Mythos "Soziale Kirche"?

Bedroht von einer Initiative zur Abschaffung der Kirchensteuer für juristische Personen im Kanton Graubünden, werden in den Medien unwidersprochen Mythen zelebriert:

"Im Jahr 2010 gingen von den rund zehn Millionen Franken 54 Prozent an die Römischkatholische und 46 Prozent an die Evangelisch- reformierte Landeskirche. Wenn dieses Geld fehlen würde, könnte dies bei den Katholiken etwa die Jugendarbeit, die Beratungsstelle für Ehe-, Familien- und Lebensfragen sowie Kirchenrenovationen gefährden. Ähnlich sieht es bei den Reformierten aus: Auch sie nutzen das Geld zur Unterstützung von sozialen und karitativen Einrichtungen sowie für die Renovation ihrer Kirchgebäude. Deshalb steht für die beiden Kirchen viel auf dem Spiel, und den Jungfreisinnigen sei offenbar nicht klar, was sie mit ihrer Abschaffungsinitiative anrichten könnten, meinte Claudia Kleis, Präsidentin der katholischen Verwaltungskommission, in der «Südostschweiz»".

http://v2.suedostschweiz.ch/epaper/pdf/blaettern_detail_fs.cfm?page=01_wzbw_01_2012-01-18

Mythos

"Die Kirchen leisten Reparaturarbeit im Sozialbereich, sie flicken in der Jugendarbeit und Sozialfürsorge mit den Kirchensteuern der juristischen Personen das, was die Firmen in der Gesellschaft an Schaden anrichten. Zudem verschönern die Kirchgemeinden mit ihren Kirchen die Landschaft und erbringen so Standortvorteile für die Unternehmen."

Tatsache

Die Einahmen aus den Zwangsabgaben der Firmen sind eine "Kultussteuer", d.h. sie sind nicht etwa für soziale Aktivitäten reserviert, sondern kommen in den grossen Topf der Kirchgemeinden. Fallen diese Einnahmen weg, haben die Kirchen weniger Geld zur Verfügung. In welchen Bereichen sie da Einsparungen vornehmen, ist ihr eigener Entscheid - dort wird sich zeigen, ob sie wirklich sozial sind, oder sich bisher soziale Einrichtungen einfach nur aus den übervollen Kassen geleistet haben. Der "Standortvorteil" ist ein unfeines Argument – erklärt sich die Kirche damit etwa zur wohlfeilen Kulisse des Kapitalismus?