkische Gesetze gegen Blasphemie und religiöse Beleidigung stützt, indem es ein sui generis (einzigartiges) Recht auf «Respekt vor den religiösen Gefühlen Gläubiger» heraufbeschwört. Bürgergesellschaftsaktivisten haben nun endlich die juristische Befugnis der Vereinten Nationen an ihrer Seite, wenn sie auf Regierungen Druck ausüben, ihre Verpflichtungen, die sich aus den Abkommen ergeben, einzuhalten und der Kriminalisierung von Blasphemie ein Ende zu setzen. Zusammenfassung des Essays auf www.religiondispatches.org, 11.8.2011 Ein epikureischer Darwinismus Wenn Darwin recht hat, dann sind wir den Gesetzen der Evolution unterworfen, ob uns dies nun gefällt oder nicht. Was also haben wir zu verlieren ausser selbstverschuldeter Unwissenheit und bequemen Illusionen? Gerade weil das NS-Regime sich auf die Biologie berief, ist es wichtig, dieser und anderen inhumanen Ideologien eine eigenständige Interpretation der evolutionsbiologischen Tatsachen entgegenzustellen. Dass ein menschenfreundlicher, epikureischer Darwinismus möglich ist, haben wir im Darwin-Code gezeigt (Junker & Paul 2010). Die Evolution und die Gene sind ausserordentlich machtvolle Naturphänomene – sie prägen nicht nur das Wesen jedes einzelnen Menschen, sondern auch die Art unseres sozialen Zusammenlebens und viele Aspekte der Kultur. Damit ist noch keine Aussage verbunden, ob die evolutionär entstandenen Eigenschaften im Einzelnen wünschenswert sind oder nicht. Die Natur der Menschen ist, wie man sie nach der darwinschen Theorie erwarten muss: grausam, ungerecht, egoistisch, opportunistisch, träge und manipulierbar, aber auch kraftvoll, grosszügig, kooperativ, zielstrebig, mutig, lebenslustig, phantasievoll und wissbegierig. Diesen zugegebenerweise oft rohen und ungeschliffenen Diamanten sollten wir nicht den Gegnern einer besseren Zukunft überlassen. Der Originalartikel von Thomas Junker ist nachzulesen auf: http://hpd.de/node/11850 89 I Denkfest Impressionen vom Während vier Tagen haben über 400 Interessierte die Gelegenheit genutzt, in einer entspannten Atmosphäre 40 Fachleute aus 4 Kontinenten kennenzulernen, die sich mit der wichtigen Frage beschäftigen, was in unserer Gesellschaft und Kultur als gesichertes Wissen anerkannt werden kann. Darüber hinaus haben sich rund 150 Skeptiker mit Bloggern aus aller Welt zum Erfahrungsaustausch getroffen und auch das Abendprogramm mit Vince Ebert und dem Film «Die Mondverschwörung» Von Seemonstern, Open Access und Der Auftakt des Denkfests war äusserst erfolgreich. Unter der Leitung von Andreas von Gunten haben sieben Blogger, mich inkludiert, über «skeptisches Bloggen» diskutiert. Die 90 Minuten waren interessant, lustig und lehrreich. Alle Beteiligten haben jede Menge intelligente Dinge gesagt. Dazu reicht der Platz leider nicht und deswegen habe ich mir einfach bei jedem Teilnehmer einen Satz ausgesucht, der besonders inspirierend war oder mir aus anderen Gründen im Gedächtnis geblieben ist. Den Anfang macht Hayley Stevens aus Grossbritannien. In ihrem Blog «Hayley is a Ghost» schreibt sie über die Jagd nach Geistern und darüber, wie man sich diesem Thema auf skeptische Art und Weise nähert. Daneben schreibt sie auch über diverse andere «paranormale» Erscheinungen und «Monster» aller Art. Zum Beispiel «Bownessie» im Lake Windermore. Die Thematik lässt sich gut mit einem Satz von Hayley zusammenfassen: «Lake monsters make money!» Allerdings wird es wohl tatsächlich jede Menge Leute geben, die ernsthaft an die Existenz von Geistern oder Seemonstern glauben. Ebenso vielen Leuten wird allerdings auch klar sein, dass dies alles Unsinn ist, was sie aber nicht abhält, mit diesem Unsinn ordentlich Geld zu verdienen. Einige Leute werden sich jetzt vielleicht ärgern, dass ich hier das Wort «Unsinn» verwendet habe. Muss man denn gleich so grob sein und die Dinge, die vielen Menschen so wichtig sind, so niedermachen? Kann man das nicht netter ausdrücken? Die Frage, wie stark man den Glauben und die Weltsicht anderer kritisieren darf oder soll, Blogger Panel am Denkfest Foto Kim Ludvigsen frei denken. 4 I 2011 Denkfest I 9 Denkfest Zürich 2011 fand grossen Anklang. Es war der erste Anlass dieser Art im deutschsprachigen Raum. Er hat eine Brücke geschlagen zwischen der akademischen Welt und der interessierten und kritischen Öffentlichkeit und hat einen Begegnungsort für das virtuelle Netzwerk der Skeptiker geboten. Der Ruf nach einer Fortsetzung war deutlich hörbar. Wir drucken in dieser und der nächsten Nummer von frei denken. einige Impressionen ab. Florian Freistetter Astronom, Jena Verschwörungstheorien ist ein immer wieder auftauchendes Thema. Allerdings ist es – meiner Meinung nach – unvermeidlich, dass sich Leute ärgern, wenn man Dinge kritisiert. Denn auch wenn man es tatsächlich vermeiden sollte, Menschen persönlich anzugreifen, interpretieren leider sehr viele jede Kritik an ihren Vorstellungen – egal ob es sich hier um Religion, Astrologie, Homöopathie, UFOs oder ähnliches handelt – als persönlichen Angriff. Für manche ist sogar schon die reine Existenz der Kritiker (speziell wenn es um Atheisten geht) ein persönlicher Angriff. Egal was man macht, man wird also zwangsläufig Leute verärgern, wenn man sich kritisch mit gewissen Themen auseinandersetzt. Oder wie es Marko Kovic, der Autor des Skeptiker-Blog.ch ausgedrückt hat: «If you are not pissing some people off along your way, you are not really a skeptic.» Mit am Podium war auch Ali