Tabuthema Pädophilie
Leserbrief zum Bund Interview vom 19.03.10 und Antwort auf Leserbrief Georges Dubi vom 20.03.10
Im Gegensatz zu Leserbriefschreiber Georges Dubi fand ich das im Bund publizierte Interview „Pädophilie ist uns nicht fremd“ gut und auch wichtig. Pädophilie ist ein äusserst schwieriges, menschliches Thema. Psychoanalytiker Peter Passett`s Antworten im Interview sind differenziert und pragmatisch. Dass der Kindsmissbrauch auch in katholischen Anstalten besonders ausgeprägt war und ist, erstaunt überhaupt nicht. Männer in kirchlichen Zwangsjacken bleiben schliesslich immer noch Männer. Das Versagen und die Ratlosigkeit der (männlichen) Kirchenobrigkeit ist für mich als Freidenker schon fast erheiternd.
Es ist nun mal seit der Steinzeit eine Tatsache, dass wir Männer vergewaltigen und missbrauchen. Prostitution und Pornoindustrie existieren nur, weil es Männer gibt.
Wir Menschen haben uns vom Affen in ein höchst widersprüchliches Wesen weiterentwickelt. Wir sind eine Gattung mit viel Schönheit und viel Schrecken.
Wenigstens schätzen wir uns so ein.
Wenn wir uns wirklich sozial weiterentwickeln wollen, müssen wir ehrlich sein und nicht die Augen vor unangenehmen Tatsachen verschliessen. Wir sollten lernen, den Schrecken besser in den Griff zu bekommen. Pädophilie ist schliesslich nur eine schlimme menschliche Verfehlung unter vielen. Diese Feststellung ist weder Trost noch Entschuldigung.
Aber nur mit Tabuisierung und Repression alleine kriegen wir unsere menschlichen Schwächen nicht in den Griff. Die öffentliche Debatte ist wichtig. Auch kreative, lösungsorientierte Gedanken wie sie Peter Passett im Interview geäussert hat sind wichtig und alles andere als „verantwortungslos“ und „pseudointellektuell“.
Daniel Aellig Freidenker-Vereinigung Bern