FreidenkerInnen sagen Ja zur Ehe für Alle
Vernehmlassungsantwort zur parlamentarischen Initiative 13.468: Die Ehe soll homosexuellen Paaren geöffnet werden und lesbische Paare sollen Zugang zur Samenspende erhalten.
Für die FreidenkerInnen ist klar: Wer eine Ehe mit all ihren Rechten UND Pflichten mit einer anderen einwilligungsfähigen Person eingehen will, soll dies dürfen. Die sexuelle Orientierung soll hier irrelevant sein.
Die FreidenkerInnen stimmen deshalb der parlamentarischen Vorlage als Vertreterinnen der nicht-religiösen Bevölkerung vorbehaltlos zu und befürworten ebenso den Zugang zur Samenspende für gleichgeschlechtliche weibliche Ehepaare.
Die FreidenkerInnen verurteilen zudem die unredliche Argumentation der religiös motivierten Gegnerschaft der Vorlage. Diese gibt vor, sich für das Kindswohl einzusetzen und reduziert die Ehe auf eine Fortpflanzungsgemeinschaft. Beide «Argumente» sind jedoch einfach zu widerlegen. Studien zeigen, dass sich Kinder mit einem oder mehreren homosexuellen Elternteilen nicht anders entwickeln als Kinder mit heterosexuellen Eltern1. Und das geltend gemachte Risiko einer Stigmatisierung von Kindern von homosexuellen Eltern wäre kaum existent, würden genau diese Kreise auf ihre offene Ablehnung solcher Familiengemeinschaften verzichten. Es ist zudem offensichtlich, dass die Ehe für die meisten Paare viel mehr darstellt als das Zeugen und gemeinsame Grossziehen von Kindern. Ja, viele Ehen sind gewollt oder ungewollt kinderlos. Auch diesen Ehepartnern bietet das Eherecht richtigerweise dieselben Sicherheiten wie Paaren mit Kindern. Es ist also offensichtlich: Den GegnerInnen geht es nur um eines: Um das Aufrechterhalten einer religiös begründeten Diskriminierung Homosexueller.
Die FreidenkerInnen betonen, dass es nicht zuletzt aus Gründen des Datenschutzes wichtig ist, die Gemeinschaft auch bei homosexuellen Beziehungen «Ehe» zu nennen. Denn der Zivilstand soll keine Hinweis auf die sexuelle Orientierung geben. Die FreidenkerInnen sind deshalb mit dem Vorgehen einverstanden, dass nach Inkraftreten der Ehe für Alle keine neuen eingetragenen Partnerschaften mehr eingegangen werden können. Sie begrüssen jedoch die Idee, eine «Ehe light» einzuführen, die dann selbstredend gleich- oder gemischtgeschlechtlichen Paaren offen stehen soll. Die FreidenkerInnen fordern zudem, dass der Zivilstand für Personen in eingetragener Partnerschaft, deren Partner verstorben ist, neu «verwitwet» lauten soll. Die heutige Variante «in aufgelöster Partnerschaft» ist stigmatisierend.
Die Schweiz darf sich in guter Gesellschaft wissen, wenn wir die Öffnung der Ehe für alle vollziehen. Sämtliche westeuropäischen Staaten mit Ausnahme von Italien und Nordirland haben sie bereits eingeführt. Die Freidenkerinnen wünschen, dass die Schweiz dieser Liste möglichst bald hinzugefügt wird. Für eine offene, liberale, tolerante, eine humanistische Schweiz!
Die Freidenker-Vereinigung der Schweiz mit ihren Kantonalsektionen setzt sich ein für die Belange der konfessionsfreien, religionsungebundenen Menschen in der Schweiz. Wir treten für eine Trennung von Staat und Religionsgemeinschaften ein, kämpfen für die Einhaltung der Menschenrechte und setzen uns für eine offene, pluralistische, tolerante Gesellschaft ein.
Für die Freidenker-Vereinigung der Schweiz
Valentin Abgottspon, Vize-Präsident, Leiter Ressort Politik
Andreas Kyriacou, Präsident, Leiter Ressort Wissenschaft
1 Für eine Zusammenfassung siehe regenbogenfamilien.ch/docus/FAQ-Forschung.pdf