Hans Saner

Philosoph. Mehr...

"Dass Gott nicht ist, ist ein Postulat der praktischen Vernunft ... das Bewusstsein der Freiheit verpflichtet zur Verantwortung"

Quelle:  Radio DRS2 Juli 2006

"Es kommt weniger auf die Inhalte des Glaubens an als auf die Art und Weise, wie man etwas glaubt. Der Gottesglaube ist für den Glauben nicht unverzichtbar. Man kann dies im Buddhismus sehen. Aber für die Art des nicht-fundamentalistischen Glaubens ist das Wissen unverzichtbar, dass wir das Transzendente nicht kennen: weder ob es sei noch wie es sei. Der Gott hat keine Adresse. Wenn man derart alles Wissen aufgehoben hat, kann man immer noch fragen, ob es besser sei, darauf hinzuleben, dass Gott ist, oder darauf, dass Gott nicht ist."

"Je positiver der Glaube aber wird, und je mehr er sich verdinglicht, umso mehr kommt er in die Nähe des Fundamentalismus. Das Christentum ist in seiner verleiblichten Art des Glaubens fundamentalistischer als der Islam."

"Der Fundamentalismus ist vor allem in seiner Verbindung mit politischer Macht gefährlich. Man beruft sich dann auf die Transzendenz, um verbrecherischen Handlungen eine absolute Legitimation zu geben. Sobald sich eine Richtung fundamentalistisch Glaubender zusammenschliesst, bilden sich Ansprüche der Macht heraus und wenn sich nicht alle in diese einfügen, auch Formen der Gewalt. Mir ist das schon als Kind bewusst geworden. Ich bin in einem Täufer-Milieu aufgewachsen. Meine Mutter war eine sanfte Frau. Aber sie hat nie realisiert, wie viel Gewalt sie eingesetzt hat, um uns Kinder auf den «rechten Weg» zu bringen."

Was empfehlen Sie zum Schutz vor dem Fundamentalismus?

"Den Glauben an die Ausschliesslichkeit der Wahrheit der eigenen Religion aufgeben. Sich von jedem Überlegenheitswahn verabschieden. Andere Kulturen kennen lernen. Freundschaften mit Menschen aus anderen Kulturen und Religionen pflegen. Das Recht auf Andersheit im Rahmen der Menschenrechte anerkennen. Im Kampf mit dem Drachen nicht selber zum Drachen werden." Neue Luzerner Zeitung, 07.09.2007

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