Kinder müssen vor Eltern geschützt werden: Beschneidung ist Körperverletzung

Das Landgericht Köln hat Beschneidung aus religiösen Gründen als Körperverletzung verurteilt. Das berichtet die Financial Times Deutschland unter Berufung auf das ihr vorliegende Urteil. Weder das Elternrecht noch die im Grundgesetz garantierte Religionsfreiheit könnten diesen Eingriff rechtfertigen. Laut dem Blatt stellte damit erstmals ein deutsches Gericht den religiösen Brauch unter Strafe. Jährlich würden in Deutschland mehrere Tausend jüdische und muslimische Jungen beschnitten. Die Ärzte hätten bisher in einer juristischen Grauzone agiert, wenn sie Jungen aus religiösen Gründen beschnitten. Sie konnten sich darauf berufen, keine Kenntnis von der Strafbarkeit religiöser Beschneidungen gehabt zu haben.

http://www.lto.de/recht/hintergruende/h/wegweisendes-urteil-religioese-beschneidungen-von-jungen-verboten/

Endlich wird die Beschneidung von Knaben von einem europäischen Gericht als das benannt, was sie ist: eine Körperverletzung im Namen eines "Gottes" eines Wüstenvolkes. Es gibt Traditionen, die aufzugeben sind, weil sie sich mit dem – sich hierzulande erst entwickelnden – Verständnis der Menschenrechte von Kindern nicht vereinbaren lassen. Es ist beschämend, wie sich Katholiken und Reformierte im Namen der Religionsfreiheit hinter ihre abrahamitischen Glaubengenossen stellen, wenn es darum geht, das Recht der Religiösen auf den uneingeschränkten Zugriff auf die kindlichen Sexualorgane zu sichern. Es ist zwar leider zu erwarten, dass nach diesem Urteil die "diagnostizierten" Fälle von Phimose (Vorhautverengung) noch mehr zunehmen werden. Ironie des Systems: Damit werden verpönte religiöse Praktiken sogar durch die Krankenkassen – d.h. durch uns alle – bezahlt. Trotzdem: Das Urteil ist ein wichtiges Signal gegen religiös begründetes Unrecht an wehrlosen Kindern – nach der gesetzlichen Bestrafung der Beschneidung von Mädchen nun auch die Strafbarkeit der Beschneidung von Knaben. Nur auf diesem Weg können Traditionen, die jeder vernünftig denkende und fühlende Mensch anwidern müssen, zum Verschwinden gebracht werden.

Mehr zum Thema

http://www.frei-denken.ch/de/2012/02/deutschland-debatte-um-knabenbeschneidung/

Schweiz

http://marcelkuechler.ch/wp/2012/06/das-beschneidungs-urteil-des-landgerichts-koln-und-seine-bedeutung-fur-die-schweiz/http://www.frei-denken.ch/de/2012/05/hande-weg-von-kindlichen-genitalien/http://www.frei-denken.ch/de/2012/01/beschneidung-von-knaben-in-der-schweiz/http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/Die-Beschneidung-von-Knaben-muss-offen-diskutiert-werden/story/15732458

USA

http://www.stopinfantcircumcision.org/SICSlink.htm

Allianz der Religiösen

Zentralrat der Juden in Deutschland

„Diese Rechtssprechung ist ein unerhörter und unsensibler Akt. Die Beschneidung von neugeborenen Jungen ist fester Bestandteil der jüdischen Religion und wird seit Jahrtausenden weltweit praktiziert. In jedem Land der Welt wird dieses religiöse Recht respektiert.“ http://www.zentralratdjuden.de/de/article/3705.html

Zentralrat der Muslime in Deutschland http://www.stern.de/news2/aktuell/zentralrat-der-muslime-kritisiert-beschneidungs-urteil-1846762.html

Auch die Katholiken solidarisieren sich http://www.kipa-apic.ch/index.php?&pw=&na=0,0,0,0,d&ki=233058

... und schliesslich natürlich auch auch die Evangelischen:

http://www.presseportal.de/pm/55310/2279086/ekd-sieht-koelner-beschneidungsurteil-kritisch-hans-ulrich-anke-religionsfreiheit-und-elterliches

Reaktion der Politik

Deutschland

Grüne: http://www.bild.de/regional/berlin/berlin-regional/gruene-regen-konsequenzen-aus-beschneidungsurteil-24883032.bild.html

Bundesregierung will Straffreiheit: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundesregierung-will-straffreiheit-fuer-beschneidungen-a-844273.html