Fach Religion & Kultur: Note ungenügend für Bildungsrat und Regine Aeppli

Bildungsrat und Bildungsdirektion des Kantons Zürich nehmen bei der Ausgestaltung des Fachs «Religion & Kultur» nach wie vor ungebremst Kurs auf den Eisberg. Dies ist die ernüchternde Bilanz einer kantonalen Informationsveranstaltung vom vergangenen Samstag.

Trotz des Namens bleibt in diesem neuen Fach weltliche Kultur aussen vor, ebenso fehlen Hinweise auf weltlich-humanistische Lebenssätze. Kinder aus nichtreligiösen Familien erhalten dadurch implizit die Botschaft, dass ihnen etwas fehle. Sie werden nicht als gleichwertige Mitglieder der Klassengemeinschaft oder der Gesellschaft insgesamt wahrgenommen. Gleichzeitig suggeriert der Aufbau eine Omnipräsenz des Religiösen, die nicht der Realität entspricht.

Es mutet äusserst seltsam an, dass sowohl der leitende Bildungsrat Jürgen Oelkers wie auch Bildungsdirektorin Regine Aeppli an der Tagung davon sprachen, dass das Fach Toleranz fördere, obschon es in Wirklichkeit eine Überlegenheit von gläubigen Personen unterstellt.

Nach Ansicht von Fachleuten ist klar: In der geplanten Form wird das Fach eine Prüfung durch das Bundesgericht nicht bestehen. Es muss inhaltlich wesentlich überarbeitet werden, soll es – wie vom Bildungsrat vorgesehen – als obligatorisches Selektionsfach bestehen können. Es entbehrt nicht einer beträchtlichen Ironie, dass ausgerechnet die beiden von der Bildungsdirektion aufgebotenen ausländischen Gastrednerinnen, die Norwegerin Sidsel Lied und die Engländerin Denise Cush, aufzeigten, dass reine Religionskunde nicht zukunftsträchtig ist. In ihren beiden Heimatländern wurde der ehemalige Konfessionsunterricht zu einem breit ausgerichteten Fach umgebaut, welches explizit weltliche Ethik und Elemente der (durchaus sinnvollen) Religionskunde gleichberechtigt und gleichwertig thematisiert.

Der Kanton Zürich betreibt aber nicht nur international den Alleingang sondern auch innerhalb der Schweiz. Jürgen Oelkers fordert, dass der Kanton Zürich sich beim Teil «Ethik» des Lehrplans 21 eine Ausnahme herausbedingt, denn der Zürcher Ansatz ist dazu nicht kompatibel. Es war denn auch Oelkers, der diese enge Fokussierung auf ritualisierte Religion durchboxte. Zwang dazu gab es keinen: Die Vorgabe des Kantonsrates war so offen formuliert, dass ein tatsächlich zukunftsträchtiges Fach hätte entstehen können. Diese Chance ist in Zürich vorerst verpasst worden - unnötigerweise. Im Kanton Graubünden und anderswo hat man hingegen begriffen, wie das Fach ausgestaltet sein muss, damit es nicht nur verfassungskonform ist sondern tatsächlich den Lehrplan bereichert. Zürich tut gut daran, von den Bündnern zu lernen – je schneller, desto besser, aus inhaltlichen wie finanziellen Gründen.

Die Freidenker werden Zürcher Eltern unterstützen, welche ihre Kinder vom Fach abmelden wollen.

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