Arbia, der als Politik-Experte etwas aus skeptischer Sicht zu sagen hatte: «Unfortunately, politics is often not evidence based.» Dieser Satz mag trivial klingen, ist aber meiner Meinung trotzdem wichtig und wert, trotz seiner Offensichtlichkeit öfter mal wiederholt zu werden. Politik gestaltet unser Leben und gibt uns die Rahmenbedingungen vor, innerhalb derer wir handeln können. Eigentlich sollte man also davon ausgehen können, dass man probiert, das so gut wie möglich zu tun und dafür die am besten geeigneten Methoden einzusetzen. Aber das passiert nicht. Anstatt Entscheidungen aufgrund von realen Fakten und objektiven Überlegungen zu treffen, operiert die Politik oft nach völlig anderen Vorgaben, die nichts mit Objektivität zu tun haben. Leider ... Eine der populärsten Sprecherinnen des Panels war Cristina Rad, die mit ihrem Videoblog zu den Stars unter den skeptischen Videobloggern gehört. Sie hat sehr viele kluge Dinge gesagt, und es tut mir ein wenig leid, dass sich in meinem Notizbuch nur ein Satz von ihr findet, der mit ihrem eigentlichen Thema (Religion vs. Atheism, Glaube vs. Wissenschaft) wenig zu tun hat (aber anscheinend war ich da immer zu sehr mit Zuhören beschäftigt). Ihr Kommentar bezog sich auf die Verschwörungstheorien, die natürlich auch diskutiert wurden, aus aktuellem Anlass auch der ganze Unsinn, der über 9/11 im Umlauf ist. Denn, wie soll man mit solchen Leuten umgehen? Machen Diskussionen hier überhaupt Sinn? Im Endeffekt handelt es sich ja auch hier um Gläubige, die mit rationalen Argumenten nicht erreichbar sind. Cristina meinte, man könnte sie ja mal testhalber mit einer neuen «Alternativtheorie» konfrontieren und sie so etwas verwirren: «Conspiracy theorists did 9/11!» Ja – das klingt sogar plausibel. Da die Verschwörungstheoretiker mit ihren bisherigen «Theorien» immer falsch lagen, haben frei denken. 4 I 2011 Andreas Kyriacou, Initiator des Denkfests Foto Kim Ludvigsen sie diesmal einfach selbst die Grundlage für eine gelegt, die Anschläge in den USA durchgeführt, um sie dann optimal verschwörungstheoretisch ausschlachten zu können ... Lars Fischer war auch dabei und hat u. a. über seine OpenAccess-Petition gesprochen. Er sagt völlig zu Recht: «Ein Gehirn reicht nicht aus», wenn man skeptisch denken will. Man braucht auch Wissen, und deswegen muss es die Möglichkeit geben, dieses Wissen irgendwo zu erwerben. Denn für die Öffentlichkeit gilt meistens: «Science as it is done today is a black box. Universe goes in, science happens and knowledge comes out. Open Access cracks open this black box of science.» Aber nicht nur die wissenschaftlichen Publikationen sollten frei verfügbar sein, auch die Wissenschaftler selbst sollten sich öfter direkt an die Öffentlichkeit wenden: «Scientists should speak up in public», sagte Science-Slam-Organisatorin Julia Offe, und hat damit völlig recht. Genau das ist passiert am Denkfest! Ein Video findet sich auf www.youtube.com: «Denkfest: Blogger Panel». 10 I Denkfest Das Universum: nicht für uns gemacht Das Universum sei derart wie geschaffen für uns, es könne unmöglich zufällig und ziellos entstanden sein. So argumentieren Anhänger eines modernisierten Schöpfungsmythos und berufen sich dabei zunehmend auf Erkenntnisse der Kosmologie. Sie führen ins Feld, dass das Universum unmöglich aus dem Nichts entstehen konnte und dass eine nur geringfügige Änderung von Naturkonstanten Leben auf der Erde, ja gar die Entstehung unseres Planeten verhindert hätte. Lawrence Krauss, theoretischer Physiker, Bestsellerautor und Gründer und Leiter des Origins Project an der Arizona State University, zeigte am Denkfest auf, dass diese Argumentationslinie einer wissenschaftlichen Überprüfung nicht standhält. Von nichts kommt nichts – diese kreationistische Grundannahme klingt für die meisten wohl intuitiv plausibel. Doch die moderne Physik legt nahe, dass vielmehr der bereits von Plato und Aristoteles postulierte Plenismus der Sache näher kommt. Gemäss dieser naturphilosophischen Theorie existiert das reine Nichts nicht. Aristoteles vermutete eine naturgegebene «Abscheu vor dem Vakuum». Die Quantenphysik geht von einem Vakuum aus, welches voller virtueller Teilchen ist, die spontan zu existieren beginnen und ebenso wieder verschwinden können. Doch nicht nur das: Quantenmechanik und allgemeine Relativitätstheorie implizieren, so Krauss, dass so nicht nur Partikel, sondern Raum entstehen und vergehen kann. Das Nichts ist also hochgradig instabil. Und der scheinbar leere Raum ist auch nicht massenlos, er macht mehr als neun Zehntel der Masse eines Protons aus. Das zunehmende Verständnis über die Zusammensetzung des Universums belegt unsere im Grunde bedeutungslose Rolle darin: Das All besteht gemäss des aktuellen kosmologischen Standardmodells zu rund drei Vierteln aus sogenannt dunkler Energie und zu über einem Fünftel aus dunkler Materie. Die Materie, aus der Galaxien, Sterne, Planeten und alles Leben besteht, macht nur wenige Prozente des Universums aus. Die Idee einer auf den Menschen ausgerichteten Schöpfung scheint schon deshalb wenig plausibel. Zudem lässt sich vorhersagen, dass die Leuchtkraft der Sonne – ein durchschnittlicher gelber Zwerg der Milchstrasse – in zwei Milliarden Jahren so stark zugenommen haben wird, dass die Erdoberfläche unwirtliche 100°C betragen wird. Ein paar Milliarden Jahre später wird die Sonne als roter Riese die Erdkruste zum Schmelzen bringen. Doch nicht nur das. Es steht – zumindest aus Sicht eines Forschers, der sich für astronomische Zeiträume interessiert – insgesamt schlecht ums Universum. Seine Dichte nimmt seit dem Big Bang beständig ab, denn die Expansionskraft der dunklen Energie übersteigt nach und nach die Wirkung der Gravitationskraft. Die fortlaufende Expansion führt dazu, dass das beobachtbare Universum geringer wird, dann nämlich, wenn das Auseinanderdriften die Lichtgeschwindigkeit übersteigt. Ein Beobachter in 100 Milliarden Jahren wird nichts ausserhalb seiner eigenen Galaxie erkennen können – und damit zwingend von der irrigen Annahme ausgehen, die noch vor hundert Jahren als wissenschaftlicher Konsens galt: dass das Universum statisch sei und nur aus unserer eigenen Galaxie bestehe. Die gute Nachricht ist laut Krauss, dass wir in einer sehr speziellen Zeit leben, der einzigen Zeit, in der wir durch Beobachtung verifizieren können, dass wir in einer sehr speziellen Zeit ak leben. Wer Krauss am Denkfest verpasst hat, findet auf YouTube seinen einstündigen Vortrag «A Universe from Nothing», den er 2009 an der Atheist Alliance International Conference gehalten hatte. Sein gleichnamiges Buch erscheint im Februar 2012. Ein aktueller Bericht über die Auswertung von Messdaten zu 200’000 Galaxien, welche die Expansionswirkung von dunkler Materie bestätigen, findet sich auf der Nasa-Homepage: http://www.jpl.nasa.gov/news/news.cfm?release=2011-149. Noch neuere Analysen von Daten von Zwerggalaxien lassen Forscher jedoch an den bisherigen Erkenntnissen zur dunklen Materie zweifeln: http://www.bbc. co.uk/news/science-environment-14948730. Lawrence Krauss, Astronom und Kosmologe, USA Foto Kim Ludvigsen Kritisches Denken richtig gemacht Embryo, dem eine Zelle entnommen wird. Am Schlusspodium des Denkfests nahmen unter der Leitung von Christoph Keller (Leiter Red. Gesellschaft, DRS2) die britische Journalistin Kathryn Schulz (siehe nächste Seite), die emeritierte Basler Philosophieprofessorin Annemarie Pieper, der Zürcher Klimaforscher und Professor Andreas Fischlin sowie der Ingenieur und Skeptiker (GWUP) Armadeo Sarma teil. Wissenskluft Die Kluft zwischen wissenschaftlichem Jargon und dem alltagssprachlichen Verständnis ist oft so gross, dass sie zu Abwehrreaktionen in der Bevölkerung führt, was sich in der Schweiz direkt in Abstimmungsresultaten niederschlägt. Das Podium war sich darin einig, dass die Wissenschaft auch negative Folgen haben kann und eine gesunde Skepsis der BürgerInnen durchaus angebracht ist. Hauptmerkmal von zuverlässigem Wissen ist die Art der Erkenntnisgewinnung: Was in einem ergebnisoffenen Prozess erkannt und der Überprüfung zugänglich ist, kann als (vorläufig) verlässlich gelten. Ebenfalls Einigkeit herrschte darüber, dass die Grundlagen des Wissens möglichst zugänglich sein müssen (eine Forderung auch des Blogger Panels von Donnerstag), dass aber die Menschen auch in der Lage sein müssen, damit umzugehen und unterschiedliche Behauptungen richtig einzuordnen – eine Technik, die lehr- und lernbar ist, wenn keine ideologischen Scheuklappen bestehen. Schein-Debatten und Schein-Experten Andreas Fischlin war als Mitverfasser des Klimaberichts (IPCC, 2007) mit Klimaskeptikern konfrontiert und ist als Forscher grundsätzlich bereit, sich mit ihnen auf eine Diskussion einzulassen, solange diese eine Bereitschaft zum offenen Dialog zeigen. Keine Aussicht auf Erfolg haben aber Debatten mit Leuten, die von einer klaren Antwort ausgehen und sich einfach dazu passende Daten zusammensuchen. Problematisch sind Interessengruppen, welche die öffentliche Meinung beeinflussen: Das können wirtschaftliche oder weltanschauliche Interessen sein, die in der Öffentlichkeit mit «Experten» auftreten und den Eindruck erwecken, es gebe in der Wissenschaft keinen Konsens über bestimmte Fakten, sondern eine unentschiedene Debatte. Einziges Rezept ist hier, so Armadeo Sarma, diese «Experten» und deren wissenschaftlichen Leistungsausweis und auch deren Finanzierer unter die Lupe zu nehmen. Diese Aufgabe komme vorab den berichtenden JournalistInnen zu. Skeptiker oder Leugner? Skeptiker betrachten alles, auch wissenschaftliche Ergebnisse, Seite 11 >> mit einem kritischen Blick. Leugner hingegen frei denken. 4 I 2011 Denkfest I 11 Richtig irren Irren ist menschlich. Das würden wir alle unterschreiben. Und gehen doch stillschweigend davon aus, dass es in der Regel die anderen sind, die sich irren. Wir sind davon überzeugt, Recht zu haben, sei es in der Frage nach der Entstehung des Universums oder in der korrekten Weise, den Geschirrspüler zu beladen. Aber warum eigentlich bereitet es uns so grosse Probleme, einen Fehler einzugestehen? Und aus welchem Grund empfinden wir das Rechthaben als derart befriedigend? Mit Scharfsinn und Witz geht Kathryn Schulz diesen Fragen nach und zeigt, wie die fatale Einstellung zum Irrtum unser Leben beschwerlich macht. Die Autorin lädt ein zu einer faszinierenden Reise durch die Welt der Fehlbarkeit: von historischen Irrtümern wie dem geozentrischen Weltbild oder dem «Tausendjährigen Reich» bis zu psychologischen und neurologischen Ursachen von Fehlurteilen, wie einem mangelhaften Gedächtnis oder der Täuschung durch Emotionen. Am Ende ihrer klugen, vergnüglichen Untersuchung steht die befreiende Erkenntnis, dass der eingestandene Irrtum alles andere als einen Makel bedeutet. Vielmehr ist er der Motor von Kreativität und bietet uns die Chance zu Veränderung und Wachstum. Das Buch liefert