USA: Atheisten fordern eigene Militärseelsorger

In der US-Armee gibt es ca 3000 Seelsorger, welche den SoldatInnen - ungeachtet ihrer Religionszugehörigkeit - beistehen sollen. Die grosse Mehrheit der Seelsorger sind Christen, einige wenige Muslime oder Juden, einer ist Buddhist. Demnächst könnten ein Hindu und ein Wicca Seelsorger folgen. Atheisten und säkulare Humanisten fordern nun Gleichberechtigung und eigene Seelsorger: Humanisten könnten den gleichen Dienst erfüllen wie religiöse Seelsorger.

Der Vorstoss ist Teil einer Kampagne der Atheisten, welche den Freidenkern Anerkennung in der Armee und damit Erleichterungen in der Finanzierung und in der Organisation von Treffen der freidenkenden Armeeangehörigen verschaffen wollen.

Gemäss einer Statistik des Verteidigungsministeriums bezeichnen sich rund 9'400 der 1.4 Millionen Aktiven als Atheisten oder Agnostikeror, mehr als Juden, Muslime, Hindus oder Buddhisten. Die Freidenker gehen zudem davon aus, dass unter den  285'000 Aktiven, welche angeben, sie hätten keine religiöse Präferenz, sich noch eine viel grössere Anzahl Freidenker verbergen, die sich erst bei der offiziellen Akzeptanz outen würden. Militärseelsorger widersprechen dieser Annahme und sagen, dass die Mehrheit jener Gruppe religiös sei, nur nicht so stark.

Die Freidenker monieren zudem, dass - obwohl Missionierung offiziell verboten sei - ein subtiler Druck zur Konversion zum Christentum bestehe. Insbesondere die Suizidpräventions- und Antistressprojekte, welche die Resilienz der Aktiven stärken sollen, würden von religiösen Codes triefen und eine Gottheit und ein Leben nach dem Tod suggerieren.

Im Herbst 2010 haben Freidenker im Fort Bragg Widerstand geleistet gegen eine Veranstaltung der Billy Graham Evangelistic Association mit dem Titel "Rock the Fort", die auf Antrag der Militäseelsorge auf dem Militärgelände stattfand und finanziell und logistisch von der Armee unterstützt worden war. Im Gegenzug verlangen nun Freidenker dieselbe Unterstützung für einen geplanten säkularen Anlass im Herbst 2011 mit atheistischen Musikern und Richard Dawkins als Gastredner. Der Antrag wurde abgelehnt, weil der Anlass nicht genug TeilnehmerInnen haben werde, um die Nutzung des Militärgeländes zu rechtfertigen. Der Antragsteller hat den Entscheid angefochten.

http://www.nytimes.com/2011/04/27/us/27atheists.html