FAZ: "Tipp-Ex"
Im Schweizer Kanton Wallis beschäftigt sich eine „IG Sorgfalt“ mit der sittlichen Gefährdung der Kinder durch die modernen Medien. Im Schulbuch „Schritte ins Leben“ ist sie jetzt fündig geworden. Unterrichtsminister Claude Roch empfiehlt nun Tipp-Ex zum Eliminieren.
Von Jürg AltweggDer Müll und der Schund im Internet überfordern uns alle. Seit es Photoshop gibt, lügen auch noch die Bilder. Im schweizerischen Kanton Wallis, in dem das Mittelalter nach Ansicht des Heimatdichters Maurice Zermatten bis zum Ersten Weltkrieg gedauert hat, ist der Sprung aus den abgeschiedenen Tälern ins globale Netz offenbar eine ganz besondere mentale Herausforderung. Mit der spezifischen Gefahr der sittlichen Gefährdung befasst sich die „IG Sorgfalt“. Sie hat jetzt die Bedrohung der Schweizer Zivilisation im Schulbuch „Schritte ins Leben“ aus dem Verlag Klett und Balmer verortet.
Die betreffenden Passagen handeln von Drogen, Tabak, Alkohol, Suizid und Sex. Die „IG Sorgfalt“ intervenierte deshalb unverzüglich beim Schulminister, dem 65 Jahre alten Claude Roch, der früher Vizefinanzchef bei Nestle gewesen ist. Roch schrieb daraufhin an die Walliser Lehrer und hat ihnen befohlen, „umgehend und mit der notwendigen Subtilität dafür zu sorgen“, dass die im Kapitel „Liebe und Sexualität“ aufgeführten Internetadressen „mit Tipp-Ex oder anderen soliden Klebematerialien eliminiert werden“.