Kinderärzte warnen vor unangenehme Folgen und Komplikationen

Bundesregierung und Bundestag wollen religiös motivierte Beschneidungen erlauben. Heute befasst sich der Rechtsausschuss mit dem Gesetzentwurf dazu. Doch der Verband der Kinderärzte hält an seinen Warnungen fest - und hat erschreckende Zahlen parat. Wolfram Hartmann, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, warnte davor, dass es bei Beschneidungen weitaus mehr unangenehme Folgen und Komplikationen gebe als allgemein vermutet. Die männliche Vorhaut erfülle wichtige Funktionen zum Schutz der sehr empfindlichen Eichel; sie schütze sie vor Schadstoffen, Reibung, Austrocknung und Verletzungen. In seiner Stellungnahme berief sich Hartmann auf eine Umfrage, an der sich 458 Kinderarztpraxen in den letzten zwei Monaten beteiligt hätten. In der Zeit seit dem 1. Januar 2010 hätten sie insgesamt 1858 Patientenbesuche verzeichnet, bei denen es um Komplikationen in der Folge einer Beschneidung gegangen sei. In den meisten Fällen seien Infektionen festgestellt worden, in immerhin 249 sein eine neuerliche Beschneidung nötig gewesen. Dabei sei die überwiegende Mehrheit der Jungen von einem Arzt beschnitten worden.

Ärzte vom Jüdischen Krankenhaus in Berlin verwiesen in der Anhörung auf ihre eigenen Statistiken. Zwischen 2003 und 2012 seien in ihrem 1531 Beschneidungen durchgeführt worden. Gut ein Viertel davon seien Wunschbeschneidungen an neugeborenen jüdischen Jungen innerhalb der ersten beiden Lebenswochen gewesen. Insgesamt sei nur eine einzige schwere Komplikation mit Nachblutung bei einem vierjährigen Jungen beobachtet worden, der sich die Nähte und den Verband am Tag nach der Operation abriss.

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