FVS protestiert gegen das Verteilen von Gideon-Bibeln an und um Volksschulen

Aktuell

Die Kantone Schaffhausen und Thurgau stehen gemäss einer Umfrage der FVS alleine da mit ihren Empfehlungen für die Bibelverteiler.

Medienmitteilung

24.8.2010 Die Freidenker-Vereinigung der Schweiz protestiert gegen die Verteilung von Gideon Bibeln an Schaffhauser Schulen mit Genehmigung der Schaffhauser Kantonsregierung.

Auch in Berner Schulen gibt es gemäss ueli.duerst@erz.be.ch eine Abmachung mit den Gideons: "Die Gideons sind unsererseits dazu verpflichtet, die Bibeln in Absprache mit den Lehrpersonen und den Schulbehörden abzugeben. " (Mail vom 11. Mai 2010)

Auf  http://www.gideons.ch/ heisst es: "Die Gideons sind der verlängerte Missionsarm der Kirchen und Gemeinden: Ihr einziges Ziel ist, Männer, Frauen und Jugendliche für Jesus Christus zu gewinnen durch Zusammenarbeit, persönliches Zeugnis und durch das Verteilen der Bibel - Gottes Wort- dort, wo sich die Ströme des menschlichen Lebens begegnen."

Gideon nutzt gezielt Abhängigkeitsverhältnisse an Schulen, Pflegeinstitutionen und Gefängnissen aus. Die dortigen Hausverantwortlichen machen sich mit einer Zulassung zu Handlangern der Mission.

Schulen sind Bildungsinstitutionen. Sie haben einen Bildungsauftrag, d.h. sie vermitteln nicht Traditionen sondern sollen die jungen Menschen dazu befähigen, selbstbestimmt mit Traditionen umzugehen.

Die FVS verlangt, dass die Erziehungsdirektionen und Regierungen ihre Verantwortung wahrnehmen und das Verteilen solcher und ähnlicher Schriften an den Schulen und um die Schulen strikt unterbinden, weil es sich nicht mit der gebotenen weltanschaulichen Neutralität der Volksschule verträgt.

Gideons gehe auf Kinder los
Tätigkeit von Gideon

"Ziel der Gideons ist es, Menschen für Jesus Christus zu gewinnen. Dies versuchen sie durch das Auslegen von Bibeln und Teilen davon in Hotels und Pensionen, Spitälern, Altersheimen und Justizvollzugsanstalten sowie durch die kostenlose Weitergabe von Taschenausgaben der Heiligen Schrift an Schüler und Studenten, Polizisten und Gendarmen, Armeeangehörige und Pflegepersonal in Spitälern zu erreichen."

Finanzierung von Gideon

Das Interview mit dem Gideon-Leiter (2003) zeigt, mit welcher Penetranz diese Leute auftreten und, dass ihre Bibeln auch von den Landeskirchen mitfinanziert werden - wer weiss, vielleicht auch mit Steuergeldern von Firmen, von Konfessionsfreien von Andersgläubigen.

Kollekten/Vergabungen der Landeskirchen zu Gunsten von Gideon, soweit im Internet zu finden:

Ref. Kirchgemeinde Lindau Mai 2009: 206.-, 10.5.2010   www.kirche-lindau.ch/ Ref. Kirchgemeinde Murgenthal: 29.08.2010   www.ref-kirche-murgenthal.ch Ref. Kirchgemeinde Sennwald-Lienz-Rüthi (SG): 29.1.2006 Ref. Kirchgemeinde Frauenfeld: 28.6.2009: 565.- Ref. Kirchgemeinde Oberuzwil-Jonschwil: 2009: Fr. 200.-

Übersicht über die Kantone

Die FVS hat am 31. August 2010 die kantonalen Erziehungsdirektionen angefragt, ob von ihrer Seite ein Empfehlung abgegeben wurden. Ergebnis (wird laufend ergänzt):

Keine Empfehlung zu Gunsten der Gideons abgegeben haben die Kantone

AG, AR, BL, BS, FR, GR, LU, SG, SO, SZ, UR, VS, ZG, ZH.

BS: "Das ED BS wurde nicht angefragt. Wir würden eine solche Empfehlung auch nicht abgeben."

SO: "Im Kanton Solothurn gibt es eine Trennung von Kirche und Staat, der Religionsunterricht ist in der Verantwortung der Kirchgemeinden. Die von Ihnen aufgeworfene Frage stellt sich aus diesem Grund für die staatliche Schule nicht."

BL: "Gemäss Bundesverfassung sind Schule und Religion zu trennen, weshalb seitens der Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion Basel-Landschaft keine solche Empfehlungen abgegeben werden."

