Freidenker rufen Katholiken mit Plakaten auf, über Kirchenaustritt nachzudenken

Huonder tritt nicht aus

Die Freidenker schalten ab dem 24. August 2015 Plakate mit der Botschaft: «Liebe Katholiken: Huonder tritt nicht aus. Wie steht’s mit Euch?»

Angesprochen werden die weltoffenen Katholiken, die sowohl über Vitus Huonders radikale Äusserungen verärgert sind, wie auch über die Tatsache, dass er von der Kirche nicht abberufen wird. Sie müssen konstatieren, dass sowohl kircheninterne Kritik wie auch öffentliche Petitionen und Demonstrationen Huonders Machtposition nicht gefährden. Ebenso müssen sie sich bewusst sein, dass Papst Franziskus ebenso energisch wie Huonder gegen eine Ausweitung der Ehe auf homosexuelle Paare auftritt. Anfang dieses Monats wetterte Franziskus am Kongress der Knights of Philadelphia über die «starken kulturellen Kräfte», welche die Institution Ehe unter Beschuss nähmen. Und er wiederholte die üblichen Verteidigungsparolen für die ausschliesslich heterosexuell ausgerichtete Ehe: Diese entspräche einer natürlichen Ordnung, nur sie könne Nachwuchs gewähren, und Kinder hätten ein Anrecht auf eine Familie mit Vater und Mutter. Die Ritter verabschiedeten entsprechend eine Resolution zur Verteidigung der Ehe, in der sie mehrfach auf Aussagen von Papst Franziskus Bezug nahmen.

Es scheint klar: Das System, das Huonder hervorgebracht hat und das ihn weiterhin protegiert, ist durch die Mitgliederbasis nicht veränderbar. Die Freidenker laden deshalb die weltoffenen Katholiken ein, darüber nachzudenken, ob sie zur römisch-katholischen Kirche auf Distanz gehen wollen. Einerseits, weil es für sie befreiend wirken kann, aber auch, weil Austritte die Botschaft sein könnten, die in Chur, St. Gallen und Rom verstanden werden und dort tatsächlich etwas veränderen. Die Plakate werden ergänzt durch einen offenen Brief.

Die Kampagne soll nicht nur die Frage des Kirchenaustritts in den öffentlichen Raum tragen sondern den kirchenfernen und den nachhaltig verärgerten Mitgliedern der römisch-katholischen Kirche Mut machen, sich mit der Frage ernsthaft auseinanderzusetzen. Dass Austrittsgedanken bei Kirchenmitgliedern in letzter Zeit zugenommen haben, haben die Freidenker an den vermehrten Aufrufen ihrer Online-Anleitung zum Kirchenaustritt (frei-denken.ch/Kirchenaustritt) messen können.

In der Woche ab 24. August wird das Sujet an den eBoards der Bahnhöfe Zürich Hauptbahnhof, Zürich Stadelhofen, St. Gallen, Zug, Luzern und Fribourg hängen. In der Woche ab 31. August werden in Chur, Davos, Landquart, Brig, Visp und Sitten Plakate mit derselben Botschaft hängen.

Freidenker-Vereinigung der Schweiz – die Stimme der Laizität – seit 1908

Für Rückfragen: Andreas Kyriacou, Präsident: 076 479 62 96 Valentin Abgottspon, Vizepräsident: 078 671 08 03

Kampagnen-Material für Social Media:

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Spenden für die Plakatkampagne bitte mit Vermerk "Plakatkampagne" an

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Kleinere Beiträge auf Anfrage.

Es besteht auch allgemein die Möglichkeit, steuerbefreit an die Freidenker-Vereinigung der Schweiz zu spenden, siehe Spenden-Seite.

Wer die Kampagne auch offline unterstützen will, beispielsweise uns die Finanzierung eines Plakates in seiner Umgebung ermöglichen will oder die Plakate bei sich aufhängen will, meldet sich bei der Geschäftsstelle der FVS.

Das Design der Kampagne lehnt sich an die Kampagne «Da ist wahrscheinlich kein Gott. Also sorg dich nicht, geniess das Leben» an. 2009 wurde der Aushang dieser Plakate teilweise verboten.

