Keine Grabrede wegen Kirchenaustritt

zueriost.chvom 27.03.2017:"Ein Fall aus Fällanden zeigt: Wer aus der Kirche austritt, hinterlässt beim Tod seinen Angehörigen Probleme, wenn diese bei der Abdankung kirchliche Dienste wünschen. Gemäss den Kirchen kommt das immer häufiger vor.

Karlis Gulbis ist im Alter von 39 Jahren verstorben, an Magenkrebs. Seit seinem Todestag sind mehr als neun Monate vergangen. Sein Lebenspartner Roland Wildhaber wird nie vergessen, wie er ihn an diesem 1. Juni ins Spital Zollikerberg bringen lassen musste. Monatelang hatte er ihn zuvor zu Hause in Fällanden gepflegt. Wenige Stunden nach der Einlieferung war Gulbis tot. «Das war für mich so unsäglich schmerzvoll, es gibt keine Worte dafür,» sagt Wildhaber Mit Wehmut erinnert er sich, wie sein Lebenspartner kurz vor seinem Tod noch nach einem Gläschen Chardonnay verlangte.

Abdankung gegen Eintritt

Wildhaber kümmerte sich um die Organisation der Beerdigung. Dabei nahm er Kontakt mit der Pfarrerin der Reformierten Kirchgemeinde Fällanden auf: «An ihren Namen kann ich mich leider nicht mehr erinnern.» Wildhaber bat die Pfarrerin eine Grabrede für seinen konfessionslosen Lebenspartner zu halten: «Einfach ein paar Worte, mehr nicht.» Die Pfarrerin sei anur sehr schwer von diesem Wunsch zu überzeugen gewesen, so Wild­haber. «Plötzlich eröffnete sie mir, dass sie eine Rede halten würde, wenn ich im Gegenzug in die Reformierte Kirche eintreten würde.» Für Wildhaber «ein Erpressungsversuch vom Schlimmsten». Er vermutet, dass die Pfarrerin sich auch nicht zu einer Rede durchringen konnte, weil er und sein Partner ein gleichgeschlechtliches Paar waren. Das Gespräch war für ihn jedenfalls höchst ­unerfreulich und beschäftigte ihn lange. Wildhaber schrieb der Kirchgemeinde am 1. Februar einen Brief, in der er das Vorgefallene schilderte. Durch die vermehrten Kirchenaustritte käme es tatsächlich ­immer häufiger vor, dass sich ­Angehörige von Konfessionslosen kirchliche Dienste bei Abdankungen wünschen, bestätigt Catherine McMillan, Pfarrerin der Reformierten Kirchgemeinde Dübendorf. Ihre Gemeinde sei seit einiger Zeit daran, eine einheitliche Handhabung zu erarbeiten. Bei den Schwerzenbacher Reformierten kommt es ein-, zweimal pro Jahr vor, dass Konfessionslose eine Abdankung wünschen, das bei 15 bis 18 Bestattungen pro Jahr. «Wir machen eine Abdankung nur, wenn die Hinterblie­benen der Reformierten Kirche angehören – das ist dann auch kostenlos», so die Auskunft der Reformierten Kirchgemeinde."

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