verblüffende Erkenntnisse über Rechthaberei und Irrtümer: «Das Wunder des menschlichen Geistes besteht nicht darin, dass wir die Welt so wahrnehmen können, wie sie ist, sondern dass wir sie wahrnehmen können, wie sie nicht ist.» «Kathryn Schulz’ Buch ist eine vergnügliche philosophische Betrachtung darüber, warum Irrtümer eine zutiefst menschliche, mutige und unbedingt wünschenswerte Eigenschaft darstellen.» (The New York Times) Richtig irren: Von falschen Glaubenssätzen, Denkfehlern und der kreativen Kraft unserer Fehlbarkeit Riemann Verlag 2011 ISBN-10: 3570500802, EUR 22.95 Kathryn Schulz ist Journalistin, Autorin und Expertin auf dem Gebiet der Irrtumsforschung. Ihre Artikel mit Reportagen aus aller Welt erscheinen im New York Times Magazine, Rolling Stone, TIME Magazine und anderen renommierten Magazinen. Sie lebt in der Nähe von New York. Mehr Informationen unter www.beingwrongbook.com Seite 10 >> Kritisches Denken richtig gemacht verbreiten wider besseres Wissen falsche Fakten, weil diese ihrer Mission – weltanschaulich, politisch oder wirtschaftlich – besser entsprechen. Kathryn Schulz unterscheidet zwischen zynischem Verleugnen, das gezielt das Wissen zerstört, um die eigenen Interessen zu verfolgen. Daneben gebe es aber auch «ehrliche Leugner», die keine bestimmten Interessen verfolgen, sondern als Individuum einfach nicht fähig seien, neue Fakten anzunehmen. Annemarie Pieper wies jedoch auf die politische Allianz dieser Gruppen hin, die beide an der «Wahrheit», der eigentlichen Klärung eines Sachverhalts, nicht interessiert sind. Die Rolle der Medien Das Schwinden von qualifiziertem Wissenschaftsjournalismus wurde beklagt, aber auch das Schweigen der führenden Wissenschaftler, wenn in der Öffentlichkeit pseudowissenschaftlicher Unsinn verbreitet werde. Ein gewisser Trend in den Medien, um der sogenannten Ausgewogenheit – oder auch um der guten Story – willen einfach sämtliche Meinungen gleichwertig abzubilden, steht dabei der Vermittlung von wissenschaftlichen Fakten im Weg. Bereitschaft zum Wandel Kathryn Schulz beleuchtete die Seite der Leugner auch aus soziologischer Sicht: Menschen glauben nicht einfach etwas, weil sie es so überzeugend finden, sondern weil sie sich damit auch in einem sozialen Netz von Gleichgesinnten befinden. Die Abwehrhaltung gegenüber neuen Fakten ist deshalb gekoppelt an die Angst, in der Folge von neuen Einsichten diese Gemeinschaft zu verlieren, den eigenen Lebensstil eventuell ändern zu müssen. Die Fähigkeit, Zweifel auszuhalten, und die Bereitschaft zum Wandel sind die entscheidenden Faktoren bei der Aufgeschlossenheit gegenüber neuen Erkenntnissen. Hier spielen Erziehung und Bildung eine wesentliche Rolle: Wer als Kind dazu abgerichtet wird, Autoritäten zu gehorchen, tut sich schwer mit dem selber Denken. rc Diskussion auf: www.youtube.com «Kritisches Denken richtig gemacht» Bild der Wissenschaft Die «Geissel Gottes» Der Physiker Wolfgang Pauli (1900–1958) war wegen seines Scharfsinns unter seinen Kollegen sehr gefürchtet, weil er jeweils rasch die Fehler in ihren Berechnungen erkannte, was ihm den Übernamen «Geissel Gottes» einbrachte. So auch bei Werner Heisenberg (1901–1976), welcher beharrlich immer wieder eine neue Variante zu einer Weltformel an ihn schickte. Einmal beklagte er sich darüber bei George Gamov (1904–1968) in einem Brief, in welchen er mit dem Bleistift einen Rahmen zeichnete und darunter schrieb: «Das ist ein Tizian. Nur die Details fehlen noch.» © Roset Kunst und Physik www.roset.ch Aus der virtuellen Galerie des Berner Künstlers Roset am Denkfest. frei denken. 4 I 2011 12 I International IHEU-Kongress, Oslo 2011 Humanismus und Frieden Osloer Friedenserklärung 2011 Humanisten aller Zeiten, von den CarvakaLehrern des antiken Indien bis zu Bertrand Russell und von den Epikuräern des antiken Europa bis zu Jawaharlal Nehru, haben sich für den Frieden eingesetzt. Indem wir dem menschlichen Leben einen unersetzbarer Wert zusprechen, anerkennen, dass alle Probleme der Menschheit im Hier und Jetzt gelöst werden müssen, und mit dem entschiedenen Willen, unsere Vernunft und unser Einfühlungsvermögen dafür einzusetzen, bekräftigen wir: 1. Kriege werden von Menschen angefangen und können beendet werden, wenn Menschen zusammenarbeiten. 2. Die Wissenschaft kann uns die Mittel zur totalen Vernichtung in die Hände geben. Sie kann uns aber auch das Verständnis für die Gründe und die Mittel zu deren Überwindung anbieten. 3. Frieden ist mehr als kein Krieg, er erfordert gegenseitigen Respekt und Toleranz und globale Gerechtigkeit sowie die Bekämpfung des Hungers in einer Welt, die genügend Lebensmittel produziert. 4. Die weltweiten Rüstungsbestände sind eine Gefahr für den Frieden. 5. Die UNO ist – wie in ihrer Gründungscharta statuiert – die geeignetste internationale Organisation für die Vermittlung von Kooperation und Frieden. 6. Friedensinitiativen dürfen nicht allein in die Händen der Regierungen gelegt werden. 7. Gemeinschaften mit starker kultureller Identifizierung sind zwar wohl in der Lage, internen Frieden zu schaffen, anderen Gruppen gegenüber aber sind sie oft ablehnend. 8. Staaten müssen sich zu Demokratie und Säkularität hin entwickeln, damit sie die gleichen Rechte der Menschen verschiedener Kulturen und Religionen garantieren können. 