Deutschland: 11. Gebot: Zahl den Kirchentag selbst -Interview mit Maximilian Steinhaus

Interview auf mephisto976.de vom 20. Juli 2017:

Der Evangelische Kirchentag im Mai wurde mit drei Millionen Euro Steuergeldern unterstützt. Zu Unrecht – findet Maximilian Steinhaus von der Kunstaktion "11. Gebot: Du sollst deinen Kirchentag selbst bezahlen."

Moderator Yannick Jürgens hat mit Maximilian Steinhaus von der Kunstaktion "11. Gebot" über den Zuschuss des evangelischen Kirchentags gesprochen.

Herr Steinhaus, der Kirchentag auf dem Weg in Leipzig und Torgau wurde mit 3,2 Millionen Euro aus Steuermitteln bezuschusst. Wie stehen Sie dazu: Sollten Kirchentage von den Ländern und den Kommunen finanziell unterstützt werden?

klar nein! Das lässt sich verfassungsrechtlich begründen: In unserem Grundgesetz steht drin, dass Kirche und Staat voneinander getrennt sind. Und diese Trennung muss doch gerade beim Geld bestehen. Ansonsten droht immer eine Verwicklung, deshalb muss man es klar voneinander trennen. Das geschieht momentan nicht und ist daher verfassungswidrig.

André Schollbach von den Linken kritisiert die Finanzierung des Kirchentags, weil das Geld an anderer Stelle besser gebraucht werden könnte, so z.B. an der Schaffung von Kita-Plätzen. Was sollte denn Ihrer Meinung nach mit dem Geld gemacht werden?

Kita-Plätze sind ein gutes Beispiel, das Herr Schollbach gegeben hat. Ich bin selbst jüngst Vater geworden und kann es daher nur unterstützen. Ich würde den Fokus gar nicht so sehr darauf legen, wo es sonst gebraucht werden könnte, weil es sonst nur zu einer typischen Neiddebatte führt. Aber was Unrecht ist, bleibt auch Unrecht. Egal ob man das Geld woanders besser verwenden könnte. Es ist einfach so, dass Kirche und Staat getrennt werden müssen. Unsere Gesellschaft wird immer pluraler. Es gibt immer mehr Religionen und Weltanschauungen in der Gesellschaft und die kann der Staat nicht alle gleichmäßig fördern. Faktisch fördert er eben auch nur die protestantische und die katholische Kirche. Deswegen müssen die Zahlungen eingestellt werden, egal wofür man das Geld sonst einsetzt.

Die CDU wiederum rechtfertigt die Ausgaben mit dem organisierten und friedlichen Ablauf des Kirchentages. Was halten Sie denn von dieser Rechtfertigung?

Ich war sehr empört, als ich das gehört habe. Das ist eine pure Frechheit, dann einfach von der CDU auf die Linke zu schießen. Damit macht man es sich sehr leicht, nutzt diese etwas linkenfeindliche Haltung nach dem G20-Gipfel aus und lenkt schön ab von dem eigentlichen Thema. Es geht nicht darum, ob die Veranstaltung Kirchentag gut oder interessant ist, ob sie friedlich abläuft oder nicht. Sondern es geht hier um Verfassungsgrundsätze, Trennung von Staat und Religion, weltanschauliche Neutralität. In dem der CDU-Vertreter hier so Position bezieht für den Kirchentag nimmt er eine Wertung vor, dass das alles gut sei, was die dort vertreten. Genau eine solche Wertung darf der weltanschaulich neutrale Staat nicht vornehmen. Der Staat soll – wie das Bundesverfassungsgericht geurteilt hat – Heimstatt aller Bürger sein. Und das ist er nicht, wenn er sich immer wieder zum Christentum bekennt durch solche Finanzzahlungen und öffentlichen Kulte, die vom Staat unterstützt werden.

Der Kirchentag hatte weit weniger Besucher als erwartet: 50.000 wurden erwartet, 15.000 waren es dann letztendlich. Sollte Ihrer Meinung nach überhaupt noch eine derartige Veranstaltung in der Messestadt stattfinden?

Es steht der Kirche frei, solche Veranstaltungen durchzuführen, so wie jeder andere auch solche Veranstaltungen durchführen kann. Nur es gilt der alte Grundsatz: Wer die Musik bestellt, bezahlt sie auch. Die Kirche muss sie selbst bezahlen und vor allem sie kann sie auch selbst bezahlen. Sie ist daher nach den ganzen formalen Grundsätzen der Kulturförderung gar nicht förderwürdig, weil sie die finanzielle Kraft hat, das zu bestreiten. Wenn sie wiederkommen wollen, sollen sie das tun. Aber bitte auf eigene Kosten und ohne große Missionierungsversuche und ohne das ständige Einmischen in die Politik.

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