Buchbesprechung: "Das Ende des Humanismus"

Yuval Harari sieht in neuen Technologien ungeahnte Möglichkeiten für die menschliche Evolution. Wir können dabei zu Göttern werden oder untergehen. Oder beides zugleich.

Angesichts einer zunehmend angespannt erscheinenden politischen Weltlage mag die folgende These zunächst überraschen: Kriege, Krankheiten und Hungersnöte sind im 21. Jahrhundert obsolet geworden. Abgesehen von einigen gesegneten Weltregionen seien sie zwar noch nicht völlig verschwunden, aber sie sind von unkontrollierbaren Naturgewalten zu handhabbaren Herausforderungen geworden. Auf der eigentlichen Agenda der Menschheit stehen zu Beginn des dritten Jahrtausends drei andere Dinge: Unsterblichkeit, Glück, Göttlichkeit.

Das behauptet zumindest der israelische Historiker Yuval Noah Harari in seinem neuen Buch Homo Deus. A Brief History of Tomorrow. Harari hatte im Vorgängerwerk Sapiens. Eine kurze Geschichte der Menschheit diese Geschichte von ihren Anfängen bis heute erkundet und damit einen weltweiten Bestseller gelandet. Man war beeindruckt vom Erzähltalent und dem makrohistorischen Durchblick des heute gerade einmal 40-Jährigen. Nun hat er beides Richtung Zukunft gewendet, um die prophetischen Thesen, die schon den Abschluss von Sapiensbildeten und viele Kritiker damals noch nicht so überzeugten, genauer zu erläutern: Die Menschheit werde versuchen, den Tod zu überwinden und sich die schöpferische Macht von Göttern anzueignen, ja sich selbst in unsterblich-glückselige Götter zu verwandeln.

Yuval Noah Harari, Homo Deus. A Brief History of Tomorrow, Harvill Secker 2016, 448 S., 13,95€. Eine deutsche Übersetzung erscheint am 16. Februar 2017 bei C.H.Beck, 576 S., 24,95€.

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