Beschneidung von Knaben in der Schweiz

Jüdische Tradition

„Bei richtig traditionellen Brits nimmt der Mohel den Penis des Kindes in den Mund und saugt das Blut weg, das will ich in keinem Fall!“. Esra Weill, Mohel aus Basel, lehnt diesen Brauch ebenso ab. „In Zeiten von Aids und Hepatitis weigere ich mich da strikt.“ Mit einem Zwischenstück aus Glas könne man die Tradition genauso erfüllen. Er bezeichnet sich als modernen Mohel, viele der Paare, die sich bei ihm meldeten, seien nicht religiös: „Die wollen das machen, weil sie sagen, dass es schon immer so war und einfach dazugehört.“ Bei den Beschneidungen seiner ersten beiden Söhne fühlte Weill sich schlecht informiert. Daher beschloss der Besitzer einer jüdischen Buchhandlung, sich zum Mohel ausbilden zu lassen – und die Brit Mila seines dritten Sohnes selbst durch-zuführen. „Das war das einzige Mal, dass ich mich geschnitten habe“, lacht Weill. „Aber das lag an den neuen Instrumenten. Nervös war ich gar nicht.“ Für ihn ist aufgrund seiner Erfahrungen die Beratung der Eltern am wichtigsten. Deshalb bietet er auf seiner Homepage www.weill.ch ausführliche Informationen an – ein moderner Kommunikationsweg für eine uralte Tradition. Neben dieser Beratung sollte der Mohel in Weills Augen die modernen Hygienestandards bieten – und vor allem zum Paar passen: „Ich bin ein normaler Mensch, komme gezielt nur in dunklem Hemd und dunkler Hose und nicht wie ein Außerirdischer im schwarzen Anzug“, sagt er. Das entspreche ihm mehr und erschrecke die jungen nichtorthodoxen Paare nicht.

aus: http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/2244 Bericht in der Tagesschau vom 22. Juli 2012

Muslimische Tradition

Die islamische Gemeinschaft ist die grösste religiöse Gruppe, die die Beschneidung kennt. Die «tehara» (Türkisch für «Reinigung») gilt als Bestätigung der Beziehung zu Gott. Das Gebot der Beschneidung wird im Koran nicht erwähnt und gilt nur den «Schafiiten», einer der sechs islamischen Rechtsschulen als obligatorisches Gesetz. Alle anderen unterstützen den Brauch als Tradition. Männer, die die Pilgerreise nach Mekka («Hajj»), einer der «fünf Säulen des Islam», unternehmen wollen, müssen beschnitten sein. Es gibt kein einheitliches Alter für die Durchführung der Beschneidung im Islam. Sie darf zwischen Geburt und Pubertät durchgeführt werden.  Quelle Die Beschneidung von Knaben findet traditionell in der Moschee statt - es gilt als besonders segensreich, wenn die Knaben an einem Festtag «gereinigt» werden, wie das Beschneiden hier genannt wird. Quelle

 

Rituelle Beschneidung in Schweizer Spitälern?

