Beschneidung: Kinderärzte kritisieren AAP

Das deutsche Beschneidungsgesetz basiert auf fragwürdigen Empfehlungen von US-Kinderärzten (AAP), behaupten zahlreiche Mediziner. Ihre Kritik sei zurückgehalten worden.

Keiner der von der AAP angeführten Vorteile halte einer Analyse nach präventivmedizinischen Kriterien stand. Mitnichten schütze eine Beschneidung vor einer Reihe von Infektionen und Peniskrebs:

  • Harnwegsinfektionen treten nur bei einem Prozent der Säuglinge auf, die Komplikationsrate bei Beschneidungen ist dagegen doppelt so hoch. Es müssten also zwei Kinder Komplikationen erdulden, um einem Kind eine Infektion zu ersparen. Die Evidenz für den Schutzeffekt ist überdies unsicher.
  • HIV-Infektionen sind in den USA, wo 80% der Männer beschnitten sind, häufiger als in Europa, wo die Beschneidungsrate unter zehn Prozent liegt. Afrikanische Studien sind widersprüchlich, maximal wird ein 60-prozentiger Schutz für den Mann behauptet – für Frauen bietet die Beschneidung des Mannes keinen Schutz. Auf Kondome kann also nicht verzichtet werden.
  • Auch bei klassischen Geschlechtskrankheiten zählt man in den USA mehr Fälle als in Europa. Ein möglicher Schutz betrifft nur bestimmte virale Infektionen wie Herpes, nicht aber bakterielle Erkrankungen wie Syphilis. Kondome schützen umfassend.
  • Peniskrebs ist in der westlichen Welt extrem selten. Um einen solchen Fall zu verhindern, müssten Ärzte bis zu 322.000 Beschneidungen durchführen. In deren Folge sind statistisch bis zu 40 Todesfälle zu erwarten. Kondome schützen dagegen komplikationslos gegen die zugrundeliegende HPV-Infektion, die den Krebs auslöst. Im AAP-Papier werden Kondome aber gar nicht erwähnt.
http://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2013-03/beschneidungsgesetz-kinderaerzteverband-aap