GE:

Eine Empfehlung zu Gunsten der Gideons abgegeben haben die Kantone

SH BE: "Es gibt ein entsprechendes Schreiben an die Gideons aus dem Jahre 1970, das aber aufgrund seines Alters und dem Wertewandel in seinen Aussagen momentan direktionsintern hinterfragt wird." Mail von der Erziehungsdirektion vom 1.9.2010 TG: Die Empfehlung wurde im Februar 2010 erneuert. TG Empfehlung.pdf

Aargau

Aargauer Zeitung 2011 Vertreter von Gideon International haben vor dem Schulareal in Kaisten Bibeln verteilt. Dass ihre Kinder auf dem Schulweg von Fremden angesprochen werden, passt einigen Eltern gar nicht. Die Schulleitung in Kaisten war angefragt worden, hatte die Verteilungen auf dem Areal aber untersagt.

Ganzer Artikel: http://www.aargauerzeitung.ch/aargau/fricktal/eltern-empoert-christliche-gemeinschaft-missioniert-vor-schule-115966880

Basel

"Benjamin holt die Bibel hervor und zeigt die Unterschrift und das Datum: 25. Oktober 2000. Er erinnerte sich, dass an jenem Tag die Gideons vor seinem Schulhaus diese Bibeln verteilt haben." www.gellertkirche.ch/attachments/179_3,2006.pdf

Bern

6.11.2012 Stadt Bern: Gemäss Radio Capital FM verteilen die Gideons vor Berner Primarschulen ihre Bibeln. Schulbehörden und Kantonale Behörden empfinden als gewöhnliche Promotion, mit welcher 10-Jährige umgehen könnten.

2010 Schwarzenburg (BE),  Mitteilung der Gemeinde www.wahlern.ch/fileadmin/media/pdf/.../schwarzenburg_06_07-2010.pdf:

"Bibelverteilaktion 2010 Ende Mai 2010 wurden den Kindern in der Nähe verschiedener Schulhäuser im Dorf und ausserhalb Bibeln verteilt. Leute von der Gideon-Gruppe Bern-West sprachen die Kinder an und gaben ihnen die Bücher mit.Den Schulen und der Bildungskommission ist es wichtig mitzuteilen, dass wir diese Aktion in keiner Weise gutheissen.Vor einigen Jahren haben wir der Gruppe The Gideon einen Brief geschrieben und die Leitung gebeten, in Zukunft von solchen Verteilaktionen abzusehen, da wir es nicht richtig finden, Kinder zu solchen Zwecken zu instrumentalisieren. Leider haben wir keine Möglichkeit die Verteilung zu verbieten, da sich die Gideon-Leute auf öffentlichem Grund aufhalten. Wir finden es gut, den Kindern mitzuteilen, dass sie die Bibeln auch ablehnen dürfen."

Genf

Februar 2017: Mitglieder des Gideonbundes haben beim Ausgang einer Sekundarschule in Carouge bei Genf Bibeln verteilt. Das Vorgehen irritierte, doch kein Gesetz verbietet das. Sobald das neue Gesetz zur Laizität im Kanton Genf vom Volk angenommen ist, werden solche Aktionen bewilligungspflichtig. https://www.kath.ch/newsd/in-genf-wurden-neben-einer-schule-bibeln-verteilt/

Tessin

Gideons unerwünscht: beim Schriften-Verteilen von Schularealen fortgejagt   Radio Fiume Ticino, 9. Oktober 2009

"Mitglieder der "The Gideons International" von Savosa wurden von drei Schulen weggewiesen, weil sie Schülern Kopien des Neuen Testamentes verteilten. Marco Burkard, Präsident der kantonalen SVP sowie Sekretär der Tessiner Gideons wehrte sich jedoch gegen den Vorwurf der Missionierung. Die Schriften würden nur an Interessierte auf öffentlichem Grund abgeben. Eine Kantonsverordnung verbietet es, Propagandamaterial in und an öffentlichen Schulen zu verteilen. Paolo Martini, Leiter der Gemeindeschulen in Bellizona bestätigt den Hergang. Ein Lehrer hätte den Mann ausserhalb des Tores gesehen und befürchtet, er könne in den Garten gelangen. Er hätte ihn daraufhin persönlich zum Weggehen aufgefordert.

Die Gideons sind auch an der Oberstufe 1 in Locarno aufgefallen. Direktor Daniele Bianchetti fühlt sich durch deren Vorgehen belästigt. Die Gideons hätten blitzschnell gehandelt, einigen Schülern ihre Schriften abgegeben und hätten sich dann wieder davongemacht. Er halte dies für über alle Massen unkorrekt und erwarte von religiösen Kreisen, dass sie sich gebührend zu benehmen wissen. Nicht nur die Schule sei zur Wachsamkeit aufgerufen, auch die Eltern sollen ähnliche Vorkommnisse melden, so Paolo Martini.