Aritkel in "Spuren" 96/2010: Hierzulande werden die meisten Beschneidungen bei einem Arzt ambulant oder im Spital vorgenommen. Gut 80 Prozent der beschnittenen Jungen müssen aus medizinischen Gründen auf ihre Vorhaut verzichten, der Rest verliert sie aus religiösen Gründen, weil es seit Generationen so gemacht wird, und vor allem, weil es die Eltern wünschen. Einer Umfrage zufolge, die wir bei verschiedenen Kinderspitälern in der deutschen Schweiz durchgeführt haben, sind die betroffenen Kinder zwischen 6 Monate und 16 Jahre alt. Es ist ein operativer Eingriff, der ausnahmslos mit Vollnarkose von erfahrenen Profis, von Kinderchirurgen und speziellen Kindernarkose-Ärzten, durchgeführt wird. Ausnahmslos? Von einer Krankenschwester, die in der Geburtshilfe des Universitätsspitals Zürich gearbeitet hat, erfahren wir anderes. In der Privatabteilung sei regelmässig der Aufenthaltsraum reserviert worden, damit jüdische Buben, die im Spital das Licht der Welt erblickten, am achten Tag ihre rituelle Beschneidung, die sogenannte Brit Mila, erhielten. Die Beschneidungen wurden nicht von Kinderchirurgen durchgeführt, sondern von einem Mohel, dem Beschneider einer jüdischen Gemeinde. Operiert wurde ohne Narkose; der Schnuller wurde in eine alkoholhaltige Flüssigkeit, meist Wein, getunkt und dem Säugling in den schreienden Mund gehalten. Aus Sicherheitsgründen musste beim Eingriff eine medizinische Person des Universitätsspitals Zürich anwesend sein; meistens eine Pflegefachfrau. Die in den 80er Jahren dort tätige Krankenschwester erinnert sich noch heute an die herzzerreissenden Schreie der Babys, die ihr durch Mark und Bein gingen. Da heute eine Niederkunft keinen längeren Spitalaufenthalt mehr mit sich bringt, soll diese Praxis nicht mehr häufig stattfinden. Nach Rückfrage kann es aber sein, dass auch heute noch neugeborenen jüdischen Jungen in der Uniklinik Zürich die Vorhaut ohne Narkose entfernt wird, wenn die Mutter länger als acht Tage im Spital bleiben muss.

aus: http://www.spuren.ch/archiv/archiv_comments/970_0_82_0_C/

Tagesklinik Fällanden

Angebot auf dem Internet:

"WUNSCH-CIRCUMCISION Sie möchten bei Ihrem Sohn eine Beschneidung durchführen lassen, welche nicht aus medizinischen Gründen notwendig ist?

Kosten je nach Alter und Aufwand Circumcision mit Plastibell bis 3. Lebensmonat    CHF 350 Circumcision in Lokalanästhesie mit Nähen des Vorhautblattes 3. – 12. Lebensmonat    CHF 560 Circumcision in Lokalanästhesie mit Nähen des Vorhautblattes ab 1.Lebensjahr    CHF 650 Circumcision in Narkose je nach Alter    CHF 1300 – 1650 Wir sind gerne bereit, diesen Routine-Eingriff bei uns vorzunehmen. Die Krankenkasse wird die Kosten dieser Operation nicht übernehmen. Wir bitten Sie, uns den oben genannten Betrag zeitgerecht vor der Operation zu überweisen respektive am OP-Tag mitzubringen."

http://tokterhuus.ch/angebot/chirurgie/

Jean-Pierre Pochon, einer der dort tätigen Kinderchirurgen schreibt in einem Artikel: Eindeutige Wunschzirkumzisionen gehen klar zu Las­ten des Patienten, was wir auch deutlich kommunizie­ren, das heisst keine Operation ohne Vorauszahlung. Das beinhaltet auch Zirkumzisionen im ersten Lebens­jahr, soweit die Phimosen asymptomatisch sind, das heisst ohne Ballonierung mit Urinrückstau oder Bala­nitiden mit Harnwegsinfekten. Gewisse Krankenkassen scheinen auch vom Ausmass der Zirkumzision Schlüsse auf die Indikation zu ziehen. Viele Rückfragen erfolgen bei Patienten mit fremdlän­dischem Namen (darunter zahlreiche Nichtmuslime!), wie wenn diese Patienten nicht auch rezidivierende Balanitiden mit Narbenphimosen haben könnten.

http://www.medicalforum.ch/pdf/pdf_d/2010/2010-21/2010-21-027.PDF

Anzahl Beschneidungen an Spitälern in der Schweiz

Basel

keine Zahlen vorhanden.

