Toleranz gegenüber dem Islam

Leserbrief im St. Galler Tagblatt 17. Juni 2010

Herausforderung Islam, «Reden statt verurteilen», 16.6.2010

Wir Freidenker treten konsequent für die Menschenrechte ein, die jedem Menschen, unabhängig von seiner Stellung in Staat, Gesellschaft, Religion oder Kultur und ungeachtet seiner Sprache, Hautfarbe oder Weltanschauung, bereits dadurch zustehen, weil er als Mensch existiert.

Wir Freidenker glauben, dass es zur offenen, pluralistischen Gesellschaftsordnung, zum liberalen Rechtsstaat keine demokratische Alternative gibt, und nur er allein kann die oben aufgeführten Menschenrechte garantieren und verteidigen. Wir Freidenker halten gar nichts von kurzsichtigen, populistischen Massnahmen gegen den Islam. Angst und Ignoranz verhindern eine kluge Analyse und eine differenzierte Problemlösung. Gerade wenn es sich um Religionen handelt. Es gilt aus der Geschichte zu lernen. Keine Stigmatisierung und Ausgrenzung von Andersdenkenden. Toleranz in der aufklärerischen Tradition ist und war immer die Toleranz gegenüber dem Andersdenkenden.

Das grösste Problem des Islams mit der Moderne ist meiner Meinung nach seine tiefverwurzelte Feindschaft gegenüber dem Pluralismus. Die friedliche Koexistenz verschiedener Weltsichten ist ein entscheidendes Kennzeichen der Moderne. Die Moslems in der Schweiz, besonders ihre Eliten tun gut daran, das Projekt Aufklärung und Islam im 21. Jahrhundert ganz zuoberst auf ihre Prioritätenliste zu setzen.

Ich glaube, der real existierende Islam in seinen vielen Facetten hat seine grundlegende Reformation noch vor sich. Er muss seine Haltung finden zum Pluralismus und zur Rolle der Frau, um in der Moderne bestehen zu können.

Raffaele F. Schacher Vorstand Ostschweizer Freidenker Seeheimstrasse 5, Goldach
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