Kt. VS: Replik an den Bischof von Sitten
Zur Kolumne des Bischofs von Sitten die Replikt der Aktuarin der Sektion Wallis:
- Allem Voran freuen wir uns darüber, dass sich Herr Bischof Norbert Brunner nun doch dazu entschieden hat, eine Stellungnahme zu unserer Sektion abzugeben, unabhängig von unserer Grösse.
- Wir möchten – erneut – betonen, dass wir nicht vorhaben, Glauben und Kirche “zu stürzen” oder jemandem zu verbieten Religion zu praktizieren, wie dies dargestellt wurde.
- Wir möchten die Trennung von Staat und Kirche erreichen, damit auch andere Konfessionen und Konfessionslose (bzw. Heiden, denen die Möglichkeit sich von der Taufe loszusagen verunmöglicht wird), in ihrer (negativen) religiösen Freiheit nicht bedrängt werden. Steuern, Arbeitsgesetze, Bildung, Behinderung von Kirchenaustritten und Reglemente welche der Trennung von Staat und Kirche bedürfen gibt es genug um dies zu untermauern.
- Die Ansicht, der Mensch würde existieren “weil er (sich selber) denkt”, kann nicht per se als Anschauung der FreidenkerInnen betrachtet werden, zumal sich – auch in unserer Sektion – sehr gläubige Personen zu den FreidenkerInnen zählen dürfen, was auch beweist dass Glaube und Freidenkertum absolut nicht unvereinbar sind.
- Nur weil man an keinen Gott glaubt, bedeutet dies längst nicht, dass man sich selbst bzw den Menschen als Schöpfer betrachtet. Es handelt sich dabei um Weltanschauungen, welche vollkommen ohne Schöpferfigur auskommen.
- Bezüglich der gesellschaftlichen Katastrophen (Nationalsozialismus und Kommunismus) welche auf den “Unglauben” zurückgeführt wurden (obschon sich hier durchaus differenziertere Betrachtungen anbieten) möchten wir folgendermassen Stellung nehmen: Wir haben nicht vor die Vergehen der Kirche der letzten Jahrhunderte aufzulisten weil ein konstruktiver Dialog auf diese Weise beeinträchtigt wird.
- Wir finden auch, dass es durchaus möglich ist “freies Denken” durch den Glauben zu erlangen. Glauben impliziert vielfach aber auch Unterdrückung von Skepsis und Kritik, welche ebenfalls ein Bestandteil von freiem Denken sein sollte. Es geht hier weniger um die Kritik am Glauben selbst, sondern um Skepsis gegenüber der Manifestation des Glaubens in Form von Staats- bzw. Landeskirchen.
- Mit Bedauern nehmen wir zur Kenntnis, dass auch Herr Bischof Norbert Brunner der Ansicht ist, dass der öffentliche Raum römisch-katholisch geprägt sein muss.
- Wir FreidenkerInnen sind der Ansicht, dass Gläubige nicht so schnell vergessen, woran sie glauben nur weil religiöse Symbole zunehmend im eigenen Haus statt im öffentlichen Raum Platz finden. Andernfalls darf die Qualität des Glaubens ohnehin in Frage gestellt werden.