Kt. NE: Philip Morris zahlt keine Kirchensteuer mehr

Die Neuenburger Kirchen verlieren eine ihrer wichtigsten Geldquellen. Der Zigarettenkonzern Philip Morris bezahlt ab diesem Jahr keine Kirchensteuern im Kanton mehr.

Weil der Zigarettenkonzern Philip Morris ab sofort keine Kirchensteuern mehr bezahlt, müssen die Kirchen im Kanton Neuenburg mit 10 bis 20 Prozent weniger Einnahmen auskommen. Wer finanziert nun die Kirchenleistungen? Das Unternehmen habe die Kirchen anlässlich eines Treffens mit der Neuenburger Regierung informiert, teilten die katholische, die reformierte sowie die christlich-katholische Kirche des Kantons mit. Der Entscheid betreffe nicht nur die Zukunft, sondern auch das laufende Jahr, in dem die Kirchen die Einnahmen bereits fest verplant hätten.

Der Entscheid stelle den Fortbestand von zahlreichen Leistungen der Kirche für die alle Einwohner des Kantons in Frage. Zu den bedrohten Leistungen gehörten etwa Geistliche in Spitälern, Altersheimen oder Gefängnissen, aber auch Gottesdienste für Beerdigungen.

Für seine Kirche habe dieser Entscheid schwere Folgen, sagte Gabriel Bader, Präsident des Synodalrats der reformierten Neuenburger Kirche zur Agentur ProtestInfo. Wie seine Kollegen der anderen Kirchen sei er vom Entscheid überrascht worden. Er sei sich auch nicht sicher, ob der Staat die Auswirkung richtig einschätze.

Keine Spenden an religiöse Institutionen Philip Morris habe die Kirchen stets freiwillig unterstützt, hielt das Unternehmen auf Anfrage fest. Schon Ende 2008 seien die Kirchen über den möglichen Schritt informiert worden. Es widerspreche den internen Spendenrichtlinien des Unternehmens, Organisationen mit religiösem Zweck zu unterstützen.

Weiterhin projektbezogene Unterstützungen Der Konzern betonte weiter, dass Projekte für Kultur und Gesellschaft in der Region weiterhin unterstützt würden. Dafür habe Philip Morris in den letzten fünf Jahren 750'000 Franken ausgegeben.

Der internationale Sitz des Zigarettenkonzerns Philip Morris befindet sich in Lausanne. In Neuenburg betreibt das Unternehmen ein Filiale für den Export. Im Gegensatz zu anderen Kantonen sind die Kirchensteuern in Neuenburg für Unternehmen nicht obligatorisch. (sda)

http://www.20min.ch/news/schweiz/story/Philip-Morris-bringt-Kirche-in-die-Bredouille-24317172

Situation in den Kantonen

Keine Kirchensteuer für jurist. Personen erheben nur die Kantone:

BS, SH, AR, AG und GE.

Die Kantone VD und VS erheben keine Kirchensteuer im eigentlichen Sinne. Die Kultuskosten sind jedoch in den Budgets von Kanton und Gemeinden enthalten und sind demzufolge durch die Erträge aus den allgemeinen Steuern – auch der juristischen Personen – gedeckt.

Im Kanton SO erhebt von jur. Personen keine Kirchensteuer im eigentlichen Sinne. Die juristischen Personen bezahlen aber eine Finanzausgleichssteuer in der Höhe von 10% der einfachen Staatssteuer zuhanden der staatlich anerkannten Kirchgemeinden.

Im  Kanton SG erhebt jur. Personen keine Kirchensteuer im eigentlichen Sinne. Von den Zuschlägen zu den Gewinn- und Kapitalsteuern (220% der einfachen Steuer) wird aber ein Teil (22,5% der einfachen Steuer) für den Steuerausgleich unter den Kirchgemeinden verwendet.

Der Kanton NE erhebt die Kirchensteuer, die Bezahlung ist aber freiwillig.

ESTV Kirchensteuern 2009

Medien

27.11.2010 20 Min: Kt. NE: Philip Morris bringt Kirche in die Bredouille23.7.2010 NZZ: Unternehmen sollten keine Kirchensteuern zahlen müssen30.5.2007 20:50 Rundschau SF1: 
Umstrittene Kirchensteuer

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