9. Frieden ist kein Zustand, sondern ein stetiger und dynamischer Prozess der gewaltfreien Konfliktlösung. Wir verpflichten uns, uns für eine friedlichere Welt einzusetzen, indem wir Humanisten aller Nationen verbinden und dazu ermutigen, friedliche Kontakte mit Gläubigen zu pflegen und unsere Vertretungen bei der UNO und anderen internationalen Institutionen verpflichten, eine friedlichere Weltkultur zu fördern. Wir betonen die Bedeutung der Bildung von der Kindheit und durch das ganze Leben für die Friedfertigkeit und unterstützen alle nationalen und internationalen Entwicklungen, die dazu beitragen. Wir drängen unsere Mitgliedsorganisationen und Humanisten weltweit, sich in ihren Ländern für eine Friedenskultur einzusetzen und auf ihre Regierungen einzuwirken, damit Konflikte friedlich gelöst werden statt mit Gewalt und Waffen. Übersetzung und Kurzversion, Reta Caspar Valentin Abgottspon und PZ Myers Seit 2010 ist die FVS Vollmitglied der IHEU (International Humanist and Ethical Union) und darf deshalb einen stimmberechtigten Delegierten an die Generalversammlungen entsenden. Die jährliche Generalversammlung findet an den unterschiedlichsten Orten der Erde statt, alle drei Jahre wird sie begleitet von einem Kongress. Dieses Jahr wurden GV und Kongress vom Norwegischen Humanistischen Verband organisiert. Der nächste Kongress wird 2014 in Oxford stattfinden und von den Britischen Humanisten organisiert werden. Generalversammlung IHEU Die Generalversammung fand am Donnerstag, 11. und am Montag, 15. August statt. Im Exekutivkomitee gab es diverse personelle Änderungen, zudem wurde über den strategischen Plan 2011–2015 beraten. Die IHEYO als nun offizielle Jugendorganisation der IHEU wird künftig als eigene Sektion behandelt. IHEU-Kongress Der dreitägige Kongress mit hochkarätigen Rednerinnen und Rednern stand unter dem Thema «Humanismus und Frieden». Mit einer ergreifenden Rede eröffnete die Präsidentin der Norwegischen Humanisten Åse Kleveland die Plenarsession vom Freitag, sie sprach auch die Ereignisse und Auswirkungen der Anschläge durch Breivik an, ein Thema, das bei verschiedenen Vorträgen und Diskussionen gestreift wurde. Es folgten Vorträge zum Zustand der heutigen Welt, zur Tradition des «gerechten Krieges» und zur Beilegung von Konflikten durch rationales Handeln. Abends wurden die Kongressteilnehmer von der Stadt Oslo im Rathaus empfangen. Am Samstag fanden vier parallele Programme statt. Es wurden Themen wie die Rolle von supranationalen Organisationen im Zusammenhang mit der Glaubens- und Gewissensfreiheit, aber auch zur Förderung des friedlichen Ne- beneinanders von Nationen und anderen Gemeinschaften behandelt. Neben diesen eher politischen Vorträgen von Heiner Bielefeldt (Sonderberichterstatter für Religions- und Weltanschauungsfreiheit des UN-Menschenrechtsrats), von Roy W. Brown (Repräsentant der IHEU bei der UNO in Genf) oder von David Pollock (Europäische Humanistische Föderation, EHF) und anderen wurde ebenfalls thematisiert, unter welchen Umständen humanitäre Hilfe negative Auswirkungen haben kann und wie dieses Problem zu lösen wäre. Ein weiterer Schwerpunkt des Samstagsprogramms war «Humanismus als Lebenseinstellung» und wie er die Kultur verschiedener Gesellschaften zu beeinflussen vermag. Des Weiteren wurde auch die Thematik der «weltlichen Rituale» von verschiedenen Seiten betrachtet. Die Situation in verschiedenen Ländern wurde dargestellt und es wurden grundsätzliche Überlegungen angestellt, ob humanistische Rituale staatlich sanktioniert und subventioniert sein sollten, oder ob diese ausserhalb des Staatsapparates zu organisieren seien. International Humanist Award Der International Humanist Award der IHEU wurde 2011 an zwei Personen verliehen. Der niederländischen Europaparlamentarierin Sophie in 't Veld für ihren Einsatz für das Recht auf Privatsphäre sowie die Rechte von Frauen und homosexuellen Menschen. Sophie in 't Veld wirkte auch an der Entstehung der «Europäischen Plattform für säkulare Politik» (EPPSP) mit. Zweiter Preisträger ist PZ Myers aus Minnesota, bekannt durch seinen hochangesehenen WissenschaftsBlog «Pharyngula», ein wortgewaltiger Atheist, Skeptiker und Humanist. Resolutionen Der Sonntag stand thematisch im Zeichen von drei Resolutionen: Peter Eigen von Transparency International sprach zum Thema Korruption und es fand eine frei denken. 4 I 2011 International I 13 Diskussion zum Thema Militärdienst und Betreuung der nichtreligiösen Militärdienstleistenden statt. Zudem wurde über eine Grundsatzresolution zum Thema Frieden debattiert. Alle Resolutionen wurden ausführlich beraten. Einen Höhepunkt bildete Taslima Nasrins Schilderung ihres Kampfes für Gleichberechtigung und Akzeptanz in einer stark religiösen, patriarchalen Kultur (Bangladesh). Kongressresolutionen, zweiter Teil der Generalversammlung Am Montag schliesslich fand der zweite Teil der Generalversammlung statt. Neben vielen anderen Traktanden wurden die drei am Kongress erarbeiteten Resolutionen von der Generalversammlung angenommen. Sie sollen die Politik des Exekutivkomitees bestimmen. Bilanz Neben dem sehr interessanten Programm des Kongresses und den gewonnenen Einblicken in die Abläufe der IHEU war es für mich persönlich auch lohnend und lehrreich, mit verschiedensten Humanisten, Säkularen, Atheisten, Agnostikern etc. zusammenzutreffen, den Austausch zu pflegen und Kontakte zu knüpfen. Die Generalversammlung 2012 der IHEU wird in Montreal stattfinden. Valentin Abgottspon Papstbesuche in Europa Kirche in der Kritik Im September 2010 in London, im August 2011 in Madrid, im September 