Presse - und Medienstimmen:

"Ein nachsichtiger Bischof und clevere Freidenker" 

- NZZ vom 20.08.2015

"Huonder tritt nicht aus. Und Ihr?" - Südostschweiz vom 20.08.2015

Nach Huonder Affäre werben Kritiker für Kirchenaustritt - TV Ostschweiz vom 20.08.2015

"Freidenker rufen Katholiken auf, über Kirchenaustritt nachzudenken" - Humanistischer Pressedienst Deutschland vom 20.08.2015

"Aufruf zum Kirchenaustritt" - Neue Luzerner Zeitung vom 20.08.2015

"Freidenker rufen wegen Huonder zum Austritt auf" - 20 Minuten vom 21.08.2015

"Aufruf zum Kirchenaustritt" - Neue Obwaldener Zeitung vom 21.08.2015

"Freidenker wollen Katholiken zum Nachdenken anregen" - 1815.ch

Als Printversion:

© Der Landbote; 21.08.2015; Seite 19

Freidenker rufen zum Austritt aus der Kirche auf 

Die Freidenker-Vereinigung nutzt den Aufruhr bei den Katholiken und wirbt für den Kirchenaustritt. 

Andreas Kyriacou, Präsident der Freidenker-Vereinigung Schweiz und Mitglied der Grünen, ist stets zur Stelle, wenn es um Glauben und Religion geht. Der bekennende Atheist kämpft für eine möglichst religionsfreie Gesellschaft. Nun nimmt er den Steilpass von Bischof Huonders Schwulen-Aussagen zum Anlass, seine Organisation in Szene zu setzen. Mit Plakaten und einem offenen Brief ruft die rund 1900 Mitglieder zählende Vereinigung Katholiken zum Kirchenaustritt auf. Der Slogan: «Liebe Katholiken: Huonder tritt nicht aus. Wie stehts mit euch?» Entsprechende Plakate sollen unter anderem an Bahnhöfen verschiedener Schweizer Städte zu sehen sein.

Die Katholiken müssten sich bewusst sein, dass weder Kritik noch Demonstrationen Huonders Machtposition gefährdeten. Auch wenn Papst Franziskus gegenüber Homosexuellen freundlicher auftrete, ändere dies nichts daran, dass auch er die homosexuelle Ehe bekämpfe. Klar sei, so Kyriacou, dass das System, das Huonder hervorgebracht habe, durch die Basis der Kirchenmitglieder nicht veränderbar sei. «Die Freidenker laden deshalb weltoffene Katholiken ein, darüber nachzudenken, ob sie zur römisch-katholischen Kirche auf Distanz gehen wollen.» Kirchenaustritte könnten die Botschaft sein, die in Chur und Rom verstanden würde und dort etwas verändern könnte, so Kyriacou.

Ist es nicht billig, die Krise bei den Katholiken auf diese Weise auszubeuten? Kyriacou entgegnet, seit Jahren leiste sich Huonder Entgleisungen, ohne dass dies Folgen habe. Weil die Kirche Steuergelder erhalte, sei die Angelegenheit auch für Nichtmitglieder relevant.

«Es trifft die Falschen»

Aschi Rutz, Sprecher des katholischen Synodalrates in Zürich, findet den Aufruf der Freidenker fatal: «Kirchenaustritte treffen die Falschen», sagt er. Nicht den Bischof, sondern die einzelnen Kirchgemeinden. Diese stünden der Homosexualität meist unverkrampft gegenüber und grenzten niemanden aus. In den meisten Kirchgemeinden seien Geschiedene, Wiederverheiratete und Homosexuelle in der Eucharistiefeier willkommen. «Die Kirche besteht nicht nur aus dem Papst und dem Bischof», betont Rutz.

Ob Huonders Aussagen schon zu Kirchenaustritten geführt haben, weiss Rutz nicht, weil die Austrittsschreiben bei den verschiedenen Kirchgemeinden eingehen. Er habe aber Anlass zu Befürchtungen. Denn das Thema Kirchenaustritt auf der Website der Katholiken werde normalerweise ein- bis zweimal täglich angeklickt. Nach Huonders Aussagen habe man 15 bis 18 Klicks täglich gezählt. Wie viele Austritte tatsächlich vollzogen werden, ist aber offen. Thomas Schraner

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© Zürichsee-Zeitung; 21.08.2015

Aufruf zum Austritt 

Der Ethikdozent und ehemalige CVP-Präsident Markus Arnold hält die Aussagen von Bischof Huonder zur Homosexualität theologisch für Unsinn. Mit der Diskussion darüber sei die Zerrissenheit des Bistums Chur wieder ins Bewusstsein gerufen worden.

Die Freidenker-Vereinigung nimmt den Proteststurm gegen den Bischof zum Anlass, die Katholiken zum Kirchenaustritt aufzurufen. Sie hat eine Plakataktion lanciert. Der Aufruf sei fatal, sagt Aschi Rutz, Medienchef des Synodalrates. Damit treffe man nicht Huonder, sondern die Kirchgemeinden.