Spanien: Proteste gegen Papstbesuch

In Barcelona haben am Donnerstagabend etwa 3000 Menschen gegen den Besuch von Papst Benedikt XVI. protestiert. Die katalanische Atheistenvereinigung „Jo No T’espero“ (Ich warte nicht auf Dich) hatte zu der Aktion auf dem Platz Sant Jaume aufgerufen. Die Atheisten protestierten gegen die Bezahlung des Papstbesuchs durch spanische Steuergelder, während einige ebenfalls demonstrierende Homosexuellen-Verbände die „Einmischung des Vatikans“ in die liberale Schwulenpolitik der spanischen Regierung kritisierten. Sie kündigten außerdem an, während des Papstbesuchs am Sonntag als weitere Protestaktion ein Massen-Küssen zu veranstalten. Die Vereinigung E-Cristians, ein Bündnis katholischer Organisationen, beklebte zehn Stadtbusse mit Werbeplakaten, die Papst Benedikt XVI. in Barcelona willkommen heißen. Laizistische Verbände werben dagegen auf den öffentlichen Verkehrsmitteln mit kritischen Parolen.

Wie katholisch ist Spanien?

Heute wird die katholische Kirche in Spanien vom Staat finanziert, auf der Grundlage eines Vertrages mit dem Vatikan. Es gibt eine Steuer in Höhe von 0,7 % der Lohn- oder Einkommenssteuer. Aber der Steuerpflichtige kann selber entscheiden, ob sein Geld der Kirche oder sozialen Einrichtungen zugute kommen soll. Gut ein Drittel der Steuerbürger entscheiden sich für die Kirche.

Dabei bezeichneten sich 2002 80% der Spanier als Katholiken, 2010 nur noch 73%.

Dazu sollte man auch wissen, dass es für spanischen Katholiken formell keine Möglichkeit des Kirchenaustritts gibt. Und im vergangenen Jahr wurden erstmals mehr Ehen standesamtlich geschlossen als vor dem Altar.

Spanien hat einen atheistischen Regierungschef und ein Parlament, das 2005 ein Gesetz über die gleichgeschlechtliche Ehe beschloss. Seither sind landesweit rund 20.000 solcher Ehen geschlossen worden.

http://de.euronews.net/2010/11/05/wie-katholisch-ist-spanien-heute/

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