2011 in Deutschland: Überall, wo der Papst in Europa auftritt, kann er sich nicht mehr einfach in einem applaudierenden Menschenbad feiern lassen, sondern wird er mit lautstarker Kritik empfangen. In allen Ländern haben papstkritische Organisationen in diesem Protest auf pragmatische Weise kooperiert: Schwule und Lesben, Menschenrechtsaktivisten, Frauenorganisationen, säkulare Verbände und katholische Basisverbände vereint, in Berlin unter dem Motto: «Keine Macht den Dogmen!» http://derpapstkommt.lsvd.de/ OSLO 2011 «Internationale des freien Denkens gegründet» Im Vorfeld des IHEU-Kongresses fand in Oslo die Gründungsversammlung der Internationalen Vereinigung des freien Denkens IVFD (International Association of Free Thought, IAFT) statt. Rund 150 Personen aus 18 Ländern waren anwesend und haben den Vorstand gewählt, bestehend aus Ch. Eyschen (F), D. Rand (CDN), A. Riba (E), D. Silverman (USA), A. Vergara (CHI), K. P. Wood (UK), und drei Kampagnenforderungen verabschiedet: die Trennung von Staat und Kirche, eine internationale Untersuchungskommission zur öffentlichen Finanzierung religiöser Institutionen und die vollständige Aufklärung von Verbrechen des Klerus. Welche Organisationen im «Internationalen Rat» mit 32 Mitgliedern vertreten sind, ist unklar. Vor der Gründung zirkulierte ein «Manifest für die Gewissensfreiheit», das wortreich an den Freidenkerkongress 1904 in Rom anknüpft. Es kann nachgelesen werden auf: www.cilalp.org/spip.php?article438 Valentin Abgottspon nahm am 10. August 2011 an diesem Gründungsanlass teil. Er war von den französischen Freidenkern der Fédération Nationale de la Libre Pensée FNLP eingeladen worden, über seinen Fall zu berichten. kataktion. Die Bevölkerung soll über die alljährlichen milliardenschweren Geschenke des Staates an die Kirchen informiert werden. Der Cartoonist Jacques Tilly hat dazu verschiedene kirchenkritische Sujets zur Verfügung gestellt. Gegen eine Spende an die Plakatkampagne in Berlin hat die FVS das Recht erhalten, das Sujet «Kirchenaustritt jetzt» auch in der Schweiz zu verwenden (siehe Seite 2). Debatten in allen Talkshows Auch das Fernsehen hat sich dem Thema ausführlich gewidmet. In den Nachrichten wurde berichtet, kirchenkritische Dokumentationen wurden ausgestrahlt («Index – Die schwarze Liste des Vatikan», «Das Imperium der Päpste») und in allen Talkshows wurde über den Papst und die Kirche debattiert, überall auch mit prominenten säkularen VertreterInnen: SWR Nachtcafé: Allan Posener ARD Hart aber fair: M. Schmidt-Salomon ARD Maischberger: Esther Vilar Die FVS gehört nicht zu den Gründungsmitgliedern. Die Delegiertenversammlung 2011 hat beschlossen, die politische Ausrichtung und Entwicklung der IVFD vorerst zu beobachten. rc frei denken. 4 I 2011 Kampagne: «Keine Staatsgelder für die Kirche» In Deutschland richtete sich die Kritik wie überall gegen die hohen Kosten eines Papstbesuches für die SteuerzahlerInnen, viel mehr aber noch gegen die Rede des Papstes am 22. September im Deutschen Bundestag. Die Zahl jener, welche dieser Rede fernbleiben wollten stieg in den Tagen davor (Drucktermin dieser Ausgabe ist der 20. September) stetig an. Die Säkularen hielten denn auch Berlin für den richtigen Ort für Aufklärung mittels einer Grossflächenpla- So war sichergestellt, dass zu bester Sendezeit auch die Missbrauchsfälle und ihre Vertuschung durch Kardinal Ratzinger thematisiert wurden. Bei jedem Medienauftritt der Kirchen zeigt sich deutlich, dass sie sich in der Defensive befindet – ein Erfolg der Bewegung der Säkularen. rc 14 I Lesen Gottlos und heiter Für Liebhaber des freien Denkens gibt es eine Frohbotschaft zu vermelden: Fritz Mauthners Opus magnum «Der Atheismus und seine Geschichte im Abendlande», erstmals gedruckt zwischen 1920 und 1923, ist endlich in einer sorgfältig edierten und vollständigen Neuausgabe erhältlich. Wer Mauthners «Atheismus» noch nie in Händen gehalten hat, der verkaufe – mit oder ohne Lichtenberg – sein zweites Paar Hosen und erstehe diese köstliche unendliche Geschichte des abendländischen Freidenkertums, deren erster Band bei der pelagianischen Ketzerei einsetzt, und die –1960 Seiten später, nach vielen sorgfältig und köstlich schraffierten Freidenkern, Avantgardisten, Exzentrikern und wagemutigen Anti-Dogmatikern – schliesslich im Traum von einer friedfertigen «gottlosen Mystik» schliesst. Fritz Mauthner, im November 1849 im damals böhmischen Horschitz geboren, war unter den Schriftstellern seiner Zeit ein geradezu «Überbegabter», der das philosophische Instrument der Sprachkritik wie kaum ein Zweiter zu bedienen wusste. Neben seinen Parodien und seiner dreibändigen «Kritik der Sprache» ist es aber vor allem das Spätwerk über den Atheismus, das exemplarisch zeigt, was heute fehlt: eine Ideengeschichte des Abweichenden und Kritischen, die nicht mit doxographischer Strenge und sauertöpfischer Beckmesserei einherkommt, sondern mit grossartiger Kenntnis, einer brillanten Sprache voll ironischem Tiefsinn und mit der Urteilssicherheit desjenigen, der weiss, dass Denken immer «freies»Denken bedeutet. Mauthner hat seine «Geschichte des Atheismus» in jener kurzen Morgenröte publiziert, als die Roaring Twenties eine entkrampfende Wirkung sogar in der Geisteswelt entfachten. Dass die Vokabel «Atheismus» für Mauthner gar nicht jenen schröcklichen Klang hatte, mit dem (nachgerade in der deutschen Religions-)Geschichte alles Denk-Rebellische verfolgt worden ist, muss