Genf Les HUG n’ont quant à eux pas souhaité s’exprimer sur la polémique en cours. Dans l’établissement genevois, l’approche de la circoncision culturelle et la pratique diffèrent quelque peu de celles du canton de Vaud. Aucune intervention n’est par exemple pratiquée sur les enfants de moins de 1 an en raison des risques liés à l’anesthésie générale sur le système nerveux des nouveau-nés. «A Genève, la tendance est plus à dissuader les parents lorsque la circoncision ne répond à aucune exigence médicale, relève Jean-Marc Joseph du CHUV. http://journal.tdg.ch/circoncision-rituelleest-mise-mal-suisse-2012-07-20-0

Glarus Im Kantonsspital Glarus werden pro Jahr weniger als fünf Beschneidungen aus religiösen Gründen durchgeführt. http://www.suedostschweiz.ch/zeitung/spital-glarus-wartet-beschneidungsregel-ab

Graubünden Im Kantonsspital Graubünden in Chur wurden letztes Jahr 119 Beschneidungen bei Knaben durchgeführt. Davon waren 112 medizinisch indiziert und lediglich 7 religiös motiviert. http://www.tagesschau.sf.tv/Nachrichten/Archiv/2012/07/24/Schweiz/Beschneidung-Graubuenden-macht-weiter

Lausanne Au CHUV, sur les 500 à 530 circoncisions effectuées par année, 10 à 20% concernent des circoncisions culturelles, principalement sur des enfants de religion musulmane ou originaires d’Afrique de l’Ouest. Les autres ont lieu pour des raisons médicales (infections ou douleurs lors de l’érection). http://journal.tdg.ch/circoncision-rituelleest-mise-mal-suisse-2012-07-20-0

Luzern Am Luzerner Kinderspital seien vergangenes Jahr 275 Knaben operiert worden. Bei 28 Kindern sei die Zirkumzision kulturell bedingt gewesen, in den anderen Fällen habe ein medizinischer Grund vorgelegen. http://mobile.nzz.ch/aktuell/schweiz/haeufigster-eingriff-in-der-kinderchirurgie-1.17384556

St. Gallen 1-2 Beschneidungen pro Monat am Ostschweizer Kinderspital http://www.tagblatt.ch/ostschweiz/ostschweiz/tb-os/Eine-bis-zwei-Beschneidungen-pro-Monat;art120094,3059482

Winterthur Am Kantonsspital Winterthur inden nur wenige rituelle Beschneidungen statt, laut Haas sind es eine Handvoll pro Monat. Landbote 26.7.2012 Printausgabe

Zürich 1-2 religiöse Beschneidungen pro Monat am Kinderspital Zürich http://www.20min.ch/schweiz/zuerich/story/Kinderspital-stoppt-Beschneidungen-20577345

Kritik in der Schweiz

2010

«Die Grünen kämpfen gegen die Genitalverstümmelung, diese sind bei Mädchen und Frauen strikt zu bestrafen», schrieb der Vorstand der Schweizer Grünen in einem neuen Positionspapier zur Gleichstellung, das er am Samstag den Delegierten vorlegt. Und weiter: «Auch die Beschneidung von Knaben muss offen diskutiert werden.»

http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/Die-Beschneidung-von-Knaben-muss-offen-diskutiert-werden/story/15732458

In einem Artikel von Tacheles wird festgestellt: "neben der Freidenker-Organisation hielt einzig die Katholische Volkspartei, eine Kleinstpartei aus der Ostschweiz, mit dem Hinweis auf die Menschenrechte fest, «die religiös oder kulturell begründete Beschneidung von Knaben ist ebenfalls eine Verstümmelung, welche die Integrität der Betroffenen verletzt.»" Die Stellungnahme des Schweizer Ärzteverband FMH ist im Artikel ziemlich dürr: "«Die Ärzteschaft sollte sich in Bereiche, die keine medizinischen Probleme darstellen, nicht einmischen», antwortet FMH-Präsident Jacques de Haller." Der Initiant des Anliegens, Diego Hättenschwilers, wird zitiert: "«In einer Delegiertenabstimmung hätte der Vorstoss null Chancen auf eine Mehrheit», hat er erkannt. «Ich werde ihn bei den Grünen nicht mehr weiterverfolgen.»"

2009 In ihrer Stellungnahme zur Parlamentarischen Initiative „Verbot von sexuellen Verstümmelungen“ hat die FVS darauf hingewiesen, dass auch die Beschneidung von Knaben nicht vertetbar ist: http://www.frei-denken.ch/de/2009/06/sexuelle-verstummelungen-gehoren-verboten/

 

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