Im Tessin zählt die Organisation um die zehn Mitglieder. Normalerweise zeigten sie sich sehr medienscheu, so auch der Präsident des lokalen Ablegers Alvaro Puglisi, der nicht für eine Stellungnahme verfügbar war. Nach einer erfolglosen Bewerbung an Tessiner Schulen unterrichtet dieser gemäss Behördenauskunft gegenwärtig an einem Gymnasium in der Region Varese. Gerade bei jüngeren, sehr leicht beeinflussbaren Kindern seien solche Aktionen von Evangelikalen problematisch: "Gerade weil sie in einem heiklen Alter sind sollten die Kinder und Jugendlichen mit den Bibeltexten vertraut gemacht werden, die von Friede, Harmonie, Liebe unter den Menschen handeln und jede Gewalt ablehnen", widerspricht Burkhard. Für ihn besteht kein Konflikt zwischen Bibelverkündung und der säkularen Ausrichtung der Volksschulen. Die Gideons seien eine überkonfessionelle Vereinigung und das Neue Testament richte sich schliesslich an alle." (Quelle: http://www.marcojeitziner.ch/091009, Übersetzung FVS)

Dübendorf : Busse aufgehoben

30. September 2009: Andreas Lutz verteilt zusammen mit fünf Mitarbeitern der Gideons von 11.30 bis 12.15 Uhr auf dem Trottoir neben dem «Stägenbuck»-Schulhaus kleine Gideon-Bibeln an Schüler der Oberstufe. Solche Aktionen sind seit Jahrzehnten Teil der Arbeit der Gideons, und Andreas Lutz hat selbst viele solcher Einsätze hinter sich, ohne dafür belangt worden zu sein. Doch an diesem Tag wird Lutz von einem Vater, dessen Sohn ebenfalls eine Bibel erhalten hatte, deswegen zur Rede gestellt. Er wurde schliesslich verzeigt und vom Statthalteramt Uster zu einer Busse von 190 Franken verknurrt mit der Begründung der «über den Gemeingebrauch hinausgehende Benützung des öffentlichen Grundes durch das Verteilen von Bibeln auf dem Areal einer öffentlichen Schulanlage.» Am 26. August 2010 entschied das Bezirksgericht Uster, das Verteilen von Bibeln im öffentlichen Raum sei eine „nicht über den Gemeingebrauch hinausgehende“ Handlung. Dabei betonte der Richter offenbar, dass dieses Urteil nur für den vorliegenden Fall gelte und ermahnte die Bibelverteiler, sich jeweils gut zu überlegen, wie sie ihre Verteilorte auswählen. Noch ist offen, ob das Statthalteramt Dübendorf den Entscheid vors Obergericht weiterziehen will. Quelle: http://www.factum-magazin.ch/wFactum_de/aktuell/2010_08_26_Gideon_freigesprochen.php

Schaffhausen

im Interview mit dem Schaffhauser Bock sagt der Regierungsrat, der diesen Bock geschossen hat: «Was die Schüler dann mit ihnen <den Bibeln> tun, ist ihnen überlassen – sie können sie auch in den Kübel werfen». So weit sind die Freidenker noch nie gegangen!

27.8.2010 Radio Munot: Gideon-Bibeln: Freidenker-Vereinigung kritisiert Empfehlung von Christian Amsler Regierungsrat Amsler verteidigt seine Empfehlung mit der Aussage: "Wir leben in einem christlichen Land".

10.9.2010 Schaffhauser Nachrichten: Nachgefragt

Thurgau

Die Thurgauer Regierungsrätin Monika Knill (SP) hat den Gideons ebenfalls 2010 eine Empfehlung.pdf ausgestellt. Darin beruft sie sich auf eine Empfehlung ihres Vorgängers Jakob Stark (SVP), der 2006 seinem Namensvetter aus dem gleiche Ort, Rudolf Stark (ehemaliger Bezirksstatthalter SVP?), eine Empfehlung ausgestellt hatte.

Erlebnisberichte

"Ich wurde in der Volksschule selbst damit konfrontiert. Die Bibeln wurden uns WÄHREND des Unterrichts verteilt!!! Und zwar von zwei autoritären Herren, die sich und ihre Organisation kurz vorstellten und dann mit einer grossen Kiste voller ...Bibeln durch das Klassenzimmer marschierten. Natürlich wagte von uns Schülern niemand das Angebot abzulehen.

" J.S. Heimberg BE

War bei mir das selbe. Ist nun 10+ Jahre her, aber bei uns sind die Gideons ins Schulzimmer gehüpft als wär's das normalste auf der Welt. :/ M.S. Thun

Bei uns im Gymi hatten die Gideons auch einmal Bibeln auf dem Schulhausplatz verteilt - an bester Lage genau zwischen den Schulhäusern, wo alle Schüler durchkamen, und mit Billigung der Schulleitung. Einige Eltern haben dann allerdings auch offiziell dagegen protestiert, das hat glaub einen gewissen Eindruck hinterlassen. C.H. Zürich

Ich war Mitglied der Gideons International Gruppe (...), kenne die Organisation, war im Hauptquartier in den USA. Ich habe die Interne Prüfung als Sprecher für den "Kirchenzeugnisdienst" abgelegt, und war an vielen Verteilaktionen beteiligt. Die Gideons aufzuhalten ist ein schwieriges Unterfangen. Einfach nur die Bibeln in den Hotels oder Spitälern zu bemalen, bekleben oder Seiten herauszureissen, oder zu entwenden ist nutzlos, da die Gideons regelmässig überprüfen und die Bibeln ersetzen. Auch helfen dabei Gläubige z. B. in den Spitälern mit. (Name und Adresse der FVS bekannt.)

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