man nicht betonen. Der Streit um den «einzigen» und «wahren» Gott ist immer eine Logomachie, ein Wortaberglaube; freilich einer, der von gewaltigem Blutvergiessen begleitet war. Und da es heute, zu Beginn des 21. Jahrhunderts, noch durchaus keinen Anlass gibt, die Fragen um das Verhältnis von Religion, Macht und Gewalt auf dem berühmten Misthaufen der Geschichte zu entsorgen, liegt kein bisschen Staub auf Mauthners 3856 Gramm schweren Jahrhundertwerk. Fritz Mauthner Der Atheismus und seine Geschichte im Abendlande Hrsg. Ludger Lütkehaus, Alibri Verlag, Aschaffenburg 2011, 4 Bände, 1975 Seiten, ISBN-10: 3865691137, 179 EUR Vince Ebert hat das Denkfest in Zürich mit einer Abendvorstellung bereichert. Im Publikum war auch Michael SchmidtSalomon, einer jener Menschen, die er besucht und über «Freiheit» befragt hatte. In der ihm eigenen Mischung von wissenschaftlichem Ernst und entwaffnendem Humor fragt Ebert etwa: «Sind die Gedanken wirklich frei, oder ist das nur ein Volkslied? Und wie frei sind dann Volksmusiker? Lohnt sich Freiheit überhaupt? Die Griechen haben sie erfunden und sind heute pleite! Alle sehnen sich danach, frei zu sein. Dafür fliegen Mücken gegen Fensterscheiben, und Steuerfachangestellte kaufen sich eine Harley-Davidson.» Nach seinem Bestseller «Denken Sie selbst! Sonst tun es andere für Sie» begibt sich der Wissenschaftskabarettist Vince Ebert auf die Suche nach der Freiheit. Dazu reist er quer durch Deutschland und trifft spannende und freiheitsliebende Menschen: von einer Domina und einer Nonne über einen Genetiker und einen Hirnforscher bis zu dem Erfinder des Fischerdübels und einem ehemaligen Drogenabhängigen. Sie waren neugierig genug, nach der Freiheit zu greifen. Aber wenn Sie wissen wollen, warum, sollten Sie weiterlesen. Es ist Ihre freie Entscheidung, oder etwa nicht? Vince Ebert Machen Sie sich frei! Sonst tut es keiner für Sie Verlag rororo, Auflage 2 (2011) Taschenbuch, 224 Seiten, ISBN-10: 3499626519, EUR 9.99 Vince Ebert wurde 1968 in Amorbach geboren und studierte Physik in Würzburg. Danach arbeitete er zunächst in einer Unternehmensberatung und in der Marktforschung, bevor er 1998 seine Karriere als Kabarettist begann. Sein Anliegen: die Vermittlung wissenschaftlicher Zusammenhänge mit den Gesetzen des Humors. Seine Bühnenprogramme: «Physik ist sexy» (2004), «Denken lohnt sich» (2007) und «Freiheit ist alles» (2010). Ab November 2011 moderiert Vince Ebert in der ARD die Sendung «Wissen vor 8 – Werkstatt». Mehr über den Autor auf: www.vince-ebert.de Machen Sie sich frei! Ralf König: Prototyp Ralf König: Der Prototyp Gebundene Ausgabe,112 Seiten Rowohlt, (2008), ISBN-10: 3498035428, EUR 14.90 frei denken. 4 I 2011 Zürich: Dienstag, 4. Oktober, 19:30 Uhr Agenda I 15 Basel Freitage 14.+21.10.; 4.11; 2.+9.+16.12. 19:00 danach neue Themen. Leitung: G. Rudolf Jeden letzten Freitag im Monat 19:00 «Fundamentalismus für Einsteiger» Satirische Lesung mit Simon Schneeberger «Werden Sie Fundamentalist, geniessen Sie den Segen der Intoleranz! Denn dem Fundamentalismus gehört die Zukunft. Er ist der neue Megatrend schlechthin. Was er anzubieten hat, ist spektakulär. Eine heilige Schrift genügt als Erklärung sämtlicher irdischer und ausserirdischer Phänomene und zur Gestaltung unseres Lebens. Wozu Naturwissenschaften studieren, wenn das, was man wissen muss, auf wenigen Seiten in der Bibel geboten wird? Warum sich um Wirtschaft und Umwelt sorgen, wo doch für alles geoffenbarte Antworten existieren? Damit erfüllt der Fundamentalismus eines der höchsten Gütekriterien unserer Zeit, das der Effizienz. Wer Fundamentalismus für Einsteiger für polemisch, satirisch und provokativ hält, könnte Recht haben, hat die Chance, Fundamentalist zu werden, aber verpasst.» Amazon Abschluss von N. Kelek «Himmelsreise», Restaurant Antalya Leonhardsgraben 8 Infos: 079 3917245 Restaurant Spillmann Eisengasse 1 Freie Zusammenkunft Samstag, 12. November 15:00 Jahresfeier der beiden Sektionen Samstag, 7. Januar 17:30 Restaurant Zum Rebhaus Riehentorstr. 11 Tanz und Unterhaltung mit dem Duo Ralph & Andrea Anmeldung erforderlich NWS-Neujahrs-Apéro mit Nachtessen Restaurant Park Flughafenstr. 31 Bern Montage, 17.10., 28.11. 19:00 Abendtreff Samstag, 29. Oktober 9:00-15:00 Standaktion Spontane HelferInnen willkommen! Donnerstag, 17. November Zu Gast: Irena Brezna Schriftstellerin Öffentlicher Anlass. Sonntag, 11. Dezember 19:00 Restaurant National Hirschengraben 24 beim Käfigturm Volkshaus Zürich Stauffacherstrasse 60, 8004 Zürich Zi. 22 (2. Stock) Winterthur: Donnerstag, 20. Oktober, 17:00 Uhr Details folgen in der schriftlichen Einladung Details folgen in der schriftlichen Einladung Podiumsdiskussionen I. Nordafrika auf dem Weg zu einem Rechtsstaat und Demokratie – oder in Richtung Iranisierung? II. Israel ein Gottesstaat? Es diskutieren: Saïda Keller-Messahli Elam Shraga Präsidentin des Forums für einen fortschrittlichen Islam Journalist und Friedensaktivist Jahresendanlass Solothurn/Grenchen Samstag/Sonntag, 12./13. November 2011 «Meine – deine – keine Religion» FVS-Stand und Streitgespräch Details siehe Inserat Landhaus Solothurn Ostschweiz Sonntag, 16. Oktober 11:00 Familienwanderung Details in der schriftlichen Einladung Wallis/Valais Abendhock Gesprächsleitung: Kurt Schmid Präsident Winterthurer Freidenker FR 7.10., MI 2.11., FR 2.12. 