Das Oslo-Massaker, der Philosoph John S. Mill und die Freiheit des Denkens

Von Aurel Schmidt Der Massenmörder von Oslo, Anders Behring Breivik (A. B. B.), soll in einem Twitter-Account einen Satz des englischen Philosophen John Stuart Mill (1806-1873) zitiert haben: "One person with a belief is equal to the force of 100‘000 who have only interests." Der Satz ist falsch wiedergegeben. Er steht in den "Considerations on Representative Government" und lautet in der deutschen Übersetzung von Theodor Gomperz (1873): "Ein einziger Mensch mit einem Glauben ist eine gesellschaftliche Macht, die neunundneunzig andere Menschen aufwiegt, welche nur Interessen haben."

Der Satz könnte als Aufruf für entschlossene Draufgänger gelesen werden und unterstellen, wer zweifle oder abwäge, müsse als Schwächling angesehen werden. So scheint A. B. B. Mill (miss)verstanden zu haben, als er zur Waffe griff und 76 Menschen kaltblütig tötete. Sollte Mills Denken jetzt diskreditiert sein, weil ein Verbrecher ihn falsch zitiert hat? Mill wird in einen völlig falschen Kontext gestellt. Es genügt, das Original zu konsultieren, um Mills Intention zu verstehen.

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