Beitrag zu Ritualen und Sterben bei Freidenkern in Walliser Broschüre

Valentin Abgottspon, Vize-Präsident der Freidenker-Vereinigung Schweiz und Präsident der Walliser Sektion durfte für eine Broschüre, welche in Zusammenarbeit der Hochschule für Gesundheit Wallis und Andenmatten&Lambrigger Bestattungsdienste entstanden ist, Auskunft geben.

Zeitschrift Titel Horizonte 03 2016

Es ist als sehr positiv zu werten, dass auch in einer sehr katholisch und eher konservativ geprägten Region Freidenkerinnen und Freidenker für diese Portraits bzw. Texte berücksichtigt wurden. Das darf durchaus als Erfolg gewertet werden und zeigt, dass sich unsere Aktivitäten lohnen. Noch vor einigen Jahren wäre wohl fast niemand im Oberwallis auf die Idee gekommen, uns anzufragen und zu berücksichtigen. Nun: Es gab bis 2010 im (Ober-)Wallis halt auch gar keine organisierte und sich zu Wort meldende FreidenkerInnen...

Hier eine PDF-Datei mit dem Beitrag über Atheismus/Freidenker/Freidenkerinnen: Horizonte 03 2016.

Ritual-Angebot der Freidenker-Vereinigung der Schweiz: http://www.frei-denken.ch/de/dienstleistungen/rituale/ Webseite der Sektion Wallis der FVS: http://www.frei-denken.ch/de/sektionen/wallis/

In der Broschüre hat es neben der Doppelseite zu unserer Weltanschauung bzw. zu Ritualen für Menschen mit unserer Weltanschauung jeweils eine Doppelseite drin über:

    Römisch-katholische Kirche
    Serbisch-orthodoxe Kirche
    Evangelisch-reformiert
    Islam
    Judentum
    Buddhismus

Text: Atheismus

Glauben ist leichter als Denken

Ein Atheist ist jemand, der nicht an die Existenz eines oder mehrerer Götter glaubt. Der Grossteil der Atheisten sind Freidenker, Naturalisten und Humanisten, welche die Meinung vertreten, dass die Angst vor göttlichen Autoritäten unbegründet ist. Wesentlich dabei ist, sich des eigenen Verstandes zu bedienen. Wir haben ein einziges Leben und aus diesem müssen wir das Beste machen. Nach dem Tod lebt der Verstorbene in den Erinnerungen seiner Nächsten weiter.

Atheismus im Oberwallis Atheismus kommt aus dem Altgriechischen und heisst übersetzt «ohne Gott». Die Zahl der Atheisten nimmt auch im Oberwallis zu. Religiöse Rituale wie Taufe, kirchliche Eheschliessung und Begräbnis verlieren an Bedeutung. Eine Neuorientierung der Gesellschaft in einem religiös geprägten Umfeld ist unumgänglich.

Leben nach dem Tod?

Das Leben endet für den Sterbenden mit dem Tod. Den Tod erleben nur die Angehörigen und er hat somit für den Toten selber keine Bedeutung. Das Sterben wird im Atheismus als Vorgang gesehen, mit welchem sich der Lebenszyklus schliesst.

Autonomie im Sterben

Gegenüber einem sterbenden Atheisten ist es wesentlich, dass seine Autonomie, seine Selbstbestimmung und Würde bis zuletzt berücksichtigt werden. Religiöse Rituale und Bestattung wären ein Verrat an den Überzeugungen des Nichtgläubigen, sofern er dies nicht ausdrücklich wünscht oder erlaubt. Tabu sind religiöse Rituale wie Krankensalbung, Segnung oder Gebete. Der Sterbehilfe stehen die meisten Atheisten offen gegenüber. Auf Wunsch des Sterbenden soll sein Leben nicht künstlich verlängert werden.

Begleitung von Angehörigen

Verstorbene hinterlassen ihre Spuren in uns.

Sterbende zu begleiten und nicht alleine zu lassen, ist in den meisten Kulturen üblich. Meist übernehmen die Familie und/oder die nächsten Angehörigen Aufgaben in diesem Bereich. Atheisten kennen weltliche Ritualbegleiter und Ritualbegleiterinnen. Die Grundlage für jede Abschiedsfeier ist ein persönliches Gespräch mit den nächsten Angehörigen. Es gilt Sterbenden und Angehörigen eine Auseinandersetzung mit Sterben und Tod zu ermöglichen. Wesentliche Aufgaben bei der Begleitung von Angehörigen sind unter anderem die Sterbebegleitung, die Klärung aller Fragen der bevorstehenden Trauerfeier sowie Informationen über AnlaufsteIlen.

Abschied von Verstorbenen

Das Abschiedsritual ist individuell. In ihm wird beschrieben, wie die verstorbene Person im Leben war, wie sie gesehen wurde. Der Abschied findet meist in Anwesenheit von Freunden und Bekannten statt. Angehörige haben dabei die Möglichkeit, etwas über den Verstorbenen zu sagen. Das Abschiedsritual hat häufig gewisse Ähnlichkeiten mit traditionell religiösen Abschiedsfeiern. Jedoch fehlen religiöse Symboliken wie Kreuz, religiöse Lieder oder Gebete. Geschichten über das Leben des Verstorbenen ersetzen das Beten für die Seele. Auf Wunsch kann seine Lieblingsmusik gespielt werden. Das Abschiedsritual stellt keinen Todeskult dar, sondern würdigt das Leben des Verstorbenen. Der verstorbene Mensch lebt in den Gedanken seiner Hinterbliebenen weiter.

Die Beisetzung

Wenn Wünsche des Verstorbenen fehlen, wird durch die Familie oder andere Angehörige entschieden, wie der Verstorbene beigesetzt werden soll. Der Ablauf erfolgt nicht nach festgelegten Regeln und kann individuell gestaltet werden. Es wird nicht gebetet. Texte und Musik schaffen einen würdigen Rahmen zur Erweisung der letzten Ehre. Begleiter und Begleiterinnen sind in Trauerbegleitung und Kommunikation geschulte Personen. Deren einfühlsames Gespräch mit den Angehörigen dient als Basis für die Trauerrede, in der Einzelheiten, Charakterzüge, Eigenarten und Erfahrungen der verstorbenen Person geschildert werden.

Die Autonomie, die Würde und der Wille des Einzelnen im Sterben ist eine Form des Respektes gegenüber den Atheisten.
Anlaufstelle

Bestattungsinstitute aus der Region oder unter: www.frei-denken.ch/de/sektion/wallis

Text: Eric Wasem und Gabriela Imseng Befragter: Valentin Abgottspon

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