19:00 Jeudi, 13 octobre 19:00 Restaurant Traube Visp Ferme Asile Sion Reithalle Winterthur Kinosaal Café Laïc Solothurn, Landhaus: 12./13. November 2011 Im Rahmen der Solothurner Woche der Religionen Winterthur Lesegruppe Der Schriftsteller und Freidenker Franz Rueb leitet eine Lesegruppe in Winterthur. Interessierte kontaktieren ihn direkt via franzrueb.ch. Donnerstag, 20. Oktober 17:00 «Meine – deine – keine Religion» SA: 14:30–15:20 FVS-Stand auf dem Markt der Weltanschauungen SA: 16:30–18:00 Podiumsdiskussion Podiumsdiskussion Details siehe Inserat Reithalle Winterthur Kinosaal Zentralschweiz «Heisse Eisen angepackt – Respektvolles Streitgespräch über Verbindendes und Trennendes» Reta Caspar Freidenker-Vereinigung der Schweiz Fehim Dragusha Imam, alban. Zentrum «El-Hidaje» St. Gallen Matthias Zeindler PD Systematische Theologie, UNI Bern Moderation: Werner van Gent Journalist SO: 13:30–14:45, 16:10–17:00 Freitag, 7. Oktober 19:00 Hotel Continental Park Clubabend mit Audio-Auszügen aus Gruppenraum Luzern Vince Eberts Bühnenprogramm «Freiheit ist alles» Dienstag, 1. November 19:00 Offenes Treffen Samstag, 10. Dezember 17:00 Rest. La Piazza beim Bahnhof Goldau Rest. Bellini, Lounge Murbacherstrasse 4, Luzern Jahresend-Apéro FVS-Stand auf dem Markt der Weltanschauungen Link zum ganze Programm demnächst auf www.fei-denken.ch Zürich Dienstag, 4. Oktober 19:30 «Fundamentalismus für Einsteiger» Cartoonmuseum Basel Satirische Lesung Details siehe Inserat Montag, 10. Oktober 14:30 Volkshaus Stauffacherstr. 60 Rest. Schweighof Schweighofstr. 232 St. Joseph’s Pub Fabrikstr. 23 Rest. Zeughaushof Kanonengasse 20 Gottes Werk und Königs Beitrag Ralf Königs neuste Werke «Prototyp», «Archetyp» und «Antityp» fühlen den Religionen auf den Zahn und lassen Königs Personal im Garten Eden, der Arche Noah und unter den Aposteln auftreten. Die Ausstellung «Ralf König. Gottes Werk und Königs Beitrag» zeigt einen Überblick über das dreissigjährige Schaffen des wichtigsten deutschsprachigen Comickünstlers und würdigt einen unerschöpflichen und immer überraschenden Geschichtenerzähler. Cartoonmuseum, St. Alban-Vorstadt 28, 4052 Basel Noch bis 23.10.2011 www.cartoonmuseum.ch Nachmittagstreff Donnerstag, 13.10., 10.11., 8.12., 20:00 Abendtreff Sonntag, 11. Dezember 11:30 Jahresendessen Zentralvorstand 2011 Samstag, 22. Oktober Freidenkerhaus, Bern Olten Grosser Vorstand 2011 Samstag, 26. November frei denken. 4 I 2011 Adressen Trauerfeiern / Rituale Basel: Freidenker Nordwestschweiz Hans Mohler 079 455 67 24 Basel / Nordwestschweiz Freidenker Nordwestschweiz Postfach 260 4010 Basel basel-nws@frei-denken.ch Präsident: H. Mohler 061 261 36 19 Mitgliederdienst: B. Bisig 061 321 31 48 Solothurn / Grenchen Basel: Freidenker-Union Georges Rudolf 079 391 72 45 Freidenker Solothurn/Grenchen Postfach 217 2545 Selzach grenchen@frei-denken.ch Präsident: S. Mauerhofer 076 478 69 94 Mitgliederdienst: L. Höhneisen 076 539 93 01 Bern / Freiburg / Wallis Tony Baumgartner 079 300 20 10 Reta Caspar 079 795 15 92 Freidenker-Union Basel Postfach 4471 4002 Basel basel-union@frei-denken.ch Präsident: G. Rudolf 079 391 72 45 Mitgliederdienst: F. Dürler 061 601 03 23 Ticino Mittelland Hans Mohler 079 455 67 24 Erika Goergen 041 855 59 09 Associazione Svizzera dei Liberi Pensatori (ASLP) Sezione Ticino CP 721 6902 Paradiso ticino@frei-denken.ch Ostschweiz Christian D. Grichting 079 218 57 64 Hans Rutishauser 071 646 04 78 Bern Romandie FreidenkerInnen Region Bern Postfach 831 3550 Langnau regionbern@frei-denken.ch Präsident: D. Aellig 079 449 54 45 Mitgliederdienst: E. Schenker 031 351 83 82 FR Presidente R. Spielhofer 091 994 21 45 Vaud Président: Secrétariat: JU / NE J. P. Ravay 022 361 94 00 026 660 46 78 Yvo Caprara 026 660 46 78 Jean-Pierre Ravay 022 361 94 00 Ass. vaudoise de la Libre Pensée CP 5264 1002 Lausanne vaud@frei-denken.ch Solothurn / Grenchen Wallis L. Höneisen (Koord.) 076 539 93 01 Melanie Hartmann 078 644 74 72 Genève Libre Pensée de Genève 27 ch. des quoattes 1285 Avusy geneve@frei-denken.ch Président: J. P. Bouquet 022 756 40 49 Wallis / Valais Winterthur / Schaffhausen Christian D. Grichting 079 218 57 64 Hans Rutishauser 071 646 04 78 Freidenker Wallis Postfach 118 3922 Stalden wallis@frei-denken.ch Präsident: V. Abgottspon 078 671 08 03 Mittelland Zentralschweiz / Tessin Erika Goergen 041 855 59 09 Zürich Christian D. Grichting 079 218 57 64 Hans Rutishauser 071 646 04 78 Sollte unter den regionalen Nummern niemand zu erreichen sein, hinterlassen Sie bitte eine Mitteilung bei der FVS-Geschäftsstelle: 031 371 65 67, wir rufen zurück. Freidenker Mittelland Postfach 56 4628 Wolfwil mittelland@frei-denken.ch Präsident: H. Haldimann 062 926 16 33 Winterthur Präsident: Freidenker Winterthur Postfach 1806 8401 Winterthur winterthur@frei-denken.ch K. Schmid 052 337 06 27 Ostschweiz Co-Präsident: Zentralschweiz Präsidentin: Freidenker Ostschweiz Sonnenwiesstrasse 11 9555 Tobel/TG ostschweiz@frei-denken.ch D. Stricker 071 845 15 21 Freidenker Zentralschweiz Zugerstrasse 35 6415 Arth zentralschweiz@frei-denken.ch G. Annen 041 855 10 59 Adressänderung melden an: FVS / ASLP Zentralkasse Postfach 217 CH-2545 Selzach zentralkasse@frei-denken.ch Schaffhausen Zürich Danke! Freidenker Schaffhausen Postfach 3206 3001 Bern schaffhausen@frei-denken.ch Kontakt: Martin Jung Freidenker Zürich Postfach 3353 8021 Zürich zuerich@frei-denken.ch Präsident: A. Kyriacou 044 253 18 96 Mitgliederdienst: A. Erne 043 299 53 36 AZB P.P./Journal CH-2545 Selzach Freidenker-Vereinigung der Schweiz www.frei-denken.ch