Awra Amba - besser leben ohne Gott

Der Clash der Religionen ist einer der großen Konflikte unseres Jahrzehnts. Mitten in Afrika, im äthiopischen Dorf Awra Amba, herrscht Friede. Christen und Muslime haben dem Glauben abgeschworen, um zusammen glücklich zu werden - und es klappt.

Kein Glaube, kein Alkohol, keine Unterdrückung von Frauen, das ist ein schräger Mix für einen utopischen Versuch, das ist wie Protestantismus ohne Gott oder Kommunismus ohne Wodka. Atheisten und Sozialisten kommen trotzdem vorbei, ebenso Frauenrechtlerinnen und Naturretter, selbst Liberale können etwas finden, was ihnen zusagt, weil das Dorf unabhängig ist vom äthiopischen Staat. Nur Religionsfanatiker und Alkoholiker lassen sich hier so gut wie nie sehen.

Dank ihrer Produktivität haben es die Bewohner von Awra Amba zu erstaunlichem Wohlstand gebracht, legt man die Maßstäbe des Landes an. Es gibt nicht nur genug zu essen, es gibt auch genug anzuziehen, Geld für Arztbesuche, für Medikamente, die Kinder arbeiten nicht, sondern gehen zur Schule, die Straßen sind nachts beleuchtet, im Café stehen ein Fernseher und das Dorftelefon. Und alles ist gelungen ohne Spenden aus dem Ausland oder Hilfen von der Regierung.

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